Charlie Watts

Trauer um Rolling-Stones-Schlagzeuger

Charlie Watts an der Kotel in Jerusalem (2014) Foto: copyright (c) Flash90 2014

Der Schlagzeuger der legendären Rockband »The Rolling Stones«, Charlie Watts, ist tot. Watts sei am Dienstag im Kreis seiner Familie mit 80 Jahren friedlich in einem Londoner Krankenhaus gestorben, wie sein Agent Bernard Doherty der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, nachdem zuvor britische Medien berichtet hatten.

»Charlie war ein geschätzter Ehemann, Vater und Großvater und als Mitglied der «Rolling Stones» auch einer der großartigsten Schlagzeuger seiner Generation«, hieß es in dem Statement vom Abend.

TOURNEE Vor einigen Wochen war bereits bekannt geworden, dass Watts nicht an der kommenden US-Tournee seiner Band teilnehmen sollte. Er erhole sich von einer nicht näher spezifizierten medizinischen Behandlung, hieß es PA zufolge von einem Sprecher. Band-Kollege Mick Jagger twitterte Anfang August noch, er freue sich darauf, den Kollegen Charlie nach seiner Genesung wieder willkommen zu heißen.

Watts Tod löste in der Musikwelt und darüber hinaus große Bestürzung aus. »Charlie war ein Fels in der Brandung« und ein »fantastischer Schlagzeuger«, sagte Ex-Beatle Paul McCartney in einem Video, das er auf Twitter veröffentlichte. Auch dessen früherer Bandkollege Ringo Starr twitterte ein Foto von ihm und Watts und schrieb: »Gott segne Charlie Watts, wir werden dich vermissen, Mann.« Rocksänger Bryan Adams bezeichnete Watts als »einen der größten Rock-Schlagzeuger aller Zeiten«.

ISRAEL Die Rolling Stones traten nur einmal in Israel auf: Im Juni 2014 spielten sie, wenige Tage nach dem 73. Geburtstag von Watts, ein Konzert in Tel Aviv. Mick Jagger gratulierte seinem Schlagzeuger auf Hebräisch, woraufhin das Publikum die Gratulation in einem Sprechchor fortsetzte – zu Watts´ sichtlicher Freude.

Während des damaligen Israel-Aufenthalts besuchte Charlie Watts zusammen mit den Rolling-Stones-Gitarristen Ron Wood und dem Keyboarder Chuck Leavell die Kotel in Jerusalem, während Bandleader Mick Jagger nach Caesarea reiste.

JAZZ Geboren am 2. Juni 1941 in Nordlondon, entdeckte der Musiker schon früh seine Liebe zu Jazz und Blues. Er bastelte sich aus einem alten Banjo sein erstes Schlagzeug - es war der Beginn einer jahrzehntelangen Karriere mit diversen Jazz-Formationen und eben den Rolling Stones.

Watts kam ein halbes Jahr nach dem ersten Auftritt der Band im legendären Londoner Marquee Club am 12. Juli 1962 dazu. Die Entscheidung machte sich bezahlt, musikalisch und finanziell. Die Stones hätten eben das Glück und das Geld gehabt, viel Zeit im Studio verbringen zu können, sagte er dem britischen »Telegraph« ein halbes Jahrhundert später – und sie hätten daher viel ausprobieren können.

STIL Der Drummer galt als einer der bestgekleideten Rockstars. Der britische Popstar Elton John würdigte ihn nach der Todesnachricht als »stylischsten Mann und brillante Gesellschaft«. Doch im Gegensatz zu Sänger Mick Jagger und Gitarrist Keith Richards mied er das Rampenlicht.

Als Jazzmusiker wusste er musikalische Kollaborationen zu schätzen und schweißte die Stones zusammen - nicht nur, wenn er den Rhythmus auf der Bühne vorgab, sondern vor allem, wenn sich Jagger und Richards über Jahre hinweg immer wieder verkrachten.

EHE Seit 1964 war Watts mit derselben Frau verheiratet, der Künstlerin Shirley Watts, mit der er eine erwachsene Tochter hatte. Sie lebten auf einem Gestüt in der Grafschaft Devon und züchteten professionell Araberpferde. In den 80er-Jahren trank Watts stark und nahm Drogen. 2004 überstand der einst starke Raucher eine Kehlkopfkrebserkrankung.

Das Rockerleben ließ ihn nicht los: Nach jeder Tour versuche er sich zurückzuziehen, gestand er der »Times« mit 75. Keith Richards frage ihn, was er dann tun werde. »Ich weiß nicht, Rasenmähen? Also setze ich mich nicht zur Ruhe.« dpa/ja

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Interview

»Erinnern, ohne zu relativieren«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über das neue Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung, Kritik an seiner Vorgängerin Claudia Roth und die Zeit des Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur

von Ayala Goldmann  12.11.2025

Erinnerungspolitik

Weimer: Gedenkstätten sind zentrale Pfeiler der Demokratie

Das Bundeskabinett hat ein neues Konzept für Orte der Erinnerung an die NS-Verbrechen und die SED-Diktatur beschlossen. Die Hintergründe

von Verena Schmitt-Roschmann  12.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  11.11.2025