Lesen!

»Israel und wir«

Lesen!

»Israel und wir«

Der prominente Politik-Journalist Werner Sonne beschreibt mit großer Sachkenntnis das seit jeher widerspruchsvolle Verhältnis Deutschlands zum jüdischen Staat

von Gerhard Haase-Hindenberg  17.11.2024 13:03 Uhr

Peninnah Schram, die große alte Dame der jüdischen Erzählung, lehrt ihr studentisches Publikum am Stern College in New York, dass es »nicht sonderlich kreativ« sei, mit dem Wetter zu beginnen. Werner Sonne macht in seinem Buch Israel und wir genau das. Der prominente Politik-Journalist will allerdings nicht launiger Erzählkunst frönen, sondern beschreibt mit großer Sachkenntnis das seit jeher widerspruchsvolle Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland zum jüdischen Staat.

Zunächst den Abend des 7. Oktober 2023, wie er ihn am Strand von Tel Aviv erlebte: »Blauer Himmel, gesprenkelt mit weißen Wölkchen …« Zur selben Zeit veranstaltet die Hamas 70 Kilometer südlich davon ein mörderisches Pogrom. Auf den Tag genau ein halbes Jahrhundert zuvor hatte Sonne als junger Radioreporter hier den Beginn des Jom-Kippur-Krieges erlebt. Zwischen diesen beiden live erfahrenen Ereignissen spielte sich das Leben des Korrespondenten ab, der aus aller Welt fürs deutsche TV-Publikum berichtete.

Immer aber hatte Sonne den Nahen Osten im Blick. So auch diesmal, als er der »Geschichte einer besonderen Beziehung« – so der Untertitel – nachspürt. Der heute 77-Jährige präsentiert eine Rückschau von der Geheimdiplomatie zwischen David Ben Gurion und Konrad Adenauer über Angela Merkels Staatsräson-Rede bis zur nach wie vor unterschiedlichen Haltung gegenüber Israel zwischen den Deutschen in Ost und West.

Nie verkommt das Buch zur exzentrischen Nabelschau

Sonne war und ist vielfach hautnah dabei, aber nie verkommt das Buch zur exzentrischen Nabelschau wie bei manch anderem Alterswerk prominenter Journalisten. Die dargestellten Fakten sind neben langjähriger Beobachtung das Ergebnis bienenfleißiger Recherche.

Selbst für Leser, die sich mit dem sogenannten Nahost-Konflikt auskennen, sind manche Details der Hintergründe einstiger schlagzeilenträchtiger Ereignisse interessant, wie die zum U-Boot-Deal oder der Zusammenarbeit des Mossad mit dem BND.

Das Buch enthält auch nahezu Unbekanntes: wie zum Beispiel in den 60er-Jahren das Auswärtige Amt unter Gerhard Schröder (CDU) die zarten Freundschaftsbande von Bundeskanzler Adenauer zum jüdischen Staat zu hintertreiben versuchte; oder dass die DDR während des Jom-Kippur-Krieges 1973 zwölf Kampfflugzeuge vom Typ MiG-12 samt Piloten nach Syrien verlegte, zu deren Einsatz es dann aber nicht mehr kam. Wer auf der Suche nach einem Kompendium des deutsch-israelischen Verhältnisses ist, wird hier definitiv fündig.

Werner Sonne: »Israel und wir. Geschichte einer besonderen Beziehung«. C.H. Beck, München 2024, 212 S., 23 €

Berlin

»Alle in Deutschland sollten die Namen der deutschen Geiseln kennen«

Bei einem Solidaritätskonzert für die Geiseln berichteten Angehörige über das Schicksal der sieben von der Hamas entführten Deutschen

von Ayala Goldmann  08.07.2025

Wissenschaft

Wenn Soziologen diskriminieren

Die deutsche Gesellschaft für Soziologie kritisiert den Ausschluss ihrer israelischen Kollegen aus der internationalen soziologischen Vereinigung

 08.07.2025

Andrea Kiewel

»Sollen die Israelis sich abschlachten lassen?«

Die »Fernsehgarten«-Moderatorin äußert sich im »Zeit«-Magazin erneut deutlich politisch zu ihrer Wahlheimat

 07.07.2025

Kino

Weltweit ein Kultfilm - doch hierzulande fast unbekannt

Eines der erfolgreichsten Film-Musicals überhaupt lockt viele Touristen nach Salzburg – doch im deutschsprachigen Raum ist der jetzt 60 Jahre alte Kultfilm »The Sound of Music« kaum bekannt

von Gregor Tholl  07.07.2025

Judenhass

Zwei Verfahren gegen Xavier Naidoo anhängig

Der Sänger plant ein Comeback. Dass er sich vor Jahren in Verschwörungserzählungen »verrannt« hat, bereut er. Für die Justiz ist das Ganze damit aber noch nicht erledigt. Es geht um »Inhalte mit antisemitischem Charakter«

 07.07.2025

Geburtstag

Mit dem Cello in Auschwitz: Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie überlebte die Schoa als »Cellistin von Auschwitz« und ist eine der bekanntesten Zeitzeuginnen: Anita Lasker-Wallfisch. Mit einem besonderen Geburtstag triumphiert sie nun über den Vernichtungswahn der Nazis

von Leticia Witte  07.07.2025

Kino

Jüdischer Superman fliegt los

David Corenswet rettet die Welt. Der Kinostart rückt immer näher. Seit 1938 haben mehrere Juden entscheidend zum Erfolg des fliegenden Helden beigetragen

von Imanuel Marcus  07.07.2025

«Stimme der verstummten Millionen»

Anita Lasker-Wallfisch blickt ernüchtert auf die Welt

Sie gehörte dem Mädchen-Orchester von Auschwitz an, überlebte das Lager und später das KZ Bergen-Belsen. Am 17. Juli wird die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch 100. Und ist verzweifelt angesichts von Antisemitismus, Rechtsruck und Krieg, sagt ihre Tochter

von Karen Miether  07.07.2025 Aktualisiert

Biografie

Autogramme, die die Welt bedeuteten

Wie die Fußballleidenschaft von Tom Tugend das Leben des jüdischen Journalisten prägte

von Martin Krauß  06.07.2025