Berlin

Joachim Gauck und Herta Müller fordern Unterstützung für Exilmuseum

Herta Müller, Literaturnobelpreisträgerin, begrüßt Ex-Bundespräsident Joachim Gauck zur Eröffnung der »Werkstatt Exilmuseum« und wischt ihm nach einem Begrüßungskuss ihren Lippenstift von der Wange. Foto: picture alliance/dpa

Ein Exilmuseum soll künftig an Fluchterfahrungen der NS-Zeit und heutige Vertreibungen erinnern. Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und Altbundespräsident Joachim Gauck warben am Donnerstag gemeinsam für das in Berlin geplante Museum. Das Haus soll laut der Kuratorin der Stiftung, Cornelia Vossen, am Anhalter Bahnhof entstehen, weil »unzählige mit dem Zug geflüchtet sind«. Die Eröffnung des Museums ist für 2026 geplant. Die Stiftung Exilmuseum Berlin eröffnet am Wochenende eine Werkstatt für das geplante Museum.

Dort solle mit Bürgerbeteiligung das am Anhalter Bahnhof geplante Museum entwickelt werden, hieß es. Für den geplanten Bau seien 60 Millionen Euro erforderlich, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, André Schmitz. Dafür stünden bereits 20 Millionen Euro an Spenden zur Verfügung. Schmitz äußerte die Hoffnung auf massive staatliche Unterstützung. »Wir sind bereit, die Stiftung komplett in die öffentliche Hand zu übergeben«, sagte er bei der Vorstellung der Werkstatt in den ehemaligen Räumlichkeiten des Käthe-Kollwitz-Museums.

»Störender Faktor« Altbundespräsident Gauck sagte unter Anspielung auf den Umgang mit Exilanten, die nach dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrten, wie dem Schriftsteller Thomas Mann (1875-1955), diese seien »ein störender Faktor im Leben der vielen«. Anlässlich der Eröffnung der Werkstatt Exilmuseum betonte er, diejenigen, die alles aufgäben für die Werte, die sie verteidigten, lebten vor, dass es immer eine Wahl gebe.

Die aus Rumänien stammende Literaturnobelpreisträgerin Müller sagte, sie habe sich bei ihrer Ankunft in Deutschland immer gefragt, wo der Ort sei, an dem an die Vertreibung im Nationalsozialismus erinnert werde. In Deutschland sei so getan worden, als wären die Hunderttausende Geflüchteten gerettet. Sie seien jedoch auf wohlgesonnene Personen angewiesen gewesen und nach ihrer Rückkehr schäbig behandelt worden. »Um diese Details zu zeigen, braucht man einen Ort«, sagte die Literaturnobelpreisträgerin zum geplanten Museum. Müller und Gauck übernahmen die Schirmherrschaft der Stiftung.

Die Idee zu dem Museum geht laut Schmitz auf Müller zurück. »Der Staat hat bisher versagt«, sagte er im Hinblick darauf, dass die Initiative für das Museum von einer gemeinnützigen Stiftung ausgeht.

Brücken zur Gegenwart Im Fokus des künftigen Museums steht das Exil von 1933 bis 1945. Von den Nationalsozialisten verfolgt, seien in dieser Zeit etwa eine halbe Million Menschen ins Ausland geflüchtet, hieß es. Ausgehend von den Erfahrungen dieser Menschen wolle das Museum Brücken zur Gegenwart schlagen.

In den Räumlichkeiten der Werkstatt werden Besucher bei Führungen und Veranstaltungen mit Fotos und Interviews von Geflüchteten der NS-Zeit konfrontiert. Ein Raum ist gleichzeitig Aufnahmestudio für Zeitzeugeninterviews. Beim Vergleich der Erfahrungen zeigt sich laut Kuratorin, wie ähnlich die Menschen damals und heute Flucht erlebten.

Am Eröffnungswochenende sind unter anderem eine Performance in Zusammenarbeit mit dem Berliner Ensemble und einem ukrainischen Theatermacher sowie ein Gespräch mit Ilija Trojanow geplant. Der Schriftsteller floh mit seinen Eltern 1971 aus Bulgarien nach Deutschland.

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