Sehen!

»München – Im Angesicht des Krieges«

Jannis Niewöhner (l.) und August Diehl im Film Foto: © 2021 Netflix, Inc.

Seit einigen Jahren schon widmet sich Regisseur Christian Schwochow immer wieder den Gefahren von rechts. Erst letztes Jahr erschien sein Politthriller Je suis Karl über eine fiktive Neurechten-Vereinigung à la Identitäre. Die Täter – Heute ist nicht alle Tage von 2016, der erste Teil eines Fernsehdreiteilers zum NSU, erzählte auf Grundlage historischer Fakten von der Entstehung der Zwickauer Terrorzelle.

Mit seiner Netflix-Produktion München – Im Angesicht des Krieges geht es weiter zurück in der Geschichte zu den Ereignissen rund um das Münchner Abkommen. Um Hitler zu besänftigen und den Frieden in Europa zu sichern, vereinbarten die Regierungschefs Neville Chamberlain, Édouard Daladier, Benito Mussolini und Adolf Hitler 1938 mit dem Abkommen die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete der Tschechoslowakei an Deutschland. Lange hielt das Ergebnis der viel kritisierten, britischen Appeasement-Politik unter Chamberlain nicht, 1939 brach Hitler die Vereinbarung zugunsten seines Eroberungskrieges.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

fakt und fiktion Obwohl der historische Ausgang bekannt ist, funktioniert Schwochows üppig ausgestattete kinematografische Geschichtsstunde als Thriller. Fakt und Fiktion geben sich die Klinke in die Hand in diesem Film, der auf Grundlage des Romans München des britischen Autors Robert Harris aus der Perspektive zweier sich aus Oxford kennender, fiktiver Diplomaten erzählt wird: auf englischer Seite Hugh Legat (George MacKay), ein ruhiger Typ, auf deutscher der aufwieglerische Paul von Hartmann (Jannis Niewöhner), der nach anfänglicher Begeisterung an Hitlers Sturz arbeitet.

Trotz genremäßig dünner Figurenpsychologie und manch zu gewollt erscheinender dramaturgischer Zuspitzung überzeugt der Film.

In schneller Montage springt der Film zwischen London und Berlin, verrauchten Regierungsbüros und heimlichen Treffen in Kneipen, bis es in München zum Showdown kommt. Ohne tarantinoesken Geschichtsrevisionismus entsteht in fast schon kammerspielartiger Konzentration ein spannendes Was-wäre-wenn-Szenario: Was, wenn Hitler tatsächlich gestürzt würde, was, wenn Chamberlain das Abkommen nicht unterzeichnet?

Trotz genremäßig dünner Figurenpsychologie und manch zu gewollt erscheinender dramaturgischer Zuspitzung überzeugt der Thriller. Niewöhner spielt stark auf, Jeremy Irons ist als Chamberlain, der hier verhältnismäßig gut wegkommt, very British, August Diehl als Hitlers Leibgardist ein fantastisches Ekel. Ob Ulrich Matthes’ Hitler auf den Punkt gespielt oder Karikatur ist – schwer zu sagen. Anders als gewohnt ist er jedenfalls.

Der Film »München – Im Angesicht des Krieges« läuft in den Kinos und ab dem 21. Januar auf Netflix.

Fernsehen

Luftraum in Israel gesperrt: »Fernsehgarten« ohne Kiewel

Die Moderatorin lebt in Tel Aviv - doch zu ihrer Jubiläumssendung konnte sie nicht anreisen

 15.06.2025

Leo Baeck Institut

»Die Wissenschaft ist keine Oase«

Michael Brenner über das vor 70 Jahren gegründete Archiv der Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums, freie Forschung und bedrohte Demokratie

von Ayala Goldmann  15.06.2025

Kunst

Öffnet die Herzen!

Die Israelin Bracha Lichtenberg Ettinger fordert mit einer intensiven Einzelschau in Düsseldorf die Besucher heraus

von Eugen El  15.06.2025

Interview

Susan Sideropoulos über Styling-Shows und Schabbat

GZSZ-Star Susan Sideropoulos hat im ZDF die neue Makeover-Show »That’s My Style«. Nur wenige wissen jedoch, wie engagiert die Enkelin jüdischer NS-Opfer gesellschaftspolitisch ist

von Jan Freitag  13.06.2025

Aufgegabelt

Pastrami-Sandwich

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Streaming

Doppelte Portion Zucker

Mit »Kugel« ist den Machern der Kultserie »Shtisel« ein vielschichtiges Prequel gelungen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025

TV-Tipp

Das Schweigen hinter dem Schweinderl

»Robert Lembke - Wer bin ich« ist ein kluger Film über Verdrängung, Volksbildung und das Schweigen einer TV-Legende über die eigene Vergangenheit. Nur Günther Jauch stört ein wenig

von Steffen Grimberg  12.06.2025

Kulturkolumne

Annemarie, Napoleon und ich

Gute Bücher wachsen mit, hat mein Großvater immer gesagt. Warum »Desirée« von Annemarie Selinko uns alle überleben wird

von Sophie Albers Ben Chamo  12.06.2025

Aufgegabelt

Himbeer-Sorbet mit Zaatar

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025