Mode

Peek & Cloppenburg verspricht »Jedem das Seine«

Filiale von Peek & Cloppenburg Foto: dpa

Das Bekleidungsunternehmen Peek & Cloppenburg hat mit dem NS-Spruch »Jedem das Seine« für Mode geworben. Der Spruch war am vergangenen Wochenende in einem Werbeprospekt im Umkreis von bundesweit mehr als 20 Filialen verbreitet worden, bestätigte das Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Die gedruckte Auflage habe bei rund einer Million Exemplaren gelegen.

Der Spruch »Jedem das Seine« steht auch am Eingang des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Buchenwald. Während des Nationalsozialismus richtete er sich an die Lagerinsassen.

Es gibt in Deutschland zwei rechtlich und wirtschaftlich unabhängige Unternehmen Peek & Cloppenburg mit ihren Hauptsitzen in Düsseldorf und Hamburg. Von dem Vorfall betroffen war die Peek & Cloppenburg KG in Hamburg.

zitat Wie eine Unternehmenssprecherin weiter mitteilte, gehe das lateinische Zitat »suum cuique – Jedem das Seine« ursprünglich auf das antike Griechenland zurück. Schon der Philosoph Platon habe den Spruch in der Form kommentiert, dass »jeder das Seine bekommen und dass niemandem das Seine genommen werden soll«. Daher finde sich die Formulierung bis in die Gegenwart »beispielsweise auch immer noch als fester Bestandteil in deutschen Gerichtsgebäuden und den dort niedergeschriebenen Gerechtigkeitsformeln wieder«, hieß es.

Zugleich bedauerte das Unternehmen sein Vorgehen. Mit Blick auf den Missbrauch des Spruchs durch die Nationalsozialisten sprach die Sprecherin von einer »verbalen Ungeschicklichkeit« in der Werbung. Mit dem Spruch aus dem Konzentrationslager Buchenwald warb Peek & Cloppenburg in dem Werbeprospekt für den Kauf von Schlipsen und Fliegen.

Mit Blick auf die deutsche Geschichte und vor allem die missbräuchliche Verwendung der Redensart in der NS-Zeit könne Peek & Cloppenburg »kritische Äußerungen aber selbstverständlich nachvollziehen«, hieß es nun in der Reaktion weiter. Zugleich entschuldigte sich das Unternehmen dafür, die Gefühle anderer verletzt zu haben. »Dies lag aber in keiner Weise in unserer Absicht«, hieß es.

Zukünftig sei »noch wesentlich genauer zu prüfen, ob und in welcher Weise unsere Kommunikation mehrdeutig oder ungeschickt formuliert wirken kann«. Die Fraktion der Linke im sächsischen Landtag kritisierte die Werbung von Peek & Cloppenburg aufs Schärfste. Sie sei »absolut geschmacklos und geschichtsvergessen«, erklärte der Linke-Politiker André Schollbach.

zynismus Er habe »keinerlei Verständnis dafür, dass ein derart bekannter und an Zynismus kaum zu überbietender Nazispruch für Werbezwecke benutzt wird«, betonte Schollbach. Der Spruch »Jedem das Seine« sollte sinngemäß bedeuten: »Jedem, was er verdient«. Er steht noch immer von innen lesbar über dem Haupttor des ehemaligen Konzentrationslagers (KZ). In der NS-Zeit richtete er sich somit direkt an die Lagerinsassen.

Die Zahl der Todesopfer im KZ Buchenwald wird den Angaben zufolge auf etwa 56.000 geschätzt. Insbesondere nach 1943 wurden dort und in den dazugehörigen Außenkommandos die Insassen rücksichtslos für die Rüstungsindustrie ausgebeutet. Zu Beginn des Jahres 1945 wurde das KZ Buchenwald zum Ziel der Todesmärsche unter anderem aus Auschwitz. epd

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Bremen

Seyla Benhabib erhält den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken

Die Jury würdigte Benhabib als »herausragende politische und philosophische Intellektuelle«

 15.09.2025

Eurovision

Israel hält nach Boykottaufrufen an ESC-Teilnahme fest

Israel will trotz Boykott-Drohungen mehrerer Länder am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen. Wie andere Länder und Veranstalter reagieren

 15.09.2025

Antisemitismusskandal

Bundespräsident trifft ausgeladenen Dirigenten Shani

Nach dem Eklat um eine Ausladung der Münchner Philharmoniker in Belgien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den künftigen israelischen Chefdirigenten Lahav Shani ins Schloss Bellevue eingeladen

von Anne Mertens  15.09.2025

Literatur

Ein Funke Hoffnung

Rafael Seligmann hält Deutschland derzeit nicht für den richtigen Ort einer Renaissance jüdischen Lebens. Trotzdem gibt er die Vision nicht auf. Ein Auszug aus dem neuen Buch unseres Autors

von Rafael Seligmann  15.09.2025

Los Angeles

»The Studio« räumt bei den Emmys 13-fach ab

Überraschende Sieger und politische Statements: Ausgerechnet eine jüdische Darstellerin ruft eine israelfeindliche Parole

von Christian Fahrenbach  15.09.2025

Freiburg im Breisgau

»Keine Schonzeit für Juden«: Neues Buch von Rafael Seligmann

Antisemitismus, der 7. Oktober 2023, ein Umzug von Tel Aviv nach München in den 1950er Jahren und ein bewegtes Leben: Der Historiker streift und vertieft in seinem aktuellen Werk viele Themen

von Leticia Witte  15.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  14.09.2025 Aktualisiert