Sehen!

»Red Alert«

Rotem Sela (M.) als Batsheva Yahalomi in »Red Alert« über den 7. Oktober 2023 Foto: © 2025 Keshet Broadcasting Limited, Green Productions and IEF. All rights reserved.

Ab welchem Zeitpunkt ist es angemessen, sich dem realen Grauen fiktional und künstlerisch anzunähern? Diese Frage schwebt – allzu nachvollziehbar – über der atemlosen und aufwühlenden TV-Produktion Red Alert, die das Geschehen des 7. Oktober 2023 in filmische Bilder fassen will. In Israel hatte der Vierteiler vor seiner Ausstrahlung beim öffentlich-rechtlichen Sender »Kanal 12« zu Diskussionen geführt.

Ist das Trauma nicht viel zu nah? Die Filmemacher und Produzenten der Serie, Lior Chefetz und Ruth Efroni, waren sich dieser Fragestellung vorab bewusst und liefern mit Red Alert ein, wie sich zeigt, dringliches Reenactment der schlimmsten Stunden des 7. Oktober und zudem eine feinfühlige und optimistische Hommage an die vielgestaltigen Heldinnen und Helden, die der »Schwarze Schabbat« hervorbrachte.

In vier Handlungssträngen erleben Zuschauer das Geschehen aus den Blickwinkeln einer Familie im Schutzraum des Kibbuz Nir Oz, eines Sicherheitsmanns beim Supernova-Festival und seiner Frau, die Polizistin ist, eines palästinensischen Vaters, der mit seinen Kindern in Israel lebt, und einer Mutter, die zunächst ihrem am Kampfgeschehen beteiligten Sohn und schließlich zwölf weiteren Menschen das Leben rettet.

»Red Alert« ist brutal nahe an den wirklichen Ereignissen inszeniert, mit ein paar fiktionalen Schlenkern.

Allein schon der letztgenannte Fall der Kindergärtnerin Tali Haddad aus Ofakim, die Schwerverletzte im eigenen Auto ins Krankenhaus transportierte – teils im Kugelhagel der Hamas –, lohnt das Zuschauen. Der reale Fall der resoluten Mutter aus dem Süden machte in Israel Schlagzeilen, höchste Zeit, dass Haddad international Anerkennung erfährt. Red Alert ist brutal nahe an den wirklichen Ereignissen inszeniert, mit ein paar fiktionalen Schlenkern.

Die erzählerische Kraft des Vierteilers liegt in der Hoffnung, welche die Figuren allesamt verkörpern. Zu ihnen gehört auch ein Palästinenser, der die israelische Armee vor einem Hinterhalt der Hamas warnt. Red Alert ist weniger daran gelegen, Schreckensbilder zu dramatisieren, als den Spirit zu zeigen, der das Land den Tag des Terrors und die schwere Zeit danach überleben ließ.

Ob wohl ein deutscher Sender das Drama bedingungslos ins Programm nehmen würde? Der neue Paramount-Boss David Ellison boxte das Projekt gegen Israel-Boykotteure in Hollywood und Widerstände im eigenen Unternehmen durch. Gut, dass Red Alert jetzt bei seinem Streamingdienst Paramount Plus international zu sehen ist – auch in Deutschland.

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Interview

»Erinnern, ohne zu relativieren«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über das neue Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung, Kritik an seiner Vorgängerin Claudia Roth und die Zeit des Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur

von Ayala Goldmann  12.11.2025