ARD-Hörspielpreis

Koffer und Skins

Noam Brusilovsky (r.) erhält den Deutschen Hörspielpreis der ARD 2017; neben ihm Dor Aloni, Darsteller in dem Gewinnerstück Foto: dpa

Der israelisch-deutsche Theater- und Hörspielregisseur Noam Brusilovsky hat am Samstagabend in Karlsruhe den Deutschen Hörspielpreis der ARD erhalten. In seinem Stück Broken German geht es um einen Mann aus Israel, der in gebrochenem Deutsch von seiner Reise nach Berlin mit fremden Koffern, von Erinnerungen an das von den Nationalsozialisten besetzte Rumänien, von pöbelnden Skins und vielem mehr berichtet, wie der Südwestrundfunk (SWR) am Sonntag mitteilte.

In ihrer Begründung sagte die Jury über Broken German: »Das Hörspiel macht ununterbrochen neue Verständigungsangebote: Bildungsroman, Künstlerparabel, Kunstsatire, Krimi, Verwechslungskomödie, Genderfantasie, Familiengeschichte – und entzieht sich zugleich der festschreibenden Identifizierung.«

romanvorlage Das Stück lasse sich aber nicht von zeitgeistigen Diskursen vereinnahmen, sondern vertraue dem Eigenwert des Literarischen, so die Jury weiter. »Noam Brusilovskys Bearbeitung verstärkt die Romanvorlage Tomer Gardis nicht nur, sondern macht aus ihr ein eigenständiges, so nur im Akustischen mögliches Kunstwerk.«

Das Hörspiel nach dem gleichnamigen Roman von Tomer Gardi wurde vom SWR produziert. Bereits im vergangenen Jahre hatte der Roman des israelischen Schriftstellers Gardi im Literaturbetrieb für viel Gesprächsstoff gesorgt. Beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt stieß die Geschichte auf Ratlosigkeit, aber auch auf große Zustimmung. Mit Gardi nahm zum ersten Mal ein israelischer Autor an dem Wettbewerb teil.

Noam Brusilovskys 2015 veröffentlichtes Hörspiel Woran man einen Juden erkennen kann wurde wie sein Stück Broken German ebenfalls im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesendet. Darin spielt der 1989 in Israel geborene Regisseur und Absolvent der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin mit Klischees und Vorurteilen vom Körper von Juden.

NS-Propaganda Im Interview mit der Jüdischen Allgemeinen sagte er über diese Arbeit: »Der erste Eindruck in meinem Stück ist, dass Juden sehr schöne Menschen sind, da ich ausschließlich mit gut aussehenden jüdischen Schauspielern gearbeitet habe. Diesen Eindruck konfrontiere ich mit NS-Propagandatexten, in denen Juden naturgemäß nicht so gut wegkommen.«

Der Hauptpreis der ARD-Hörspieltage ist mit 5000 Euro dotiert sowie einer Ausstrahlung in den Kulturradios der ARD, des ORF (Österreich), des SRF (Schweiz) sowie in Deutschlandradio Kultur verbunden. Zwölf Hörspiele der ARD, des Deutschlandradios, von SRF und ORF hatten um den Deutschen Hörspielpreis konkurriert. epd/ppe

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Wieder hat sich Regisseur Philipp Stölzl kräftig vom Bestseller-Autor Noah Gordon anregen lassen

von Peter Claus  19.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025