Technik

Revolution aus Nes Ziona

Alles, was digital werden kann, wird digital werden, der Druck ist keine Ausnahme», erkannte der israelische Unternehmer Benny Landa bereits Anfang der 80er-Jahre. 1993 stellte sein in Nes Ziona ansässiges Unternehmen Indigo die erste Maschine für den professionellen Digitaldruck vor. Nun will Landa die Printtechnik mithilfe der von ihm entwickelten Nanografie erneut revolutionieren.

Benzion «Benny» Landa wurde in Polen geboren. Seine Eltern, jüdische Flüchtlinge, wanderten nur wenig später mit ihm nach Kanada aus. Als Kind half er dem Vater oft in dessen Geschäft, das eigentlich ein Zigarettenladen war, jedoch in einem Nebenraum ein kleines Fotostudio beherbergte. Um Passbilder möglichst günstig anbieten zu können, entwickelte der technikbegeisterte Landa senior ein eigenes Verfahren, das dem der erst später populär werdenden Fotoautomaten sehr ähnelte – das elterliche Geschäft zu übernehmen, kam für den Sohn jedoch nicht infrage.

Benny Landa brach mehrere Studiengänge ab, bis ihm ein Freund schließlich dazu riet, nach London zu gehen und Film zu studieren. Nebenher arbeitete er in einer Druckerei. 1977 zog er nach Israel und gründete dort sein Unternehmen Indigo. «Ich bin aus zwei Gründen nach Israel gezogen. Erstens bin ich mit der Liebe zu Israel aufgewachsen, zweitens bin ich nicht nur in Kanada, sondern im nördlichen Kanada groß geworden», erklärt Landa noch heute gern. «Haben Sie eine Ahnung, wie kalt es im nördlichen Kanada wird?»

Pioniere Für professionellen Druck stehen dank Landa und anderer Pioniere nun zwei Verfahren zur Auswahl: Der vor über 100 Jahren erfundene normale Offsetdruck und der Digitaldruck, der bislang nur zwei Prozent des gesamten Printmarktes für sich erobern konnte.

Das Verfahren hat nämlich mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie der am heimischen Computer angeschlossene Tintenstrahldrucker: Die Papierauswahl ist beschränkt, denn die Tinte neigt auf vielen Sorten dazu, zu verlaufen und das Papier wellig zu machen. Außerdem muss der Ausdruck nach dem Aufbringen der Farbe erst einmal trocknen – folgt die nächste Seite zu schnell, kann das Ergebnis verwischen.

Der Vorteil des Digitalprinting ist jedoch, dass es sich auch lohnt, kleine Serien zu drucken, denn beim Offsetdruck dauert es viel länger, die Maschinen auf eine neue Druckvorlage einzurichten.

Hewlett-Packard Als Benny Landa Indigo 2002 an Hewlett-Packard verkaufte, sorgte er bei den Verhandlungen dafür, dass die Firma in Israel blieb. «Israelis sind die am härtesten arbeitenden und innovativsten Menschen, die ich kenne. Und das ist das Geheimnis für Indigos Erfolg», sagt er.

Eben dieser Benny Landa leitet nun mit seiner neuen Firma, der Landa Corporation, die zweite digitale Revolution auf dem Druckmarkt ein. Auf der «drupa» 2012 in Düsseldorf – weltgrößte Messe dieser Branche – präsentierte Landa eine neue Druck-technik. «Nanography» nennt die Firma ihr Verfahren, zu Deutsch Nanografie. Es verbindet die Vorteile von Digitaldruck und Offsetdruck miteinander.

Die Firma scheint mit ihrem neuen Verfahren die Probleme des Digitaldrucks gelöst zu haben. Bisherige Tintenstrahldrucker arbeiten alle nach dem gleichen Prinzip, sie spritzen farbige Tinte auf Papier und lassen diese dort einsickern.

Und auch, wenn die pro Bildpunkt verwendete Tinte nur aus kleinsten Mengen besteht, so sind diese einzelnen Bildpunkte doch nichts anderes als farbige Tintenkleckse, die ineinander verlaufen und so aus ein paar Grundfarben alle anderen mischen. Und weil diese Tintenkleckse Zeit brauchen, um in das Papier einzuziehen, kann man sie nach dem Druck auch noch leicht ungewollt verwischen.

FarbKleckse Die Nanografie arbeitet nun einerseits mit völlig neuen, NanoInk genannten Tinten. Diese Tinten enthalten Farbpigmente, die nur ein paar wenige Nanometer groß sind – ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter. Je kleiner die Farbpigmente, desto kleiner sind auch die Farbkleckse, die ein Tintenstrahldrucker auf das Papier bringen muss.

Kleinere Farbkleckse bedeuten einerseits ein schärferes Gesamtbild, andererseits aber auch eine höhere Farbtreue. Und auch, wenn das an sich schon einen großen Fortschritt bedeuten würde, wäre es doch noch lange keine Revolution.

Doch die verwendete Tinte ist nicht das Einzige, was in Landas Firma entwickelt worden ist. Bekleckst wird nicht mehr das Papier direkt, stattdessen wird die neue Tinte auf einen Druckträger – eine Art Endlostuch aus Gummi – aufgespritzt und härtet dort sofort aus. Die Farbe ist schon trocken, wenn sie von diesem Endlosband auf das Papier übertragen wird.

Es gibt also einen Druckträger, wie beim klassischen Offsetdruck. Die Farbe haftet dann nur auf dem Papier, sie sickert nicht ein – und wo nichts einsickert, kann auch nichts verlaufen. Für dieses Verfahren ist jede Papiersorte geeignet, von dünnem Recyclingpapier bis hin zu Karton. Und weil die Farbe schon trocken ist, stellt das Trocknen der Tinte keine Limitierung in der Druckgeschwindigkeit mehr dar. Dadurch ist es auch möglich, Plastikfolie direkt zu bedrucken. «Offsetdruck wird die dominierende Drucktechnik bleiben, aber es wird ein digitaler Offsetdruck sein», so Landa.

Kratzfest Wenn Farbe nur auf Papier haftet und nicht eingesickert ist – und damit das Papier selbst nicht färbt –, kann der Druck trotzdem leiden. Die Farbe kann heruntergekratzt werden, zwar nicht komplett, aber schon ein Kratzer oder eine abgescheuerte Stelle ruinieren den Gesamteindruck. Doch weil die Farbpigmente bei der Nanografie so klein sind, ist auch die Farbschicht sehr dünn, das Druckbild ist deshalb kratz- und scheuerfest.

Auf die Frage, ob das Drucken in Zeiten von Internet und iPad nicht schon veraltet und ohne Zukunft sei, antwortet Landa: «Es wird seit 500 Jahren gedruckt, und Papier gibt es seit 5.000 Jahren. iPads werden die Technik nicht über Nacht ablösen.» Außerdem würden ja nicht nur Bücher gedruckt: «Verpackungen werden immer bedruckt werden. iCornflakes oder iShampoo sind nur schwer vorstellbar», lacht Landa. «Und dazu gibt es auch noch die Fotoprodukte. Menschen lassen immer noch gern Fotobücher drucken, obwohl sie auch ein iPad am Kaffeetisch herumreichen könnten.»

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