Wuligers Woche

Seltsame Bettgenossen

Gut für die Juden? US-Präsident Donald Trump Foto: dpa

Es gibt Juden – und es sind nicht wenige –, die mit der Rechten sympathisieren. Sie tun das, weil sie sich von Trump in den USA, dem Front National in Frankreich oder der AfD hierzulande einen wirksamen Schutz gegen islamistischen Judenhass im eigenen Land und Antizionismus auf der internationalen Ebene erhoffen.

Verdrängt wird dabei, dass diese vermeintlichen Bündnispartner selbst partiell nicht nur in antisemitischer Tradition stehen, sondern auch aktuell Juden gegenüber oft ein, nennen wir es, ambivalentes Verhältnis pflegen, wie zuletzt in Trumps merkwürdiger Erklärung zum Holocaust-Gedenktag, in der die jüdischen Opfer der Schoa nicht vorkamen.

Frauenmarsch Auch wegen dieser Tradition und Gegenwart sind andere Juden unbedingte Gegner der Rechten – und finden sich ihrerseits ebenfalls in Gesellschaft von Antisemiten wieder, diesmal linker und/oder muslimischer Provenienz. Ein aktuelles Beispiel ist der Frauenmarsch auf Washington nach Trumps Amtseinführung.

Dass diese Massendemonstration maßgeblich von Linda Sarsour mitorganisiert wurde, einer Islamistin, BDS-Propagandistin und Hamas-Versteherin, war für die vielen jüdischen Teilnehmerinnen kein Thema. Wie die Juden auf der Rechten, versuchen auch die im linken Spektrum, fragwürdige Aspekte ihrer politischen Mitstreiter zu ignorieren oder kleinzureden.

Politik schafft seltsame Bettgenossen, sagt ein englisches Sprichwort. Aber deshalb muss man nicht gleich Perversionen praktizieren. Wirklich wohl in ihrer Haut fühlen sich wahrscheinlich weder die linken noch die rechten Juden mit ihren Bündnispartnern. Sie wissen, dass sie in einem Dilemma stecken. Dieses Dilemma ist nicht neu.

»Schutzjuden« Als angefeindete und bedrohte Minderheit haben Juden 2000 Jahre lang Sicherheit bei Stärkeren gesucht: erst als »Schutzjuden« unter den feudalen Landesherren, später vor allem in den Reihen des politischen Liberalismus und der Arbeiterbewegung. Erfolgreich waren diese verzweifelten Bemühungen auf Dauer nie.

Die Fürsten warfen, wenn ihre eigene Position bedroht war, die Juden der Meute zum Fraß vor, um so den Volkszorn umzulenken: Das klassische Beispiel ist Joseph Süß Oppenheimer. Liberale und Sozialdemokraten waren, als es hart auf hart kam, zu schwach – politisch und moralisch. Und die Kommunisten, bei denen viele Juden im 20. Jahrhundert ihr Heil suchten, brauchten nicht lange, um ihren eigenen Antisemitismus zu entwickeln, kaschiert als Kampf gegen »Trotzkismus«, »Kosmopolitismus«, »Zionismus« und »kleinbürgerliche Elemente«.

Das ist Geschichte. Und wieder Gegenwart, weil manche Juden offenbar aus der Historie nichts gelernt haben. Wie ihre Großeltern setzen sie auf Bündnisse mit Leuten, rechts oder links, die mit ihnen, freundlich ausgedrückt, nicht viel am Hut haben. Nützen wird es ihnen langfristig so wenig wie den Generationen zuvor. Der Schutz, den die Schutzjuden sich erhofften, war immer illusorisch. Und der Preis, den sie dafür entrichteten, war hoch: Sie zahlten mit der eigenen Würde – und bekamen dafür nichts.

Eurovision Song Contest

CDU-Politiker: ESC-Boykott, wenn Israel nicht auftreten darf

Steffen Bilger fordert: Sollte Israel vom ESC ausgeschlossen werden, müsse auch Deutschland fernbleiben. Er warnt vor wachsenden kulturellen Boykottaufrufen gegen den jüdischen Staat

 18.09.2025

Ehrung

Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für Tamar Halperin

Die in Deutschland lebende israelische Pianistin ist eine von 25 Personen, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 1. Oktober ehrt

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Ausstellung

Liebermann-Villa zeigt Architektur-Fotografien jüdischer Landhäuser

Unter dem Titel »Vision und Illusion« werden ab Samstag Aufnahmen gezeigt, die im Rahmen des an der University of Oxford angesiedelten »Jewish Country Houses Project« entstanden sind

 18.09.2025

Debatte

Rafael Seligmann: Juden nicht wie »Exoten« behandeln

Mehr Normalität im Umgang miteinander - das wünscht sich Autor Rafael Seligmann für Juden und Nichtjuden in Deutschland. Mit Blick auf den Gaza-Krieg mahnt er, auch diplomatisch weiter nach einer Lösung zu suchen

 18.09.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  18.09.2025

»Long Story Short«

Die Schwoopers

Lachen, weinen, glotzen: Die Serie von Raphael Bob-Waksberg ist ein unterhaltsamer Streaming-Marathon für alle, die nach den Feiertagen immer noch Lust auf jüdische Familie haben

von Katrin Richter  18.09.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 18. September bis zum 2. Oktober

 18.09.2025

Fußball

Mainz 05 und Ex-Spieler El Ghazi suchen gütliche Einigung

Das Arbeitsgericht Mainz hatte im vergangenen Juli die von Mainz 05 ausgesprochene Kündigung für unwirksam erklärt

 18.09.2025

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 18.09.2025