Redezeit

»Ich folge meiner musikalischen Intuition«

Frau Saban, Ihr neues Album heißt – passend zu Rosch Haschana – »5773«. Was erwartet die Hörer der CD?
Das Album besteht aus jiddischen Klassikern wie »Glik«, »Yankele« und »Bei mir bist du schejn«. Wie der Titel andeutet, verweist das Album auf die Gegenwart. Wir haben versucht, jiddische Evergreens neu zu interpretieren und ins 21. Jahrhundert zu holen. Viele Songs haben wir elektronisch aufgepeppt, es gibt sowohl House- als auch Rap-Elemente, und manchen Liedern haben wir auch ein Swing-Arrangement mit großem Orchester verpasst. Ich finde, es war Zeit für neue Versionen all dieser schönen, aber etwas angestaubten Lieder.

Hat es wirklich noch eine weitere Version der allzu oft gecoverten Lieder gebraucht?
Ob es das gebraucht hat, können wohl die Zuhörer am besten beantworten. Ich folge einfach meiner musikalischen Intuition und fühle mich mit den neuen Arrangements sehr wohl.

Wie ist das Album entstanden?
2005 und 2007 hatte ich zwei Alben veröffentlicht, die beide im Singer-Songwriter-Stil und in deutscher Sprache gehalten waren. Danach wollte ich gern neue musikalische Wege gehen. Welche das genau werden sollten, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ein befreundeter DJ spielte mir dann zufällig verschiedene Club-Beats vor. Dazu habe ich automatisch den Text von »Bei mir bist du schejn« gesungen. So ist die Idee entstanden, jiddische Klassiker musikalisch neu zu verpacken.

Gab es dabei musikalische Vorbilder?
Im weitesten Sinne haben mich die Interpretationen der Barry Sisters aus den 1950er-Jahren inspiriert. Die beiden Musikerinnen haben zu ihrer Zeit ja auch Songs neu interpretiert, die jeder Jude von Barmizwa-Feiern oder Hochzeiten kennt. Aber auch orientalische Einflüsse sind in mein Album mit eingeflossen.

Sie singen viele Lieder im jiddischen Original. Mussten Sie die Sprache extra lernen?
Ich verstehe, was ich auf dem Album singe, doch richtig Jiddisch spreche ich nicht. Das war aber kein Problem bei den Aufnahmen. Ich bin gut darin, mir Liedtexte rein phonetisch anzueignen. Mit dem jüdischen Ensemble »Gita« habe ich schon mit acht Jahren russische Songs gesungen, obwohl ich nicht ein Wort Russisch spreche. Und beim Jiddischen ist es ja noch einfacher, weil es dem Deutschen sehr nah ist.

Wie feiern Sie Rosch Haschana?
Wie jedes Jahr: mit der ganzen Familie. Meine Mutter hat vier Schwestern und einen Bruder, die wiederum viele Kinder haben. Wir sind insgesamt nie weniger als 20 Personen am Tisch. Für mich ist das immer eine schöne Zeit, auch, um Ruhe zu finden – bevor dann im neuen Jahr alles wieder von vorne los geht.

Was erwarten Sie vom neuen Jahr 5773?
Dass es süß wird, natürlich. Beruflich wünsche ich mir, dass ich weiterhin so viel mit meiner Band spielen kann. Persönlich hoffe ich, dass alle in meiner Familie und meinem Freundeskreis gesund und glücklich sind. Wenn alles so bleibt wie bisher, bin ich happy.

Mit der Sängerin sprach Philipp Peyman Engel.

Maya Saban wurde 1978 in Berlin geboren. 2005 veröffentlichte sie das Album »Mit jedem Ton«, 2007 folgte »Hautnah«. Sie arbeitete unter anderem mit den Söhnen Mannheims, Lena Meyer-Landrut und Sabrina Setlur zusammen. Ihr Projekt »Jewdyssee«, das sich mit jüdischer und jiddischer Kultur auseinandersetzt, ist sowohl eine Musikgruppe als auch ein Yiddish Lifestyle Blog für Autoren.

www.jewdyssee.com

Hörproben der neuen Songs gibt es hier:

http://soundcloud.com/jewdyssee/sets/jewdyssee

Rock-Legende

Grenzgänger zwischen Jazz und Rock: Manfred Mann wird 85

Der jüdische Musiker tritt seit 63 Jahren mit seinen Bands auf. Schon in den nächsten Tagen sind Konzerte in Deutschland vorgesehen

von Imanuel Marcus  20.10.2025

Los Angeles

Gene Simmons beklagt mangelndes Verständnis für Israel

Es gebe auch viele jüdische »Idioten«, die nicht verstünden, was im Nahen Osten passiere, sagt der Kiss-Rocker

 20.10.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  19.10.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Über Wurstmeldungen und andere existenzielle Fragen

von Katrin Richter  19.10.2025

Aufgegabelt

Maroni-Kuchen

Rezepte und Leckeres

von Nicole Dreyfus  19.10.2025

Sachbuch

Ärger am Skopusberg

Yfaat Weiss skizziert die wechselvolle Geschichte der israelischen Exklave in Ost-Jerusalem zwischen 1948 und 1967

von Ralf Balke  19.10.2025

Innovation

Rettung für den Kinneret

Zum ersten Mal weltweit wird entsalztes Wasser in einen Süßwassersee geleitet

von Sabine Brandes  19.10.2025

Sehen!

»Red Alert«

Die Serie will das Geschehen des 7. Oktober in filmische Bilder fassen – die erzählerische Kraft des Vierteilers liegt in der Hoffnung

von Christoph Schinke  19.10.2025

Israel

Warum ich meine gelbe Schleife nicht ablege

Noch immer konnten nicht alle Angehörigen von Geiseln Abschied von ihren Liebsten nehmen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.10.2025