Frankfurt

Fritz Bauer Institut erhält Ignatz-Bubis-Preis

Raphael Gross, Direktor des Fritz Bauer Instituts Foto: dpa

Das Frankfurter Fritz Bauer Institut zur Geschichte und Wirkung des Holocaust erhält in diesem Jahr den Ignatz-Bubis-Preis der Stadt Frankfurt. Das Institut trage mit vorbildlicher Arbeit zum Aufbau einer friedlichen Welt mit Offenheit und Toleranz bei und führe damit das Lebenswerk von Ignatz Bubis fort, heißt es in der Begründung der Jury. Wie die Stadt Frankfurt am Dienstag mitteilte, wird die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung am 2. Mai in der Paulskirche vergeben. Die Laudatio hält Dan Diner, Historiker an der Hebräischen Universität Jerusalem und Leiter des Simon-Dubnow-Instituts für Jüdische Geschichte und Kultur in Leipzig.

»Fritz Bauer und Ignatz Bubis waren beide Vorkämpfer einer streitbaren, sich der eigenen Vergangenheit stellenden Demokratie«, sagte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Der Direktor des Fritz Bauer Instituts, Raphael Gross, zeigte sich hocherfreut über die Ehrung. Er sehe sie als eine Bestätigung der Arbeit des Instituts und seiner Mitarbeiter, sagte Gross.

Impulse »Man merkt offenbar, dass das Institut in den vergangenen Jahren viele neue Impulse gesetzt hat, beispielweise mit den Kooperationen mit dem Frankfurter Jüdischen Museum, dem Leo-Baeck-Institut in London und dem Bundeskriminalamt«, sagte Gross. Die Preisvergabe zeige aber auch, dass die Aufgabe des Instituts, über Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aufzuklären, noch lange nicht abgeschlossen sei.

Nach den Angaben von Gross soll das Preisgeld für eine Ausstellung über den Namensgeber der Forschungs-, Dokumentations- und Bildungseinrichtung, den jüdischen Remigranten und radikalen Demokraten Fritz Bauer (1903–1968), verwendet werden. Als hessischer Generalstaatsanwalt hatte Bauer vor 50 Jahren den Auschwitz-Prozess in Frankfurt angestoßen. Das nach ihm benannte Institut wurde 1995 gegründet. Seit Herbst 2000 ist es mit der Goethe-Universität assoziiert und hat seinen Sitz im ehemaligen IG Farben-Gebäude.

Pädagogik Forschungsschwerpunkte sind die Bereiche Zeitgeschichte und Erinnerung sowie moralische Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust. Gemeinsam mit dem Jüdischen Museum Frankfurt betreibt das Institut ein Pädagogisches Zentrum.

Die Auszeichnung wird seit 2001 alle drei Jahre an eine Persönlichkeit oder Organisation vergeben, »deren öffentliches Wirken in hervorragender Weise im Sinne der von Ignatz Bubis (1927–1999) vertretenen Werte gekennzeichnet ist«. Mit dem Preis würdigt die Stadt das Lebenswerk und die Persönlichkeit des Kaufmanns, FDP-Politikers und langjährigen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, der von 1956 bis zu seinem Tod in Frankfurt lebte.

Den Bubis-Preis erhielten 2001 der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD), 2004 der frühere katholische Limburger Bischof Franz Kamphaus, 2007 der ehemalige Frankfurter Oberbürgermeister Walter Wallmann (CDU) und 2010 die Holocaust-Überlebende und Sozialarbeiterin Trude Simonsohn. epd

Hard Rock

»Kiss«-Sänger: Ähnlichkeit mit SS-Runen sind uns nicht aufgefallen

Das »Doppel-S« im Band-Logo sollte Blitze darstellen, so der jüdische Bandleader Gene Simmons

 31.05.2023

Geschichte

Porträt einer gescheiterten Idee

Der Historiker Gennady Estraikh über Birobidschan, eine jüdische Heimat in Sibirien

von Alexander Kluy  31.05.2023

Analyse

»Rough Diamonds« auf Netflix feiert große Erfolge

Warum Serien über ultraorthodoxe Juden so großen Anklang finden

von Christiane Laudage  30.05.2023

Aufgegabelt

Omelett mit Lachs

Rezepte und Leckeres

 29.05.2023

Michal Vinik

»Nicht alle Beziehungen sind ein Deal«

Die israelische Regisseurin über arrangierte Ehen, Frauen im Kino und schwul-lesbische Festivals

von Sharon Adler  29.05.2023

Konzert

Noch schlimmer als erwartet

Roger Waters lieferte anti-israelische Propaganda in der größten Halle Berlins

von Imanuel Marcus  29.05.2023

Literatur

Schtetl, Stalin, Agonie

Ein Auswahl-Querschnittsband präsentiert ausgreifend und klug das Werk des jiddischen Schriftstellers Dovid Bergelson

von Alexander Kluy  28.05.2023

György Ligeti

Der Mikropolyphone

Zum 100. Geburtstag des ungarisch-jüdischen Komponisten

von Stephen Tree  28.05.2023

Rezension

Ein radikales Drama, das Fragezeichen setzt

Jonathan Glazers Auschwitz-Drama »Zone of Interest« hat den Großen Preis der Jury in Cannes gewonnen

von Josef Lederle  27.05.2023