Frankfurt

»Hinter Panzerglas«

Sabena Donath, Leiterin der Bildungsabteilung des Zentralrats Foto: Uwe Steinert

Jüdisches Leben wird nach den Worten der Leiterin der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland, Sabena Donath, oft geschlossener wahrgenommen als es ist. Ein Grund dafür sei, dass es häufig »hinter Panzerglas« stattfinde, sagte Donath am Mittwoch bei einer Online-Veranstaltung. Geschlossenheit sei jedoch kein Teil des jüdischen Selbstverständnisses. Dass jüdische Einrichtungen geschützt würden, sei kein Privileg - der Grund seien Sicherheitsaspekte.

»SONDERROLLE« Vor allem junge Juden wollten gleichrangig an der Gesellschaft in Deutschland teilnehmen und als plural wahrgenommen werden, betonte Donath. Die Sonderrolle, die ihnen mitunter zugeschrieben werde, sei nicht selbstbestimmt. Donath beklagte, dass es kaum ein realistisches Bild über die kleine Gruppe von Juden in Deutschland gebe. Sie erinnerte daran, dass knapp 100.000 Menschen in den jüdischen Gemeinden in Deutschland organisiert sind. Insgesamt gebe es etwa 250.000 Juden hierzulande.

Vor allem in Deutschland sei der Blick auf die jüdische Gemeinschaft von der Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte geprägt, betonte Donath. Juden würden oft lediglich im Zusammenhang mit der Schoa, mit Antisemitismus und dem Nahostkonflikt wahrgenommen und entsprechend adressiert.

Donath äußerte sich auf einer Online-Veranstaltung zur Bildungsarbeit im aktuellen Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«. Beteiligt waren die Deutsche Unesco-Kommission, der Verein »321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«, die Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden und das Jüdische Museum Frankfurt am Main.

BILDERBOX Im laufenden Festjahr ist eine spezielle Bilderbox für Schulen erschienen. Sie soll Lebenszusammenhänge und Geschichten von Juden in Gegenwart und Historie zeigen, erklärte der Bundeskoordinator der Unesco-Projektschulen, Klaus Schilling, bei der Online-Veranstaltung. Entwickelt wurde die Box gemeinsam mit der Deutschen Unesco-Kommission und kommt den Angaben zufolge bereits an vielen Schulen zum Einsatz.

Ziel sei, keine Klischees oder Verkürzungen zu produzieren, sondern Schülern »individuelle Erkenntnisse« zu ermöglichen, so Schilling. So entstünden Impulse zu eigenständigem Nachdenken oder auch dafür, das eigene Umfeld stärker in den Blick zu nehmen.

Die Bilderbox zeigt nach seinen Angaben auf mehr als 30 Karten Gegenwart und Geschichte jüdischen Lebens. Sie verbindet Fotos, Abbildungen von Dokumenten und Gemälden mit Informationen und Rechercheaufträgen. Die Box könne etwa in Fachunterricht oder an Lernorten außerhalb von Schulen eingesetzt werden und mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen genutzt werden, hieß es. Die erste Auflage habe bei 1.100 Exemplaren gelegen, die zweite bei etwa 1500. kna

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  15.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025