Kino

Forever young im Cyberspace

Bekannt geworden ist der israelische Regisseur Ari Folman mit seiner Animationsdoku Waltz with Bashir 2008. Jetzt kommt sein neuer Film The Congress in die deutschen Kinos – eine sehr eigenwillige Verfilmung von Stanislaw Lems Roman Der futurologische Kongress. Zur Hälfte ist dies ein mit bekannten Stars – Robin Wright Penn, Harvey Keitel und Danny Huston – besetzter Spielfilm, zur anderen Hälfte ein kunterbunter Trip aus Animationsbildern im aus Waltz with Bashir bekannten Stil, nur mit noch grelleren, psychedelischen Farben und Effekten.

Robin Wright spielt sich selbst: einen alternden Hollywoodfilmstar gleichen Namens. In einer nahen Zukunft, in der Virtualität und Realität sich kaum noch unterscheidbar vermischt haben, verkauft sie ihren Körper, um zumindest auf der virtuellen Ebene nicht mehr zu altern. Als »Rebel Robot Robin« wird sie so noch einmal zum Superheldenstar.

träume Es ist das im Grunde uralte Motiv des Menschheitstraums von der ewigen Jugend und dem Teufelspakt, der ihr zugrunde liegt, bezogen aufs Kino. So wie die Unterhaltungsindustrie die lebenden Stars jung halten will, würde sie gerne auch die Toten immer wieder zum Leben erwecken. Wäre es nicht toll, Elizabeth Taylor könnte mit Leonardo DiCaprio auf der Leinwand stehen, Marilyn Monroe in einem Film von Ari Folman spielen? Zu Ende gedacht ist das natürlich der reine Wahnwitz. Aber die Techniken dazu werden gerade entwickelt, und so ist ein realer Wahnwitz das Thema von Folmans Film.

The Congress ist am besten als Parodie auf das Filmbusiness zu verstehen, voll kluger Verweise auf Stanley Kubrick, Film Noir und Science-Fiction-Kino. Folman feiert das Kino als Traumfabrik in einer Form, die selbst träumerisch-schwelgerisch ist. Harvey Keitel hat ein paar sehr gute Szenen als der Agent der Schauspielerin. Auch die Animation schafft begeisternde poetische Momente.

Denn hier kann Folmans Film völlig losgelöst vom Zwang, sich mit der Wirklichkeit zu arrangieren, fröhlichen Schindluder mit ihr treiben. Da hat der Wetteransager im Fernsehen (dass es das noch gibt!) die Stimme von Ronald Reagan, und der Kellner sieht aus wie Michael Jackson. Auch Berlin kommt vor: Tempelhof ist wieder der Hauptstadtflughafen, Zeppeline schweben am Himmel.

moral Allerdings ermüdet Folmans dauerndes Moralisieren gegen die Entertainmentkultur und seine Alternativsetzung zwischen falschem Glück und unglücklicher Realität. Hier geht der Film weit über die Romanvorlage hinaus. Stanislaw Lem wusste, dass es für virtuell manipulierte Menschen nicht so klar ist, wie sie sich hier entscheiden sollen.

Vor allem aber drückt sich Folman um das philosophische Hauptproblem herum, die alte existenzielle Frage nach dem Tod und dem, was danach kommt. Ridley Scotts Blade Runner hat sie gestellt. Folman dagegen lässt den Zuschauer sich bequem und eskapistisch davor drücken. Dieses Manko kann seine Cyberspace-Matrix nicht wettmachen. Dafür ist sie nicht schön genug – und viel zu anstrengend.

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Literatur

Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis für Helene Seidler

Die Schriftstellerin wurde für die Übersetzung des Romans »Unter Freunden stirbt man nicht« von Noa Yedlin ausgezeichnet

 12.12.2025

Zürich

Protest gegen ESC-Teilnahme Israels: Nemo gibt Pokal zurück

Mit der Zulassung Israels verrate der Gesangswettbewerb seine Werte von »Einheit, Inklusion und Würde für aller Menschen«, so Nemo

 12.12.2025