Frankfurt/Oder

Frühwerk des jüdischen Buchdrucks für Viadrina-Museum

Der Leiter des Städtischen Museums Viadrina, Dr. Tim S. Müller, mit dem seltenen Frankfurter Kabbala-Druck aus dem Jahr 1680 Foto: Museum Viadrina

Das Viadrina-Museum in Frankfurt an der Oder hat ein Frühwerk des jüdischen Buchdrucks in seine Sammlung aufgenommen. Die Kommentierung der Propheten-Bücher sei 1680 von dem Frankfurter Rabbiner Joseph Issachar Baer ben Elhanan Götz (um 1642-1705) verfasst worden, teilte die Stadtverwaltung am Mittwoch mit. Der Erwerb des historisch wertvollen »Schatzes des jüdischen Buchdrucks« sei durch ein Luxemburger Fachantiquariat und eine Stiftung aus Baden-Württemberg möglich gemacht worden. Die Propheten-Bücher gehören neben der Tora und weiteren Schriften zur hebräischen Bibel Tanach.

Der Verfasser der Kabbala-Schrift hat den Angaben zufolge ab 1675 als Rabbiner in seiner Heimatstadt gewirkt und ist 1687 nach Mähren, 1696 nach Venedig und 1698 nach Jerusalem übergesiedelt. Bei dem nun an die Oder zurückgekehrten Werk handle es sich um einen frühen Buchdruck in hebräischer Sprache aus der Frankfurter Druckerei von Johann Christoph Bekmann (1641-1717), hieß es. Der Leiter des städtischen Viadrina-Museums, Tim Müller, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), das Werk sei für einen niedrigen vierstelligen Betrag vom Förderverein des Museums angekauft worden.

Die »Kurt und Hildegard Löwenstein-Losten Stiftung« habe dabei ungewöhnlich schnell geholfen. Das Werk soll im Rahmen von Sonderausstellungen gezeigt werden. Müller sagte, mit jedem historischen Objekt, das zurückkehre, werde auch »die Stadtgeschichte zurückgeholt«. Frankfurt sei im Zweiten Weltkrieg zu mehr als 90 Prozent zerstört worden, das Museum habe 1945 seine komplette Sammlung verloren. epd

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 30.11.2025 Aktualisiert

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025

Interview

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025