Musik

Radiohead wehrt sich gegen BDS

BDS-Anhänger beim TRNSMT-Festival in Glasgow Foto: dpa

Schon seit mehreren Monaten versuchen Unterstützer der israelfeindlichen Bewegung »Boycott, Divestment and Sanctions« (BDS), die britische Band Radiohead unter Druck zu setzen, damit diese ihr Konzert am 19. Juli in Tel Aviv absagt.

»Es ist nur ein sehr kleines Opfer, um diejenigen zu unterstützen, die sich gegen staatlich organisierten Faschismus auflehnen«, hieß es etwa Ende April in einem offenen Brief von 46 Künstlern, die den Israel-Auftritt von Radiohead verhindern wollen. Vergebens: Die Band verwahrte sich bislang gegen Boykottaufrufe und reagiert zornig auf die BDS-Forderungen.

Glasgow Nun ist die Auseinandersetzung zwischen den pro-palästinensischen Aktivisten und Radiohead um ein weiteres Kapitel reicher geworden: Als beim Konzert von Radiohead am Freitagabend in Glasgow mehrere Aktivisten Schilder mit dem Hashtag »CancelTelAviv« und palästinensischen Flaggen in die Höhe hielten, reagierte Radiohead-Frontmann Thom Yorke ungehalten: »Some fucking people!«, »Some fucking people!«, wiederholte der Sänger. Israelfeindliche Initiativen wie die »Glasgow Palestine Action« und »Radiohead Fans for Palestine« hatten zuvor schon am Eingang des Konzert für die Absage des Auftritts in Tel Aviv demonstriert.

Doch genau davon nimmt Radiohead weiter entschieden Abstand. Vielmehr kritisiert Thom Yorke Unterstützer der BDS-Bewegung mit harschen Worten. In einem Interview mit dem Musikmagazin »Rolling Stone« hatte er vergangenen Monat die Versuche, seine Band vom Auftritt in Israel abzuhalten, als »extrem erschütternd« bezeichnet. Er empfinde es als zutiefst verstörend, dass eine Gruppe von internationalen Künstlern, darunter Pink-Floyd-Frontmann Roger Waters, »uns öffentlich ankackt, statt mit uns persönlich in Dialog zu treten«.

Die Gruppe von Künstlern hatte Radiohead im Februar in einem offenen Brief aufgefordert, ihr Konzert am 19. Juli sowie einen Vortrag von Yorke an der Universität Tel Aviv abzusagen. Doch der konterte: »Es betrübt mich, dass Künstler, die ich respektiere, glauben, wir seien nicht in der Lage, eine eigene moralische Entscheidung zu treffen. Sehr viele sind überhaupt nicht mit der BDS-Bewegung und einem kulturellen Boykott einverstanden, dazu gehören auch wir. Es würde mir im Traum nicht einfallen, anderen zu sagen, wohin sie gehen dürfen und wohin nicht.«

Antisemitismus Die umstrittene BDS-Bewegung wurde im Jahr 2005 auf den Aufruf von über 170 palästinensischen Nicht-Regierungsorganisationen hin ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, durch gezielte Boykottaufrufe Israel international zu isolieren und als angeblichen »Apartheidstaat« zu diffamieren. Dabei hat sie sowohl israelische Firmen und Institutionen als auch Wissenschaftler und Künstler im Visier. Auf ihrem Parteitag Ende 2015 verabschiedete die CDU deshalb einstimmig eine deutliche Resolution gegen BDS. Der Aufruf zum Boykott israelischer Waren sei »nichts anderes als plumper Antisemitismus, wie ihn schon die Nationalsozialisten instrumentalisiert hatten«, so die Partei.

Radiohead haben die alternative Rockmusik der vergangenen 20 Jahre geprägt wie kaum eine andere Band. Nach einer längeren Pause hatten sie sich im vergangenen Jahr mit einem neuen Album zurückgemeldet.

Ihr bislang neuntes Studiowerk trägt den Titel A Moon Shaped Pool. Die Gruppe – bekannt etwa durch den Song »Creep« und das Album OK Computer – besteht aus fünf Mitgliedern: Thom Yorke, Ed O’Brien, Phil Selway und den Brüder Colin und Jonny Greenwood, der mit einer arabisch-israelischen Jüdin verheiratet ist. ppe/ja

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  15.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025