Liebeserklärung

»Jojo Rabbit«

Scarlett Johansson Foto: imago

Wie viele von uns habe ich etliche Filme über die Nazizeit gesehen. Gute wie Sein oder Nichtsein, Märchen wie Das Leben ist schön oder schlechte wie Der Untergang. In einigen habe ich selbst mitgespielt und mich hinterher gefragt, ob sie wirklich gelungen sind. Die Schoa – ein uferloses Sujet, oder anders gesagt: »There’s no business like Shoah business!«

Genug geweint, genug gelacht, dachte ich bis gestern.

Ein Neuseeländer hat nun einen neuen Film über das Dritte Reich gemacht, und ich war zu einer Voraufführung geladen. Ein Neuseeländer? Was weiß der schon von unseren Traumata? So weit weg zwischen herrlichen Hügeln und friedlich grasenden Schafen? Warum muss er sich mit dem dunklen Abgrund der Schoa-Geschichten befassen?

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ich kenne sehr starke neuseeländische Filme. Faszinierende Bilder, rührende Geschichten, aber jetzt die Nazis?

Taika Waititi hat einen russisch-jüdischen Elternteil, lese ich, was für eine Mischung.

Jojo Rabbit heißt der Film, nach einem Roman von Christine Leunens, und gleich zu Anfang sehe ich Dokumentaraufnahmen, hysterische Menschenmassen, die Hand zum Hitlergruß gehoben, dazu läuft »I Wanna Hold Your Hand«. Wow.

Neben mir Journalisten, die Augen weit aufgerissen. Zu was sind wir hier gebeten?

Jojo ist ein zehnjähriger Hitlerjunge, der die Nazidoktrin verehrt. Seine Mutter allerdings, großartig gespielt von Scarlett Johansson, hat ein jüdisches Mädchen auf dem Dachboden versteckt. Jojo findet sie und ist ratlos. Soll er seine Mutter verraten? Andererseits ist das Mädchen sehr nett …

In seiner Not befragt er seinen Vaterersatz, den idiotischen imaginären »Hitler«, gespielt von Waititi selbst, der keine wirkliche Hilfe ist. Nach und nach lernt Johannes Betzler, alias Jojo (Roman Griffin Davis, ein Talent!), worauf es im Leben wirklich ankommt.

Jojo Rabbit wird als satirisches Drama beworben. Das ist es auch. Und es ist sehr rührend und mutig und nicht durchweg politisch korrekt und hat herrliche Bildauflösungen, und überhaupt bin ich froh, dass dieser russisch-neuseeländisch-jüdische Regisseur auf seine freche, liebevolle Art einen neuen Blick auf unser Desaster geworfen hat.

Unbedingt anschauen!

Ab 23. Januar im Kino

Israel

Ausstellung zu Bachs Klaviermusik in Jerusalem

Das Bachhaus Eisenach zeigt in Israel Dokumente zur frühen Verbreitung von Johann Sebastian Bachs Musik in Europa. Die Ausstellung begleitet das »12. Piano Festival« im Jerusalem Theatre

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Fotografie

Über die Würde des Unangepassten

Der Berliner Gropius Bau widmet Diane Arbus eine umfangreiche Retrospektive

von Bettina Piper  11.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 11.12.2025

Reykjavik

Auch Island boykottiert jetzt den ESC

Der isländische Rundfunksenders RÚV hat beschlossen, sich Spanien, Irland, Slowenien und der Niederlande anzuschließen

 11.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  10.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Neuerscheinung

Albert Speer als Meister der Inszenierung

Wer war Albert Speer wirklich? Der französische Autor Jean-Noël Orengo entlarvt den gefeierten Architekten als Meister der Täuschung – und blickt hinter das Image vom »guten Nazi«

von Sibylle Peine  10.12.2025