Tübingen

Rede des Jahres

Marcel Reich-Ranicki am 27. Januar 2012 im Bundestag Foto: dpa

Für seine am 27. Januar vor dem Deutschen Bundestag gehaltene Ansprache erhält Marcel Reich-Ranicki die Auszeichnung »Rede des Jahres«.

Mit der Schilderung einer persönlichen wie welthistorischen Schlüsselszene aus dem Warschauer Ghetto entfalte er auf eindringliche und äußerst ungewöhnliche Weise die Macht des gesprochenen Wortes, heißt es in einer Erklärung des Seminars für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen.

Das Seminar vergibt einmal jährlich den undotierten Preis und würdigt damit »eine Rede, die die politische, soziale oder kulturelle Diskussion entscheidend beeinflusst hat«. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Jens Ziegler, Margot Käßmann, Siegmar Gabriel, Oskar Lafontain und Papst Benedikt XVI.

Appell In diesem Jahr nun Reich-Ranicki für seine am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus gehaltene Rede. Dabei habe er sich der konventionellen Gedenkrhetorik verweigert und auf Appelle, Mahnungen oder Forderungen verzichtet, so die Tübinger Rhetoriker. Stattdessen rücke er das Prinzip der Evidenz, namentlich die Vergegenwärtigung eines entscheidenden Moments in der Vernichtungsgeschichte der Juden, in den Vordergrund.

»Die Rede, teils mit brüchiger, teils aber auch mit gewohnt kräftiger Stimme und dezidierter Gestik vorgetragen, ist ein beeindruckender, kraftvoller und authentischer Beitrag zum Gedenken an den Holocaust in Deutschland«, heißt es in der Erklärung weiter.

»Dies ist gerade in einer Zeit von eminenter Bedeutung, in der es nur noch wenige Überlebende des Völkermords an den Juden gibt und in der unser Land gleichzeitig unter dem Eindruck rechtsextremen Terrors steht.« ja

Marcel Reich-Ranickis Besuch im Bundestag:
prelive.juedische-allgemeine.de/article/view/id/12184

Die Rede im Wortlaut:
http://bit.ly/w6tu6U

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  20.11.2025

Kino

»Fast ein Wunder«

Das israelische Filmfestival »Seret« eröffnete in Berlin mit dem Kassenschlager »Cabaret Total« von Roy Assaf

von Ayala Goldmann  20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

»Jay Kelly«

In seichten Gewässern

Die neue Netflix-Tragikomödie von Noah Baumbach startet fulminant, verliert sich dann aber in Sentimentalitäten und Klischees

von Patrick Heidmann  20.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  20.11.2025