Bode-Museum

Friedliches Miteinander

Eine Ausstellung in Berlin zeigt Alltag von Juden, Christen und Muslimen in Ägypten

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  01.04.2015 13:33 Uhr

Daniel in der Löwengrube: Ausstellungsstück der Berliner Schau Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst / Antje Voigt

Eine Ausstellung in Berlin zeigt Alltag von Juden, Christen und Muslimen in Ägypten

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  01.04.2015 13:33 Uhr

Juden aus aller Welt erinnern sich am Sederabend an den Auszug aus Ägypten. Von hier aus brachen die Israeliten von der Sklaverei in die Freiheit auf. Allerdings gebe es für den Exodus »keine archäologischen Beweise«, sagte der ägyptische Antikenminister Mamdouh Mohamed Gad Edamaty am Mittwoch in Berlin bei der Ausstellungseröffnung »Ein Gott – Abrahams Erben am Nil« im Berliner Bode-Museum. Sehr wohl bewiesen sei hingegen das friedliche Miteinander zwischen den drei Weltreligionen von der Antike bis zum Mittelalter, betonte Edamaty.

Seit Donnerstag zeigt das Berliner Bode-Museum mehr als 250 Exponate aus dieser langen gemeinsamen Geschichte von der Römerzeit bis zur Fatimiden-Herrschaft im 12. Jahrhundert. Mit »Ein Gott –Abrahams Erben am Nil« widmet sich damit erstmals eine umfangreiche Ausstellung dem religiösen Leben und Alltag der drei Glaubensgemeinschaften in Ägypten. Die Ausstellungsstücke stammen aus dem Ägyptischen Museum, dem Museum für Islamische Kunst und dem Museum für Byzantinische Kunst in Berlin.

Urvater Titelgeber Abraham gilt den Ausstellungsmachern als Archetypus für den Glauben an den einen Gott und somit als Bindeglied zwischen Judentum, Christentum und Islam. Gerade vor dem Hintergrund religiös aufflammender Konflikte verstehe sich die Ausstellung daher auch als Brücke zur Gegenwart, unterstrich Kuratorin Friederike Seyfried. So seien die archäologischen Funde und Dokumente tagespolitisch relevant.

Denn sie zeigen, dass Abrahams Erben jahrhundertelang friedlich zusammenlebten. Zwar verschweige die Ausstellung auch Konflikte nicht. Doch im Fokus stehen vor allem archäologische Zeugnisse kultureller und religiöser Vielfalt und Gemeinsamkeit.

Identität
Von der Ausrichtung der Schau erhoffen sich die Kuratoren daher neben mehr Offenheit für die gemeinsamen Ursprünge auch eine identitätsbildende Wirkung, vor allem für jüngere Besucher. Parallel zu Berlin soll auch in Kairo eine gleichnamige Ausstellung zu sehen sein.

Der Rundgang beginnt bei der antiken Mittelmeermetropole Alexandria als Schmelztiegel der Kulturen. Durch den Austausch übers Meer entwickelten sich von hier aus viele philosophische Strömungen aller drei Glaubensgemeinschaften. Anhand von ägyptischen Zeugnissen der heiligen Schriften führt die Ausstellung zudem in die Grundzüge der drei Weltreligionen ein. Dabei werden ihre Sakralbauten – Synagoge, Kirche und Moschee – vorgestellt und deren Baugeschichte in Ägypten geschildert.

Alltag
Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich dem Alltagsleben in Ägypten. So werden Malereien, Skulpturen, Grabdenkmäler, Handschriften und Handwerkskunst von Judentum, Christentum und Islam sowie deren jeweilige Rituale von der Geburt bis zum Tod gezeigt.

Immer wieder macht die Mittelmeerregion als Fundort bedeutender archäologischer Ausgrabungen von sich reden, zuletzt in der vergangenen Woche. Laut israelischer Antikenbehörde waren nahe Tel Aviv Spuren einer 5000 Jahre alten ägyptischen Siedlung aus der Bronzezeit entdeckt worden. Der ägyptische Antikenminister wird sie besuchen, »wenn sich dazu eine Gelegenheit« biete.

»Ein Gott – Abrahams Erben am Nil. Juden, Christen und Muslime in Ägypten von der Antike bis zum Mittelalter«, Bode-Museum Berlin, 2. April bis 13. September 2015

www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/bode-museum/home.html

Los Angeles

Barbra Streisand: Lovesong als Zeichen gegen Antisemitismus

Für die Serie »The Tattooist of Auschwitz« singt sie das Lied »Love Will Survive«

 25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024

TV

Bärbel Schäfer moderiert neuen »Notruf«

Die Autorin hofft, dass die Sendung auch den »echten Helden ein wenig Respekt« verschaffen kann

von Jonas-Erik Schmidt  21.04.2024

KZ-Gedenkstätten-Besuche

Pflicht oder Freiwilligkeit?

Die Zeitung »Welt« hat gefragt, wie man Jugendliche an die Thematik heranführen sollte

 21.04.2024

Memoir

Überlebenskampf und Neuanfang

Von Berlin über Sibirien, Teheran und Tel Aviv nach England: Der Journalist Daniel Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Familie

von Alexander Kluy  21.04.2024