Geburtstag

Multitalent aus Toronto: Paul Shaffer wird 75

Der kanadische Jude Paul Shaffer ist ein Multitalent. Foto: picture alliance / Andy Kropa/Invision/AP

Geburtstag

Multitalent aus Toronto: Paul Shaffer wird 75

Keyboarder, Sänger, Bandleader, Komponist, Arrangeur, Comedian: Der kanadische Jude kann alles

von Imanuel Marcus  27.11.2024 15:17 Uhr

Wer wissen will, wie kalt es in Kanada werden kann oder was mit David Letterman nicht stimmt, muss nur Paul Shaffer fragen. Der Mann, der am Donnerstag seinen 75. Geburtstag feiert, ist ein Bilderbuchbeispiel für ein Multitalent. Als Keyboarder, Sänger, Bandleader, Komponist, Arrangeur und Comedian hat er Millionen Fernsehzuschauer, aber auch Zehntausende Menschen in Musicaltheatern, Clubs und Konzerthallen begeistert. Die gute Nachricht: Er tut dies auch weiterhin.

Der kanadische Jude Paul Allen Wood Shaffer wurde am 28. November 1949, in Toronto (Ontario) geboren. Seine Mutter Shirley war in der Gemeinschaft aktiv und achtete darauf, dass Paul jüdische Traditionen nähergebracht wurden. Sein Vater Bernard war ein dem Jazz verfallener Anwalt.

Wenn der Vater mit dem Sohne ein Konzert von Nat King Cole besucht, kann dies Folgen für die Musikwelt haben. So geschah es. Nach dieser Erfahrung, die Paul Shaffer im Alter von 12 Jahren machen durfte, stand sein Entschluss fest, Performer zu werden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Shaffer komponierte die Intro-Musik zu David Letterman’s Show.
Erster Unwort-Nutzer

Shaffer nahm Klavierunterricht. Seinen ersten Einsatz als Keyboarder auf der Bühne hatte er mit einer Band namens Fabulous Fugitives. Als Soziologie-Student an der University of Toronto fand er genügend Zeit, mit Jazz-Formationen in allen Clubs Kanadas zu spielen. Auch mit den Blues Brothers John Belushi und Dan Aykroyd kooperierte das Geburtstagskind.

Es dauerte nicht allzu lang, bis Paul Shaffer musikalischer Direktor in Musicalproduktionen wie Godspell wurde. Nun war der Weg ins Fernsehen nicht mehr weit. In der legendären Comedy-Sendung Saturday Night Live (SNL) war er Pianist und Comedian zugleich. Nebenbei wurde Paul Shaffer die zweifelhafte Ehre zuteil, die erste Person zu sein, die bei SNL das Unwort »Fuck« sagen durfte.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

In seinen legendären »rants« durfte Paul Shaffer über David Letterman herziehen.

Das Jahr 1982 erschien auf dem Kalender. Längst hatte Shaffer seinen in Kanada erforderlichen Fellmantel ausgezogen, da er schon lange im als USA bekannten, südlichen Nachbarland lebte. Mit seiner Combo namens The World’s Most Dangerous Band wurde er der Musik-Chef für David Lettermans Show Late Night with David Letterman, die bei NBC ausgestrahlt wurde. Bei CBS ging es später unter dem ähnlichen Titel Late Show with David Letterman weiter.

Vertretung wegen Bypass

Die Kooperation dauerte 33 Jahre an, von 1982 bis 2015. Und Paul war längst nicht nur musikalischer Direktor, Keyboarder und Sänger. In viele Witzeleien seines Freundes David Letterman wurde er mit einbezogen. Immer wieder trug er Dialoge bei.

Zu den Hunderten Highlights gehörte sein »rant«: Er durfte minutenlang ungebremst über Show Host Letterman herziehen. Allerdings bekam er es zuweilen auch selbst ab. Der ebenfalls jüdische Comedian Don Rickles, der oft als Gast in der Show war, ging nicht besonders höflich mit Shaffer um: »Halte einfach die Fresse, Paul.«

Als sich Letterman einer fünffachen Bypassoperation unterziehen musste oder anderweitig ausfiel, übernahm Paul Shaffer mehrmals vorübergehend seinen Job. Was stellte sich heraus? Er ist auch ein sehr begabter Show Host.

Lesen Sie auch

Werbepausen und Bläser

Schon Shaffers Musik-Einlagen während der Werbepausen waren legendär – egal ob er mit der Band seine eigenen Kompositionen zum Besten gab, Earth, Wind & Fire-Stücke mit bestechenden Bläser-Arrangements, Blues- oder Rock-Songs. Mit musikalischen Gast-Stars spielte er in der Late Show ebenfalls regelmäßig.

Drei Alben hat Paul Shaffer bisher veröffentlicht. Auf Coast to Coast von 1989 ist auch die Intro-Musik zur Late Show zu finden, die er selbst schrieb. Von unzähligen Alben und Konzerten mit ebenso vielen Künstlerkollegen ganz zu schweigen.

Mit seiner Frau Cathy Vasapoli, die früher Talente für die ABC-Sendung »Good Morning America« engagierte, ist er seit 1990 verheiratet.

A happy and funky birthday to you, Paul.

Biografie

Schauspieler Berkel: In der Synagoge sind mir die Tränen geflossen 

Er ging in die Kirche und war Messdiener - erst spät kam sein Interesse für das Judentum, berichtet Schauspieler Christian Berkel

von Leticia Witte  11.07.2025

TV-Tipp

Der Mythos Jeff Bridges: Arte feiert den »Dude«

Der Weg zum Erfolg war für Jeff Bridges steinig - auch weil der Schauspieler sich gegen die Erfordernisse des Business sträubte, wie eine Arte-Doku zeigt. Bis er eine entscheidende Rolle bekam, die alles veränderte

von Manfred Riepe  11.07.2025

Thüringen

Yiddish Summer startet mit Open-Air-Konzert

Vergangenes Jahr nahmen rund 12.000 Menschen an den mehr als 100 Veranstaltungen teil

 11.07.2025

Musik

Nach Eklat: Hamburg, Stuttgart und Köln sagen Bob-Vylan-Auftritte ab

Nach dem Eklat bei einem britischen Festival mit israelfeindlichen und antisemitischen Aussagen sind mehrere geplante Auftritte des Punk-Duos Bob Vylan in Deutschland abgesagt worden

 10.07.2025

Agententhriller

Wie drei Juden James Bond formten

Ohne Harry Saltzman, Richard Maibaum und Lewis Gilbert wäre Agent 007 möglicherweise nie ins Kino gekommen

von Imanuel Marcus  12.07.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Bilder, die bleiben

Rudi Weissensteins Foto-Archiv: Was die Druckwelle in Tel Aviv nicht zerstören konnte

von Laura Cazés  10.07.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  10.07.2025

Ethik

Der Weg zum Glück

Nichts ist so flüchtig wie der Zustand großer Zufriedenheit. Doch es gibt Möglichkeiten, ihn trotzdem immer wieder zu erreichen – und Verhaltensweisen, die das Glück geradezu unmöglich machen

von Shimon Lang  10.07.2025

Essay

Das Jewish-Hollywood-Paradox

Viele Stars mit jüdischen Wurzeln fühlen sich unter Druck: Sie distanzieren sich nicht nur von Israel und seiner Regierung, sondern auch von ihrem Judentum. Wie konnte es so weit kommen?

von Jana Talke  10.07.2025