Basketball

Fast ein Heimspiel

Wenn das kein Heimspiel war – für Maccabi Tel Aviv wohlgemerkt. Obwohl die O2-Arena ja eigentlich das Zuhause der Berliner Albatrosse ist. Doch bei so viel blau-gelber Unterstützung, den Vereinsfarben von Maccabi Tel Aviv, konnte man am Donnerstagabend glatt ins Grübeln geraten.

Eigentlich waren die Fans beider Vereine auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden: Blau-Gelb oder Gelb-Blau, so genau nahm es an diesem Abend offenbar niemand. Hauptsache Spitzenspiel. Immerhin galt das dritte Vorrundenspiel der Euroleague als »Game of the Week«. Denn mit Maccabi Electra Tel Aviv kam der aktuelle Champion der europäischen Königsklasse nach Berlin – zweifellos ein Zuschauermagnet.

Lehrstunde In der fast ausverkauften Arena saßen die Fans von Titelverteidiger Maccabi an diesem Euroleague-Spielabend ohnehin in jedem Block. Mit »Maccabi, Maccabi!«-Rufen und »Alba, Alba!«-Ermutigungen feuerten sie sowohl die eigene als auch die gegnerische Mannschaft an. Und die Gastgeber konnten die Unterstützung gut gebrauchen: Die Israelis erteilten den Berlinern eine denkwürdige Lehrstunde in Sachen Basketball.

Die Mannschaft von Trainer Guy Goodes dominierte die Berliner Albatrosse von der ersten Spielminute an. Einen Dreier nach dem anderen platzierten die Tel Aviver mit traumwandlerischer Sicherheit im Korb, Freiwürfe verfehlten fast nie ihr Ziel und die Verteidigung ließ gegnerische Angriffe kaum zu – ein Funken Tel Aviver Leichtigkeit im Herzen von Berlin. Auch wenn die Albatrosse in den letzten Spielminuten noch einmal aufholten und den Gästen aus Tel Aviv den Sieg nicht kampflos überließen – am Ende entschied Maccabi das Spiel mit 69:84 überlegen für sich.

»Eine tolle Stimmung«, schwärmt Jariv aus Tel Aviv und schaut sich begeistert in der Arena um. Überall Israelfahnen, Familien mit Kindern, Maccabi-Trikots. Mit so vielen Unterstützern haben der Mittvierziger und seine Frau Etty nicht gerechnet. Die beiden sind zum ersten Mal in Berlin. Zusammen mit ihren Freunden Jackie und Michal sind sie extra angereist, um ihre Basketball-Mannschaft zu unterstützen. Vor sich haben sie eine riesige Israel-Fahne ausgebreitet. Schon jetzt fühlen sich die vier »kmo babait« – wie zu Hause.

Zwillingsstädte »In Berlin fühlen wir uns sicher«, sagt Jackie. »Anders als im Rest Europas. Die Stimmung hier in der Halle ist respektvoll und entspannt.« Ohnehin sei Berlin in Israel sehr beliebt, ergänzt Michal – und das nicht erst seit der Diskussion über die günstigen Schokopudding-Preise in der Stadt. »Berlin ist dynamisch und weltoffen. So wie Tel Aviv eine Stadt, die niemals schläft. Jetzt verstehe ich, warum sie Zwillingsstädte genannt werden«, sagt Etty lachend.

Die Tel Aviver Leichtigkeit nehmen die Maccabi-Fans nach dem Basketballspiel der Königsklasse mit hinaus ins Berliner Nachtleben – fast wie zu Hause.

Hard Rock

»Kiss«-Sänger: Ähnlichkeit mit SS-Runen sind uns nicht aufgefallen

Das »Doppel-S« im Band-Logo sollte Blitze darstellen, so der jüdische Bandleader Gene Simmons

 31.05.2023

Geschichte

Porträt einer gescheiterten Idee

Der Historiker Gennady Estraikh über Birobidschan, eine jüdische Heimat in Sibirien

von Alexander Kluy  31.05.2023

Analyse

»Rough Diamonds« auf Netflix feiert große Erfolge

Warum Serien über ultraorthodoxe Juden so großen Anklang finden

von Christiane Laudage  30.05.2023

Aufgegabelt

Omelett mit Lachs

Rezepte und Leckeres

 29.05.2023

Michal Vinik

»Nicht alle Beziehungen sind ein Deal«

Die israelische Regisseurin über arrangierte Ehen, Frauen im Kino und schwul-lesbische Festivals

von Sharon Adler  29.05.2023

Konzert

Noch schlimmer als erwartet

Roger Waters lieferte anti-israelische Propaganda in der größten Halle Berlins

von Imanuel Marcus  29.05.2023

Literatur

Schtetl, Stalin, Agonie

Ein Auswahl-Querschnittsband präsentiert ausgreifend und klug das Werk des jiddischen Schriftstellers Dovid Bergelson

von Alexander Kluy  28.05.2023

György Ligeti

Der Mikropolyphone

Zum 100. Geburtstag des ungarisch-jüdischen Komponisten

von Stephen Tree  28.05.2023

Rezension

Ein radikales Drama, das Fragezeichen setzt

Jonathan Glazers Auschwitz-Drama »Zone of Interest« hat den Großen Preis der Jury in Cannes gewonnen

von Josef Lederle  27.05.2023