Heidelberg

Schuster wirbt für Kultur des Respekts

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Philipp Rothe

Bei der Absolventenfeier der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg hat Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, für eine Kultur des Respekts geworben.

Den Studenten sagte er bei der Veranstaltung am Mittwochabend: »Tragen Sie das Ihre dazu bei, dass diese Demokratie lebendig bleibt. Demokratie lebt vom Miteinander, von Respekt und Toleranz vom Gespräch – auch einmal vom Streit. Je mehr wir zeigen, wie lebendig unsere gemeinsame Kultur des Respekts ist, desto weniger Raum bleibt für diejenigen, die schon wieder einem völkischen Wahn folgen.«

vielfalt Außerdem appellierte der Zentralratspräsident an die Studenten: »Wer eine eigene Identität hat, wer seine Wurzeln kennt, wird nicht missgünstig, eifersüchtig, angst- und hasserfüllt auf seinen Nachbarn schauen. Tragen Sie also das Gelernte hinaus in die Welt. Fröhlich und weltoffen. Zeigen Sie den Menschen das Judentum in seiner ganzen Vielfalt und Gestaltungskraft. Seien Sie offen für Neues und bewahren Sie die jüdischen Traditionen.«

Viel zu oft werde vergessen, dass das Judentum Europa mit seinen Werten fundamental geprägt habe, sagte Schuster.

Viel zu oft werde vergessen, dass das Judentum Europa mit seinen Werten fundamental geprägt habe. »Heute werden viele dieser Werte wie Menschenwürde, der Schutz von Minderheiten, Religions-, Meinungs- und Pressefreiheit angegriffen. Der Konsens, der eine liberale Demokratie ausmacht, droht ins Wanken zu geraten«, beklagte Schuster.

»Was wir nicht für möglich gehalten haben, dass antidemokratische Kräfte durch Wahlen in die Parlamente gelangen, ist geschehen. Das Klima des Hasses und der Hetze hat mit dem grausamen rechtsextremistischen und antisemitischen Terrorakt von Halle vor wenigen Tagen einen furchtbaren Höhepunkt gefunden«, so der Zentralratspräsident.

Menschenfeindlichkeit Schuster unterstrich: »Spätestens jetzt muss die Zeit der Lippenbekenntnisse und folgenlosen Floskelwolken vorbei sein. Wir erwarten jetzt entschiedenes und nachhaltiges Handeln gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Jüdisches Leben in Deutschland muss sicher sein. Der Kampf gegen Antisemitismus muss geradezu zur DNA dieser Gesellschaft werden. Täglich, jederzeit und an jedem Ort – 365 Tage im Jahr.«

An die Studenten appellierte der Zentralratspräsident noch einmal zum Schluss seiner Rede: »Engagieren Sie sich in der Welt, im Beruf, in Ihrer Gemeinde. Seien Sie ein Botschafter des Judentums und ein Botschafter für die jüdische Gemeinschaft. Nehmen Sie das hier in Heidelberg erworbene Wissen im Kopf und im Herzen mit. Teilen Sie es, dann wird es reiche Früchte tragen.«  ag

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 28.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  25.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Menschenrechte

Die andere Geschichte Russlands

»Wir möchten, dass Menschen Zugang zu unseren Dokumenten bekommen«, sagt Irina Scherbakowa über das Archiv der von Moskau verbotenen Organisation Memorial

 25.12.2025

Rezension

Großer Stilist und streitbarer Linker

Hermann L. Gremliza gehört zu den Publizisten, die Irrtümer einräumen konnten. Seine gesammelten Schriften sind höchst lesenswert

von Martin Krauß  25.12.2025

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025