Konzert

Gott gab Euch den Rock n‹ Roll

Kiss begeistern mit ihren Songs die Fans Foto: Marco Limberg

Die Show beginnt mit einem Knall und zischenden Flammen. Plötzlich stehen sie da, mit schwarzen Perücken, weißer, dicker Schminke und auf Plateauschuhen so hoch wie eine Flasche Mineralwasser: Kiss. Die vierköpfige Band aus New York, die seit mehr als 25 Jahren die Musikwelt mit Hard-Rock und wilden Kostümen aufmischt, gab sich am Mittwochabend in der Berliner O2-World-Arena am Ostbahnhof die Ehre. Und die Fans folgten dem Ruf zum zweiten Deutschlandkonzert der »Sonic Boom European Tour«: Teils kamen sie geschminkt, teils in Outfits, die verraten, dass die Band ihre ganz große Zeit in den 70er-Jahren hatte: Abgewetzte Jeanswesten mit Aufnähern ihrer Lieblingsband, Lederhosen und Glitzerschmuck. Und auch der Großteil des Publikums war vor 25 Jahren Teenager.

Feuer Doch egal, ob graue Haare oder gar keine mehr: Alle wollen die Lieder hören, die die geschminkten Rocker berühmt machten. Und alle warten auf die wohl bekannteste Zunge der Welt. Die des Bassisten Gene Simmons, der eigentlich Chaim Witz heißt und aus Haifa kommt. Tatsächlich erfüllt er den Fans ihren Wunsch: Bei jedem einzelnen Song schnellt der lange Muskel aus dem Mund. Gefühlte 200 Mal. Sogar um die Basssaiten schlängelt ihn Simmons. Das Publikum gröhlt und reckt die Hände in die Luft. Es bekommt alles, worauf es gewartet hat: Die großen Hits, wie »I was made for loving you«, »Lick it up« oder »Detroit Rock«. Aber auch Songs vom Album Sonic Boom, das im vergangenen Jahr erschienen ist. Zwischendurch dampft es, knallt es, fliegen Funken, und zweimal hebt der Schlagzeuger Eric Singer mitsamt seinem Instrument in die Luft ab.

Die vier Herren, die heute alle um die 60 Jahre alt sind, gönnen sich keine Pause, rennen über die Bühne, schütteln die langen Mähnen und wirken wie 35-Jährige. Dass sie erst kürzlich sagten, sie würden immer früh ins Bett gehen und auch sonst ein eher ruhiges leben führen, nimmt ihnen an diesem Abend keiner ab. Besonders dann nicht, wenn sie die Hymne schlechthin spielen: »God gave Rock n‹ Roll to you«. Die Fans sind textsicher und spielen mal Luftgitarre, mal Luftschlagzeug oder rocken einfach aus vollem Herzen. Nach dem fast zweieinhalbstündigen Auftritt regnet es Papierschnipsel in der O2-World. Einige bleiben an den verschwitzen Körpern der Fans kleben. Kiss sind zurück – und wie!

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Juni bis zum 26. Juni

 18.06.2025

Berlin

Erste Ausstellung über den Architekten Ossip Klarwein

Präsentiert werden mehr als 100 Entwürfe und Modelle, darunter ikonische Bauten des 1933 nach Palästina geflohenen jüdischen Architekten

 17.06.2025

Nachruf

Chronist einer ganzen Epoche

Michel Bergmann war ein Schriftsteller, der viele Genres beherrschte

von Ellen Presser  17.06.2025

Los Angeles

Neues Album von Haim: »Manchmal muss man loslassen«

Auf ihrem vierten Album singen die Haim-Schwestern von Trennung, Abschied und Neuanfang. Dabei betritt das Trio mit beinahe jedem Song ein anderes musikalisches Terrain

von Philip Dethlefs  17.06.2025

Diskurs

»Die Erinnerungsrepublik Deutschland ist zu Ende«

Auszüge aus der Heidelberger Hochschulrede des Grünen-Politikers Sergey Lagodinsky

 16.06.2025

Literatur

Michel Bergmann ist tot

Der jüdische Schriftsteller starb im Alter von 80 Jahren

 17.06.2025 Aktualisiert

Taormina Film Fest

Michael Douglas entschuldigt sich für Politik der US-Regierung

Der Darsteller erhält von Iris Knobloch eine Ehrung für sein Lebenswerk. Die Vergabezeremonie in Sizilien nutzt er für Kritik an seinem Land

 16.06.2025

Fernsehen

Luftraum in Israel gesperrt: »Fernsehgarten« ohne Kiewel

Die Moderatorin lebt in Tel Aviv - doch zu ihrer Jubiläumssendung konnte sie nicht anreisen

 15.06.2025

Leo Baeck Institut

»Die Wissenschaft ist keine Oase«

Michael Brenner über das vor 70 Jahren gegründete Archiv der Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums, freie Forschung und bedrohte Demokratie

von Ayala Goldmann  15.06.2025