Sie kann es einfach. Dass ein Schofar viel melodischere Töne hervorbringt als die aus der Synagoge bekannten Tonfolgen »Tekia, Terua, Schwarim«, und dass eine Frau es mindestens so gut spielt wie ein Mann, stellte die israelische Musikerin Yael Gat kurz vor Rosch Haschana unter Beweis.
Bei einem ganztägigen Symposium der Stiftung ZURÜCKGEBEN in Berlin präsentierte die in Haifa geborene, in Tel Aviv ausgebildete und in Deutschland lebende Trompeterin, die das alte jüdische Instrument und den Gesang später in ihrer Laufbahn »entdeckte«, ihr Projekt und insgesamt zehn Schofare, die sie dafür erworben hatte.
Zahlreiche jüdische Frauen, unter ihnen Yael Gat, kamen am Sonntag unter dem Motto »30 Jahre zurückgeben – Stiftung zur Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft« in Berlin-Mitte zusammen, um ihre kreativen Projekte vorzustellen. Veranstalter war die 1994 gegründete Institution, die seit drei Jahrzehnten Stipendien an Frauen vergibt, um sie bei künstlerischen und wissenschaftlichen Vorhaben zu unterstützen.
Natalia Sinelnikova arbeitet an einer Doku über einen »87-jährigen Überlebenskünstler«
Zu den Geförderten des Jahres 2025 zählen auch die Filmemacherin Natalia Sinelnikova, die für ihren Dokumentarfilm Ein 87-jähriger Überlebenskünstler ihren Großvater jahrelang mit der Kamera begleitet hat. Sinelnikova, deren Spielfilm Wir könnten genauso gut tot sein bei der Berlinale 2022 die Sektion »Perspektive Deutsches Kino« eröffnete, porträtiert in ihrer Doku einen Mann, der im Rentenalter aus St. Petersburg nach Deutschland übersiedelte und sich trotz schwieriger Migrationserfahrungen im Alltag in Osnabrück behauptet.
Ihr Großvater, ein Elektriker, habe auch als Rentner auf vielen Gebieten Kreativität und Hilfsbereitschaft bewiesen, sagte die Filmemacherin, die wie ihr Großvater 1996 als »Kontingentflüchtling« nach Deutschland kam. Sinelnikovas auf 75 Minuten angelegter Film spricht viele Themen an, die für die Mehrheit der in Deutschland lebenden Juden von großer Relevanz sind. Bisher gibt es für die Dokumentation noch keinen Filmverleih.
Auch die Regisseurin Tetyana Gryniva, die als Kind in der Ukraine lebte, mit ihrer Familie nach Deutschland kam und zunächst in Bernburg an der Saale (Sachsen-Anhalt) landete, stellte am Sonntag ein Filmprojekt vor: Gemeinsam mit der Journalistin Sonia Smolenski arbeitet sie an einer fiktionalen Serie unter dem Titel Töchter der Diaspora.
Die Serie sei auch eine Art Spurensuche der zweiten Generation der Kontingentgeflüchteten, sagte Gryniva. Diese Generation sei jetzt erwachsen genug, um ihre Geschichten zu erzählen. In vielen bekannten TV-Serien über Juden und jüdisches Leben kommen diese Perspektiven bisher nicht vor.
Gezeigt wurde am Sonntag auch eine Ausstellung über die Arbeit der Stiftung ZURÜCKGEBEN mit insgesamt zwölf Protagonistinnen. Sie kann bei den Veranstalterinnen ausgeliehen werden.