Lesen!

Juden Narren Deutsche

Im verstörendsten Text aus Hazel Rosenstrauchs Essaysammlung Juden Narren Deutsche geht es um die Erinnerungstafeln im Bayerischen Viertel in Berlin. Das Bezirksamt Schöneberg hatte 1993 achtzig Gedenktafeln für jüdische Bewohner dieses Viertels anbringen lassen. Unter der Überschrift »Er innern und erinnert werden« stellt die Autorin die Frage, ob man dabei daran gedacht habe, dass auch Juden die Tafeln sehen und was sie empfinden, wenn sie darauf stoßen, was die nicht-jüdischen Passanten empfinden sollten. Der eigentlich ja gar nicht so unsympathische Erinnerungspatriotismus der heutigen Deutschen bekommt da ein paar Kratzer ab.

nichtjüdische jüdin Die 1945 in London als Kind jüdisch-kommunistischer Emigranten aus Österreich geborene Hazel Rosenstrauch, die sich selbst in Anlehnung an Isaac Deutscher als »nichtjüdische Jüdin« bezeichnet, macht aus ihrem links schlagenden Herzen keine Mördergrube. Sie schreibt politisch-philosophische Essays voller Gedankenschärfe, Einmischungslust und Urteilskraft. Der erste Teil der Sammlung enthält sechs neue Aufsätze, die beiden weiteren Teile bereits zuvor gedruckte, entlegen veröffentlichte und praktisch nicht mehr zugängliche Texte aus den vergangenen zwanzig Jahren. Sie handeln auch vom unsteten Leben der Autorin, die in Wien aufwuchs und über Stationen in den USA und Kanada schließlich in Berlin landete. Dort leitete Rosenstrauch über zehn Jahre lang die von der Akademie der Wissenschaften herausgegebene Zeitschrift Gegenworte. Voriges Jahr veröffentlichte sie die von Publikum wie Kritik gut aufgenommene Doppelbiografie Wahlverwandt und ebenbürtig. Caroline und Wilhelm von Humboldt. Dort wie in den Essays erweist sich die Synthese eines linken, feministischen und »unjüdisch jüdischen« Ansatzes als glücklich. Die Grazie der Intellektuellen heißt ein anderes, vor 15 Jahren erschienenes Buch von Hazel Rosenstrauch. Ihre eigene betont literarische Grazie ist stachelig und unbequem – eben intellektuell!

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025