Rezension

Kröterich sucht Knuddelei

Rezension

Kröterich sucht Knuddelei

Oren Lavie und die perfekte Umarmung

von Hadassah Stichnothe  31.10.2023 14:31 Uhr

Konrad Kröterich ist eigentlich sehr zufrieden, vor allen Dingen mit sich selbst. Doch als der selbstbewusste Kröterich, dessen liebste Gesprächspartner er selbst (äußerst kultiviert) oder die Geranien (widersprechen nie) sind, eines Tages von der absolut vollkommenen Umarmung träumt, ist klar: Er muss schnellstens jemanden für diese Umarmung finden, um glücklich zu werden.

Die nun folgende Suche bildet den Plot für das Bilderbuch Konrad Kröterich und die Suche nach der allerschönsten Umarmung des israelischen Songwriters und Regisseurs Oren Lavie.

Der zeitweilig in Berlin lebende Lavie hatte bereits mit seinem von Wolf Erlbruch illustrierten und von Harry Rowohlt gewohnt genial ins Deutsche übersetzten Debüt Der Bär, der nicht da war einige Aufmerksamkeit erregt. Der 2022 erschienene Nachfolger war für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert – und das vollkommen zu Recht. Schließlich ist Lavies Bilderbuch einer jener Glücksfälle, bei denen sich der Humor von Text und Bild aufs Beste ergänzen.

Hierbei helfen zum einen die comichaften Zeichnungen von Anke Kuhl, die unter anderem vorführt, dass es wohl nichts Lächerlicheres gibt als einen Kröterich in Herrenunterhosen, und natürlich der Text von Lavie, hier aus dem Englischen übertragen von dem Lyriker und Übersetzer Mathias Jeschke.

Hintersinniger Humor

Die abwechslungsreiche Parade der Umarmungskandidaten ist mit hintersinnigem Humor ins Bild gesetzt, und schnell wird deutlich, dass das Problem in erster Linie bei Konrad selbst liegt. Goldfisch Geri wird mit einem knappen »Ich glaube, ich habe gerade eine Pfütze umarmt« abgebügelt, und auch die Kontaktanzeige, mit der Konrad ein Gegenüber für eine »unverbindliche Umarmung« im Stadtpark sucht, kann kaum zum Erfolg führen.

Sicher, Hochmut kommt vor dem Fall. Doch dass sich dieser in Konrad Kröterichs Fall überraschend weich gestaltet, ist eine schöne Wendung, die angenehm wenig belehrend daherkommt, zumal das kaum bezwingbare Selbstbewusstsein des Kröterichs auch diese Erfahrung unbeschadet übersteht. Denn am Ende dieses liebevoll-komischen Bilderbuchs darf man sich auf einen wahren Triumph seines kindlich-anarchischen Protagonisten freuen – und natürlich auf die wunderbare Kraft der Umarmung.

Oren Lavie: »Konrad Kröterich und die Suche nach der allerschönsten Umarmung«. S. Fischer, Frankfurt am Main 2023, 40 S., 16 €

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  06.05.2025

Literatur

Der Verschollene

Daniel Kehlmann entdeckt in einem wunderbaren Essay den Romancier Leo Perutz auf überraschende Weise neu

von Marko Martin  06.05.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Import-Export oder Was ich aus Israel brauche

von Katrin Richter  06.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Fernsehen

Ungeschminkte Innenansichten in den NS-Alltag

Lange lag der Fokus der NS-Aufarbeitung auf den Intensivtätern in Staat und Militär. Doch auch viele einfache Menschen folgten der Nazi-Ideologie teils begeistert, wie eine vierteilige ARD-Dokureihe eindrucksvoll zeigt

von Manfred Riepe  05.05.2025

Bergen-Belsen

»Der Holocaust wird als Kulisse benutzt, um Israel anzugreifen«

Menachem Rosensaft ist verstört über ein Theaterstück, in dem die Lage von jüdischen Schoa-Überlebenden in Displaced-Persons-Camps mit der von Palästinensern verglichen wird

von Michael Thaidigsmann  05.05.2025

Potsdam

31. Jüdisches Filmfestival Berlin Brandenburg wird eröffnet

Der Spielfilmwettbewerb präsentiert internationale Produktionen, vom ersten in Israel produzierten Film eines beduinischen Regisseurs bis hin zu einem Neo-Western mit einem Rabbi als Actionheld

 05.05.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  05.05.2025

Weltenbummler

Luca Pferdmenges ist der »German Travel Guy« mit gutem Geschmack

Er kennt 195 Länder und weitaus mehr Städte. Welche ist wohl seine Lieblingsstadt auf diesem Planeten?

von Frank Christiansen  05.05.2025