»Moritz Daniel Oppenheim«

Maler der Rothschilds

Regisseurin Gathof vor einem Selbstporträt des Künstlers Foto: Eugen El

»Moritz Daniel Oppenheim«

Maler der Rothschilds

Isabel Gathof möchte mit ihrem Film den lange Zeit vergessenen Künstler wieder in Erinnerung rufen

von Eugen El  22.10.2018 16:14 Uhr

Es gibt Regisseure, die hasten von Projekt zu Projekt und betrachten die Gegenstände ihrer Filme eher distanziert. Und es gibt Regisseure, die sind von einem Thema im besten Sinne ergriffen und lassen es so schnell nicht mehr los.

Die Regisseurin Isabel Gathof gehört zweifelsfrei zur letztgenannten Art Filmemacher. »Moritz Daniel Oppenheim ist Teil meines Lebens geworden«, sagt Gathof im Hanauer Museum Schloss Philippsruhe und betrachtet ein Selbstporträt des Malers, des bedeutendsten Chronisten der jüdischen Emanzipation im 19. Jahrhundert.

Heine 1800 in Hanau geboren, stieg Oppenheim im Laufe der Jahre zu einem gefragten Porträtmaler auf. Er fertigte Bildnisse der Frankfurter Bankiersfamilie Rothschild, porträtierte aber auch Intellektuelle wie Heinrich Heine und Ludwig Börne. Seine Darstellungen jüdischer Feiertage, die »Bilder aus dem altjüdischen Familienleben«, machten den 1882 in Frankfurt verstorbenen Oppenheim international bekannt.

Doch in jüngster Zeit geriet der Maler weitgehend in Vergessenheit, wenn man von einer Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt im Jahr 2000 absieht. Das wollte Gathof ändern, als sie im Herbst 2013 anfing, sich näher mit Oppenheim zu beschäftigen. »Es war mir wichtig, dass er dem Vergessen entrissen wird«, sagt sie über ihre Motivation.

Am 25. Oktober kommt ihr Dokumentarfilm Moritz Daniel Oppenheim – Der erste jüdische Maler in die deutschen Kinos. In dem Werk verschränkt sie mehrere Erzählstränge: Sie begleitet die Entstehung des von Robert Schad und Pascal Coupot entworfenen, 2015 in Hanau eingeweihten Oppenheim-Monuments; sie besucht die Bildhauer in ihren Ateliers, filmt die Herstellung der mehrteiligen Plastik in einer Gießerei, dokumentiert Transport und Aufbau, und sie lässt zudem Kunsthistoriker zu Wort kommen, die Oppenheims Leben und Werk in den Zeitkontext einordnen.

Klänge Visuell untermalt werden die Statements von Oppenheims Gemälden und Grafiken. Eine Melange aus elektronischen und klassischen Klängen mit Reminiszenzen an Felix Mendelssohn Bartholdy bildet den Soundtrack.

Eindrücklich gelingt es Gathof, Geschichte mit Gegenwart in Beziehung zu setzen. So lässt sie den Münchner Gemeinderabbiner Yehuda Aharon Horovitz zu Wort kommen, dessen Vorfahr Moshe Tuvia Sondheimer, ein Hanauer Rabbiner, auf einem Oppenheim-Gemälde zu sehen ist. Patricia Lewin, die in Paris lebende Urururenkelin Oppenheims, berichtet, wie in ihrer Familie respektvoll von »dem Maler« gesprochen wurde.

Mit ihrem Mann kam sie zur Einweihung des Oppenheim-Denkmals 2013 nach Hanau. Im Laufe ihrer Recherche konnte Gathof weitere Nachfahren des Künstlers aus aller Welt kennenlernen.

Entwicklung Mit ihrem Film möchte die Regisseurin auch, aber nicht nur, einen lange vergessenen Maler wieder ins Bewusstsein rufen. Sie findet es auch wichtig, »dass mehr jüdische Erfolgsgeschichten erzählt werden«. Sie möchte nicht, »dass die dunkelsten Kapitel der deutsch-jüdischen Geschichte die Erfolgsgeschichten gänzlich überschatten«.

In Oppenheims Entwicklung vom Ghetto zum Maler der Rothschilds sieht Gathof eine Besonderheit: »Er ist seiner jüdischen Identität treu geblieben.« Oppenheim ist nicht, wie etwa Heine und Börne, zum Christentum konvertiert. Auf dem Weg zum Erfolg die eigene Identität nicht preisgeben: Isabel Gathof hofft, dass Oppenheims Geschichte auch heute noch ein Vorbild sein kann.

Ab 25. Oktober im Kino

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 16.09.2025

Eurovision Song Contest

Streit um Israel: ESC könnte wichtigen Geldgeber verlieren

RTVE ist einer der fünf größten Geldgeber des Eurovision Song Contest. Umso schwerer wiegt der Beschluss, den der spanische Sender verkündet

 16.09.2025

Literatur

Bestseller aus Frankreich: »Der Barmann des Ritz«

Philippe Collin hat ein packendes Porträt über einen jüdischen Barkeeper im Zweiten Weltkrieg geschrieben

von Sibylle Peine  16.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Nach Absage in Belgien

Lahav Shani in Berlin: Ein außergewöhnliches Konzert

Der Israeli hielt die Spannung mit den Händen – der Dirigent und die Münchner Philharmoniker wurden mit Standing Ovations gefeiert

von Maria Ossowksi  16.09.2025

Berlin

Kulturausschuss lädt Dirigenten Lahav Shani zu Gespräch ein

Die Konzert-Absage an den israelischen Dirigenten sorgt für Kritik - und für Gesten der Solidarität. Nach einem Konzert in Berlin macht auch der Kulturpolitiker Sven Lehmann eine Ansage

 16.09.2025

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025