Hollywood

Holocaust-Ermüdung

Vor einem Jahr killten jüdische GIs Nazis in Quentin Tarantinos Inglourious Basterds; Christoph Waltz bekam für seine Verkörperung eines SS-Offiziers einen Oscar als bester Nebendarsteller. 2009 erhielt Kate Winslet den Academy Award für ihre Rolle als Ex-KZ-Aufseherin in Der Vorleser. 2008 wurde die in Sachsenhausen angesiedelte deutsch-österreichische Koproduktion Die Fälscher als bester ausländischer Film geehrt. Schoa-Filme waren seit fast 50 Jahren beim Wettbewerb um den weltweit begehrtesten Filmpreis stets mit im Rennen. Oft gewannen sie die Konkurrenz – Schindlers Liste von Steven Spielberg 1994 gleich in sieben Kategorien.

Doch wenn an diesem Sonntag die Gewinner der Academy Awards 2011 bekannt gegeben werden, wird der Holocaust keine Rolle spielen. Kein einziger Film über den Völkermord an den europäischen Juden ist diesmal im Rennen.

genre am ende ? Seit Jahren schon haben Kritiker prophezeit, dass das Genre Schoa-Film am Ende sei. Von »Holocaust-Ermüdung« war die Rede. Ist es jetzt so weit? Ja, fürchtet Branko Lustig, Ko-Produzent von Schindlers Liste, der selbst als Kind die Schoa überlebte: »Wenn alle Zeitzeugen tot sind, wird der Holocaust vergessen werden«, meint der gebürtige Kroate. »In 35 Jahren wird keiner mehr glauben, dass es ihn überhaupt gegeben hat.« Lustig spricht aus eigener Erfahrung, sagt er. Seit Jahren versuche er vergeblich, einen Film über das Ghetto von Schanghai im Zweiten Weltkrieg zu produzieren. »Weder in den USA, noch in Asien und Europa will jemand dafür Geld aufbringen.«

Auch Meyer Gottlieb, Chef der Sam Goldwyn Filmproduktion und wie Branko Lustig Überlebender des Völkermords, sieht die Zukunft des Genres skeptisch. Junge Filmemacher tendierten naturgemäß zu zeitgenössischeren Themen. Und Schoafilme würden von den Medien oft stiefmütterlich behandelt.

Etwas optimistischer ist Paul Mazursky. »Holocaust-Ermüdung wird es nie geben«, glaubt der Regisseur von Zoff in Beverley Hills und vier anderen Oscar-nominierten Filmen. Dass dieses Jahr keine Schoafilme im Wettbewerb sind, stehe nicht unbedingt für einen Trend, sondern könne auch mit den Unwägbarkeiten des Filmgeschäfts zu tun haben. Allerdings denkt Mazursky, dass »künftige Holocaustfilme von unabhängigen Produzenten mit kleinem Budget gemacht werden, nicht mehr von den großen Studios.«

Auch Deborah Oppenheimer, die 2001 einen Oscar für ihre Dokumentation Into the Arms of Strangers über die Kindertransporte 1938 gewann, glaubt noch nicht an ein Endes des Genres. »Western und Science Fiction hatten auch schon ihre ›Ermüdungsphase‹«, argumentiert die Film- und Fernsehproduzentin. »Wenn die Filmstory gut ist, gibt es ganz schnell ein Comeback.«

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Bremen

Seyla Benhabib erhält den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken

Die Jury würdigte Benhabib als »herausragende politische und philosophische Intellektuelle«

 15.09.2025

Eurovision

Israel hält nach Boykottaufrufen an ESC-Teilnahme fest

Israel will trotz Boykott-Drohungen mehrerer Länder am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen. Wie andere Länder und Veranstalter reagieren

 15.09.2025

Antisemitismusskandal

Bundespräsident trifft ausgeladenen Dirigenten Shani

Nach dem Eklat um eine Ausladung der Münchner Philharmoniker in Belgien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den künftigen israelischen Chefdirigenten Lahav Shani ins Schloss Bellevue eingeladen

von Anne Mertens  15.09.2025

Literatur

Ein Funke Hoffnung

Rafael Seligmann hält Deutschland derzeit nicht für den richtigen Ort einer Renaissance jüdischen Lebens. Trotzdem gibt er die Vision nicht auf. Ein Auszug aus dem neuen Buch unseres Autors

von Rafael Seligmann  15.09.2025

Los Angeles

»The Studio« räumt bei den Emmys 13-fach ab

Überraschende Sieger und politische Statements: Ausgerechnet eine jüdische Darstellerin ruft eine israelfeindliche Parole

von Christian Fahrenbach  15.09.2025

Freiburg im Breisgau

»Keine Schonzeit für Juden«: Neues Buch von Rafael Seligmann

Antisemitismus, der 7. Oktober 2023, ein Umzug von Tel Aviv nach München in den 1950er Jahren und ein bewegtes Leben: Der Historiker streift und vertieft in seinem aktuellen Werk viele Themen

von Leticia Witte  15.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  14.09.2025 Aktualisiert

Nach Antisemitismus-Eklat

Lahav Shani wird im Ruhrgebiet begeistert empfangen

Den Auftritt in Essen besuchte auch Belgiens Premier Bart De Wever

 14.09.2025 Aktualisiert