Musik

Insel der Sorglosigkeit

Grande Dame der bombastischen Popmusik: Barbra Streisand Foto: imago images/Cinema Publishers Collection

Musik

Insel der Sorglosigkeit

Von purem Glück, ewiger Liebe und einer heilen Welt: Barbra Streisands neues Album »Release Me 2«

von Benno Schwinghammer  06.08.2021 12:36 Uhr

Sechs Jahrzehnte umspannen die Songs, die die Grande Dame der bombastischen Popmusik nun aus ihrem Repertoire an B-Seiten veröffentlicht. Barbra Streisand bezeichnet ihr neues Album Release Me 2 als »eine Chance, Songs, die für mich immer noch bedeutungsvoll sind, wiederaufleben zu lassen und ihnen in einigen Fällen den letzten Schliff zu geben«.

Und so bringt die 79-Jährige zehn Lieder heraus, die von purem Glück, ewiger Liebe und einer heilen Welt erzählen. Streisands Insel der romantischen Sorglosigkeit mag vom echten Leben entkoppelt sein – die Fans der Diva wird das nicht stören.

überraschungsmomente Release Me 2 ist dabei – wie der Albumtitel schon sagt – bereits das zweite Album aus bislang unveröffentlichten Tracks, die es nicht auf die Dutzenden Platten des US-Superstars geschafft hatten. Große Überraschungsmomente gibt es dabei nicht.

Die Musik klingt, als wäre sie – in bester Streisand-Manier – für einen altmodisch festlichen Konzertabend gemacht. Für die nur durch einen Scheinwerferstrahl erleuchtete Bühne, für wallende Kleider und getragene, mit Streichern unterlegte Balladen, in denen die Pop-Diva ihren kraftvollen Gesang gekonnt ausspielt.

Die Musik klingt, als wäre sie – in bester Streisand-Manier – für einen altmodisch festlichen Konzertabend gemacht.

Die erste Auskopplung ist dabei »I’d Want It To Be You«, ein Duett mit Country-Ikone Willie Nelson. Es war ursprünglich für Streisands Album Partners im Jahr 2014 vorgesehen, wurde aber ihrer Plattenfirma zufolge nicht rechtzeitig fertig.

Das etwas kitschige Lied handelt von der tiefen Verbindung zweier Menschen, der Text erinnert an eine alte »Merci«-Werbung: »Du bist wie ein süßes bekanntes Lied/ein gutes Buch, wenn ich allein bin/eine Tasse Kaffee, wenn mir kalt ist/eine Landstraße, die mich nach Haus führt.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Doch auch wenn Release Me 2 wohl kein Meilenstein im Oeuvre der Streisand wird, dürfte die Sängerin ihre unglaubliche Anzahl von über 140 Millionen verkauften Platten damit weiter nach oben schrauben. Schließlich gibt es kaum eine Sängerin, die sich seit dem Beginn ihrer Karriere in den 60er-Jahren eine so breite Fan-Basis aufbauen konnte.

schauspielkarriere Die 1942 geborene Brooklynerin stammte aus ärmlichen jüdisch-orthodoxen Verhältnissen, doch sie träumte schon früh von einer Schauspielkarriere, startete in Nachtklubs und Broadway-Revuen. Was sie dank ihres unermüdlichen Willens und Talents auf vielen Feldern erhielt, war noch viel mehr: Streisand wurde auch eine der erfolgreichsten Sängerinnen der Welt – mit Hits wie »The Windmills Of Your Mind«, »Solitary Moon«, »The Same Hello, The Same Goodbye« oder »That Face«.

Aber auch in Film und Fernsehen wurde sie schließlich ein internationaler Star und spielt unter anderem in Funny Girl, So wie wir waren und Hello Dolly. Streisand ist eine der ganz wenigen Künstlerinnen, die alle großen Trophäen gewonnen haben: Grammys, Emmys, Golden Globes, den Oscar und auch einen Tony Award. Und ihrer großartigen Stimme zu lauschen – das macht natürlich auch bei B-Liedern immer wieder Freude.

Erinnerungskultur

»Algorithmus als Chance«

Susanne Siegert über ihren TikTok-Kanal zur Schoa und den Versuch, Gedenken neu zu denken

von Therese Klein  07.11.2025

Erinnerung

Stimmen, die bleiben

Die Filmemacherin Loretta Walz hat mit Überlebenden des KZ Ravensbrück gesprochen – um ihre Erzählungen für die Zukunft zu bewahren

von Sören Kittel  07.11.2025

New York

Kanye West bittet Rabbi um Vergebung

Der gefallene Rapstar Kanye West hat sich bei einem umstrittenen Rabbiner für seine antisemitischen Ausfälle entschuldigt

 07.11.2025

Rezension

Mischung aus Angst, alptraumhaften Erinnerungen und Langeweile

Das Doku-Drama »Nürnberg 45« fängt die Vielschichtigkeit der Nürnberger Prozesse ein, erzählt weitgehend unbekannte Geschichten und ist unbedingt sehenswert

von Maria Ossowski  07.11.2025

Interview

Schauspieler Jonathan Berlin über seine Rolle als Schoa-Überlebender und Mengele-Straßen

Schauspieler Jonathan Berlin will Straßen, die in seiner Heimat Günzburg nach Verwandten des KZ-Arztes Mengele benannt sind, in »Ernst-Michel-Straße« umbenennen. Er spielt in der ARD die Rolle des Auschwitz-Überlebenden

von Jan Freitag  07.11.2025

Paris

Beethoven, Beifall und Bengalos

Bei einem Konzert des Israel Philharmonic unter Leitung von Lahav Shani kam es in der Pariser Philharmonie zu schweren Zwischenfällen. Doch das Orchester will sich nicht einschüchtern lassen - und bekommt Solidarität von prominenter Seite

von Michael Thaidigsmann  07.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  07.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  07.11.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  07.11.2025