»Welches Schweinderl hätten s’ denn gern?«: Robert Lembke (1913-1989) gehört mit seinem heiteren Beruferaten »Was bin ich?« zu den deutschen TV-Legenden – er hätte Außerordentliches aus seinem bewegten Leben berichten können, tat das aber nicht in der Öffentlichkeit.
Diesem Umstand geht das sehenswerte Dokudrama »Robert Lembke - Wer bin ich?« im ARD-Programm auf den Grund. Der Film folgt den Spuren der Biografie des Mannes mit jüdischem Familienhintergrund und fragt nach den Gründen für seine Geheimnisse.
Die ARD zeigt sich rund zehn Tage nach dem Erscheinen froh über das Echo auf die Sendung. »Mit den Abrufzahlen in der ARD-Mediathek sind wir zufrieden«, sagt eine Sprecherin vom zuständigen Südwestrundfunk (SWR). Bei der späten Ausstrahlung am Pfingstmontag hatten rund 775.000 Menschen das Erste eingeschaltet.
Legendäres Rateteam
Das Dokudrama (unter anderem mit Johann von Bülow, Jeanette Hain und Martin Brambach) verwebt Archivmaterial, Interviews und Spielszenen zu einem aufklärenden Panorama.
Familienmitglieder wie die Enkelin Linda Benedikt, aber auch langjährige Wegbegleiter wie Georg Stefan Troller (103) und Marianne Koch (93) sowie der Quizmaster Günther Jauch (68) kommen zu Wort.
Mehr als 30 Jahre moderierte Lembke das Fernsehquiz »Was bin ich?« (1955 bis 1958 und von 1961 bis 1989). Viele Ältere erinnern sich noch heute an sein Rateteam Guido Baumann, Annette von Aretin, Hans Sachs und Marianne Koch.
Versteck auf Bauernhof
Geboren in München als Robert Weichselbaum, heiratete seine Mutter nach ihrer Scheidung erneut. Roberts Stiefvater schikanierte und denunzierte ihn wegen seines jüdischen Vaters. Um sich zu schützen, nahm er den Geburtsnamen seiner Mutter an: Lembke.
Im Zweiten Weltkrieg fand Lembke für sich und seine Familie ein Versteck auf einem Bauernhof in Bayern. In der Nachkriegszeit wurde Robert Lembke rasch eine intellektuelle Stimme für den Aufbau eines freiheitlich demokratischen Deutschlands. Doch über seine Erlebnisse in der Nazi-Zeit schwieg er meist.
Die Öffentlich-Rechtlichen haben in den vergangenen Jahren einige gut gemachte Filme über frühere Fernsehmänner und deren Erlebnisse in der dunklen Zeit Deutschlands ins Programm gehoben - und damit auch ihre Geschichte aufgearbeitet.
Virulenter Antisemitismus
Vor bald sieben Jahren gab es etwa den Dokumentarfilm »Kulenkampffs Schuhe« von Regina Schilling, in dem Familien- und Fernsehgeschichte in Form der Traumata deutscher Showmaster geschickt verknüpft wurden.
Im März brachte das ZDF den Spielfilm »Rosenthal« mit Florian Lukas in der Hauptrolle. Der Film über den legendären »Dalli Dalli«-Showmaster Hans Rosenthal (1925-1987) zeigt, wie NS-Opfer noch lange auch in der Unterhaltungsbranche Verdrängung und virulentem Antisemitismus ausgesetzt waren.