Literatur

Mit dem Blick von außen

Gila Lustiger wird ab Oktober ein Jahr lang im Ruhrgebiet leben und arbeiten. Foto: dpa

Im Ruhrgebiet wird künftig ein jährlich wechselnder Stadtschreiber über Region und Menschen berichten. Die erste Stadtschreiberin Ruhr ist die Schriftstellerin Gila Lustiger, wie die Essener Brost-Stiftung am Mittwoch mitteilte. Die Autorin (Die Schuld der anderen) wird ab Oktober ein Jahr lang im Ruhrgebiet leben und arbeiten. Die Brost-Stiftung finanziere die Stadtschreiber-Residenz zunächst für fünf Jahre, angedacht sei aber eine langfristige Förderung, sagte Vorstandsmitglied Bodo Hombach.

Über das neue Programm hatte zunächst die »Westdeutsche Allgemeine Zeitung« berichtet. Lustiger erhalte eine von der Brost-Stiftung finanzierte Wohnung und eine »auskömmliche monatliche Vergütung«, erklärte Hombach. Während des Stadtschreiber-Jahrs gilt für sie Residenzpflicht.

Impulse Die Schriftstellerin stellt sich am 14. September im Rahmen einer Lesung der Brost-Stiftung der Öffentlichkeit vor. Anschließend will Lustiger an verschiedenen Orten im Ruhrgebiet auftreten und Texte auf unterschiedlichen Kanälen veröffentlichen. Impulse für ihre Arbeit soll sie auch aus der Begegnung mit kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren aus der Region bekommen.

Lustiger sei noch nie über längere Zeit im Ruhrgebiet gewesen, sagte Hombach. »Uns war der Blick von außen aufs Ruhrgebiet wichtig.« Die Stiftung habe einen gestandenen Publizisten oder eine Publizistin gesucht, der oder die auch politische Debatten anstoßen könnte und »die große Strahlkraft und die Psyche des Ruhrgebiets unbefangen« betrachte. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft auch einmal ein Autor aus der Region als Stadtschreiber ausgewählt werde, ergänzte der Stiftungsvorstand.

Gila Lustiger wurde 1963 in Frankfurt am Main geboren und studierte an der Hebräischen Universität Jerusalem Germanistik und Komparatistik. Seit 1987 lebt sie als freie Autorin in Paris, kündigte jüngst aber an, nach Deutschland zurückzukehren. Ihr aktuelles, preisgekröntes Buch Erschütterung (2016) setzt sich mit den Gründen und Folgen der Terrorattentate in Frankreich auseinander. epd/ja

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  02.12.2025

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025

TV-Kritik

Politisierende Ermittlungen

In »Schattenmord: Unter Feinden« muss eine arabisch-stämmige Polizistin den Mord an einem jüdischen Juristen aufklären

von Marco Krefting  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025