Psychiatrie

Helm auf zur Behandlung

Jetzt erobert er auch Amerika: der Magnethelm der israelischen Firma Brainsway. Dieser Helm schickt starke Magnetfelder ins Gehirn, die bestimmte Hirnareale stimulieren beziehungsweise hemmen – der Fachausdruck dafür lautet Transkranielle Magnetstimulation (TMS). Brainsway hat die klassische TMS jedoch weiterentwickelt – zu einem Verfahren, das sich »Deep TMS« (abgekürzt dTMS) nennt und verschiedene Hirnregionen mit größerer Treffsicherheit beeinflussen kann.

Vor zwei Jahren hatte die in Jerusalem ansässige Firma eine klinische Studie durchgeführt. Dabei sind nach Aussage von Brainsway bei einem knappen Drittel der Testpersonen depressive Symptome vollständig verschwunden, bei einem weiteren Drittel wurden immerhin erhebliche Verbesserungen erzielt. Ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann, vor allem, wenn man es mit der Wirkung von Antidepressiva in Pillenform vergleicht, die häufig eine weit niedrigere Erfolgsrate aufweisen.

Patienten Nachdem die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) die Magnethelm-Methode im vergangenen Jahr für unbedenklich erklärt hat, wurde sie nun in einer Klinik der »Premier Psychiatric Group« in St. Louis im amerikanischen Bundesstaat Missouri erstmals eingesetzt. »Das dTMS-System ist für Psychiater und Patienten attraktiv, weil sich damit Depressionen ohne Medikamente behandeln lassen, die ein Betroffener oftmals sein ganzes Leben lang einnehmen muss«, sagt Arturo C. Taca, Psychiater in St. Louis.

»Für Depressionen, die auf andere Formen der Behandlung nicht ansprechen, ist sonst die Elektrokrampftherapie der Goldstandard«, fügt er hinzu, »doch diese muss im Krankenhaus unter Narkose durchgeführt werden. Hingegen ist dTMS ein ambulantes Verfahren, das den Alltag des Patienten kaum stört und minimale Nebenwirkungen hat.«

Außer in St. Louis wird der Magnethelm vom Brainsway derzeit auch am schwedischen Karolinska-Institut eingeführt, einer der renommiertesten medizinischen Universitäten in Europa. Schweden hat eine der weltweit höchsten Raten behandlungsresistenter Depressionen und erhofft sich von der israelischen Erfindung Abhilfe. Sollte der Helm am Karolinska-Institut mit Erfolg eingesetzt werden, erwartet Brainsway noch größere Akzeptanz unter Medizinern in aller Welt für das dTMS-System als Methode der Wahl.

Schizophrenie Brainsway wurde im Jahr 2003 von Uzi Sofer, Avner Hagai und David Zacut gegründet. Auf ihr »Deep TMS«-Verfahren besitzt die Firma das exklusive Patent. Die erste klinische Studie zu diesem Verfahren fand 2005 an der Universität Tel Aviv statt. In der Europäischen Union ist der Magnethelm für die Behandlung von Depressionen, Schizophrenie, Posttraumatischer Belastungsstörung und Drogensucht zugelassen.

Ein Patient benötigt im Durchschnitt 15 bis 20 Sitzungen mit einer Länge von jeweils 15 bis 20 Minuten über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen, um dauerhafte Verbesserungen seines Zustands zu erzielen. Derzeit wird noch erforscht, ob die Methode auch gegen bipolare Störungen, chronische Schmerzen, Autismus oder Zwangsstörungen helfen kann.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 30.11.2025 Aktualisiert

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025

Interview

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025