James Bond

Goldfinger lässt grüßen

Anders als die aktuellen Bond-Filme spielt der Roman »Trigger Mortis« in den 50er-Jahren. Foto: dpa

James Bond

Goldfinger lässt grüßen

Anthony Horowitz schickt den Geheimagenten in seinem neuen Krimi zurück in den Kalten Krieg

von Harald Loch  26.10.2015 19:24 Uhr

James Bond ist eine der wertvollsten Marken im Film- und Literaturgeschäft. Der von Ian Fleming vor mehr als 60 Jahren erfundene Spezialagent 007, der für den britischen Geheimdienst MI6 arbeitet, hat im Kino Hunderte von Millionen Euro eingespielt und als Romanheld Riesenauflagen erzielt. Die Erben des 1964 verstorbenen Schöpfers von James Bond wachen äußerst streng über die Urheberrechte. Aber sie machen auch gern Kasse, wenn namhafte Schriftsteller den Agenten wiederauferstehen lassen.

Jüngst ist dieses Glück dem Londoner Krimiautor Anthony Horowitz widerfahren. Er durfte exklusiv bislang unveröffentlichte Texte und Szenen von Ian Fleming für seinen neuen offiziellen James-Bond-Roman Trigger Mortis. Der Finger Gottes einsehen.

Der Roman liest sich denn auch wie eine Fortsetzung von Goldfinger, und zwar aus zwei Gründen: Anders als etwa der neue Bond-Film Spectre, der am 5. November in die deutschen Kinos kommt, spielt Trigger Mortis in der Zeit des Kalten Krieges. Und mit einem Kurzauftritt von Pussy Galore, die Bond in Goldfinger gerettet hatte und eigentlich für eine geschätzte Halbwertszeit von wenigen Wochen an der Seite von Bond gewähnt wurde, markiert eine Blond-Ikone aus den 60er-Jahren auch den personellen Anschluss an Goldfinger.

Sowjets Diesmal soll Bond einen britischen Rennfahrer vor einem geplanten Attentat des russischen Geheimdienstes bewahren. Das Rennen findet auf dem Nürburgring statt. Für die gar nicht lange Sequenz des Autorennens hat Anthony Horowitz einen Originaltext von Ian Fleming in seinen Roman eingebaut. Der Spannungsbogen wölbt sich aber nicht in erster Linie über dem schwierigen Kurs in der Eifel.

Im Laufe seiner Arbeit entdeckt Bond, dass viel mehr auf dem Spiel steht: Die Sowjets planen eine Generalattacke auf die technische Überlegenheit der westlichen Welt. Bond gelingt es wie immer, den Westen vor dem Bösewicht SMERSCH, dem militärischen Nachrichtendienst der Sowjetunion, zu retten – alles typisch Bond! Doch Horowitz bringt in der abgemilderten Machosprache seine eigene Handschrift wohltuend zur Geltung, und auch der Frauenverschleiß von James Bond hält sich im Rahmen: Anscheinend sollen auch Frauen zu Trigger Mortis greifen.

Der 60-jährige Londoner Horowitz entstammt einer jüdischen Familie und ist mit Kriminalromanen für Jugendliche berühmt geworden. Seine Alex-Rider-Serie, in der ein 14-jähriger Junge die Geheimdienstarbeit seines verstorbenen Onkels für den MI6 fortsetzt, begründete den Ruhm des Autors. Neben vielen Auszeichnungen und Preisen wurde er im vergangenen Jahr zum Officer des Order of the British Empire ernannt.

Daniel Craig Was James Bond betrifft, ist Horowitz ein streitbarer Kritiker. Die Verkörperung der Bond-Remakes durch den britischen Schauspieler Daniel Craig bewertete er als »katastrophal schlecht« und »völlig amateurhaft«. Sein Trigger Mortis ist dagegen eine durchaus gelungene Einfügung eines spannenden Thrillers in die Tradition der Original-Romane und -Filme. Der Roman spricht eine neue Generation von James-Bond-Fans an und bekommt eine authentische Version des ab den 50er-Jahren tobenden Kalten Krieges serviert.

Die Verlagerung des Geschehens in die Zeit von Ian Fleming bekommt dem Roman gut. James Bond ist und bleibt eben kein Geheimagent der Gegenwart.

Anthony Horowitz: »Trigger Mortis. Der Finger Gottes«. Cross Cult, Ludwigsburg, 2015, 380 S., 16,99 €

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