Düsseldorf

Fantastische Traumwelten in intensiven Farben

Blick auf die Kunstsammlung K20. Hier wird die Ausstellung »Chagall« gezeigt. Die Schau umfasst rund 100 Werke aus allen Lebensphasen Chagalls. Foto: picture alliance/dpa

Als 23-jähriger unbekannter Maler aus dem russisch-jüdischen Schtetl kommt Marc Chagall um 1910 in die Weltstadt Paris. Hier arbeiten Künstler bereits mit neuen intensiven Farben, ihr Stil ist der Fauvismus, und befreien sich von der Darstellung der Wirklichkeit. Chagall (1887-1985) nimmt die Inspirationen auf, findet schnell Anschluss an Künstlerkreise - und entwickelt seinen eigenen Stil, verbindet Fantasiewelten mit Eindrücken aus seiner jüdischen Heimat. Diese Kombination behält er sein ganzes Künstlerleben lang in vielen Variationen bei.

»Die Bilder sind gleichzeitig offensichtlich und rätselhaft, sie sind intensiv farbig und öffnen Türen zu Traumwelten - das macht Chagall so beliebt«, sagt Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf. Dort ist bis zum 10. August die Ausstellung »Chagall« mit 120 Werken aus allen Schaffensphasen des Künstlers zu sehen.

Marc Chagall gilt als einer der wichtigsten und beliebtesten Maler des 20. Jahrhunderts. Bereits in den 1910er-Jahren arbeitet er mit den intensiven Farben, die seine Bilder immer erkennbar machen.

Selten ausgestellte Gemälde aus dieser Zeit zeigen einen ruhigeren Chagall

Die Geschichten stehen nebeneinander, auch wenn sie sich nacheinander ereignet haben. Dieses Stilmittel wird typisch für Chagall, wenn etwa in einer Dorfszene ein Bauer seine Ziege über der Kirche durch den Bildhimmel führt oder Liebende über Blumensträuße fliegen.

Von Paris kehrt der Maler vor dem Ersten Weltkrieg noch einmal in seinen Geburtsort Witebsk im heutigen Belarus zurück. Selten ausgestellte Gemälde aus dieser Zeit zeigen einen ruhigeren Chagall, der in der Liebe zu seiner Frau Bella und dem Familienleben aufgeht. Eine Zeit ohne Stürme ist das trotzdem nicht, die Russische Revolution 1917 erschüttert das Land. Chagall gründet in Witebsk eine Kunstschule und unterrichtet Kinder, wie ein anrührendes Foto zeigt.

Nach der Rückkehr nach Paris entwickelt der Maler das ikonische Chagall-Blau.

Bilder aus dieser Schaffensphase hängen heute in russischen Museen in Moskau und St. Petersburg. »Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine konnten wir diese aber nicht mehr ausleihen«, sagt Kuratorin Susanne Meyer-Büser. Chagall verlässt seine Heimat 1922 wieder, malt die Bilder aus dem Schtetl und vor allem die Szenen jüdischen Lebens aber bis zum Ende seines Schaffens kurz vor seinem Tod mit 97 Jahren in Südfrankreich. »Er hat seine Heimat in seiner Erinnerung stets lebendig gehalten, da er sie als Flüchtling verlassen musste«, erläutert Meyer-Büser.

Nach der Rückkehr nach Paris entwickelt der Maler das ikonische Chagall-Blau, das vielen seiner Bilder einen anziehenden und zugleich beruhigenden Ton gibt. Ein Raum im Düsseldorfer Museum K 20 ist auch in dieser Farbe gehalten. Als Frankreich während des Zweiten Weltkriegs von NS-Deutschland besetzt wird, müssen Chagall und seine Familie als Juden wieder fliehen, dieses Mal nach New York. Dort stirbt seine Frau Bella.

Die Farben halten die Bildwelten zusammen

In der Trauerphase ist Chagall unfähig, zu malen. Bald aber entstehen große Ölgemälde von Hochzeiten und Liebespaaren, immer auf der Schwelle zum Reich der Fantasie, als schwebende Menschen, umgeben von Blumen oder Bäumen, die auch durch die Lüfte fliegen. Die Farben halten die Bildwelten zusammen.

Im Spätwerk, das wieder in Europa entsteht, vor allem in Südfrankreich, wendet sich Chagall wieder der Bibel zu. Das Gemälde »Moses empfängt die Gesetzestafel« aus dem Jahr 1950 ist ein typisches Werk dieser Zyklen. Moses ist lebensnah gezeichnet, ein alter, bärtiger Mann, in dessen Gesicht das Erstaunen über die Zwiesprache mit seinem Gott eingeschrieben ist. Das Bild »Exodus«, das den gekreuzigten Jesus und die Geschichte des stets zur Flucht gezwungenen jüdischen Volkes zeigt, verbinde »alle Motive des Werkes von Marc Chagall«, sagt Museumsdirektorin Gaensheimer. epd

Berlin

Mut im Angesicht des Grauens: »Gerechte unter den Völkern« im Porträt

Das Buch sei »eine Lektion, die uns lehrt, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten Menschen gab, die das Gute dem Bösen vorzogen«, heißt es im Vorwort

 17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Berlin

»Stärker als die Angst ist das menschliche Herz«

Die Claims Conference präsentiert in einem Bildband 36 Männer und Frauen, die während der Schoa ihr Leben riskierten, um Juden zu retten

von Detlef David Kauschke  17.09.2025

Auszeichnung

Theodor-Wolff-Preis an Journalisten vergeben

Der Theodor-Wolff-Preis erinnert an den langjährigen Chefredakteur des »Berliner Tageblatts«, Theodor Wolff (1868-1943)

 17.09.2025

Los Angeles

Barbra Streisand über Dreh mit Robert Redford: »Pure Freude«

Mit dem Klassiker »The Way We Were« (»So wie wir waren«) brachen die beiden Stars in den 70er-Jahren Millionen Herzen. Nach dem Tod von Redford blickt Hollywood-Ikone Streisand zurück auf den Dreh

von Lukas Dubro  17.09.2025

Kritik

Toni Krahl hat »kein Verständnis« für israelfeindliche Demonstrationen

Was in der Region um Israel passiere, sei ein Drama, das sich über Jahrzehnte entwickelt habe, sagte Krahl

 17.09.2025

Berlin

Für Toleranz, Demokratie: Margot Friedländer Preis vergeben

Es ist die erste Preisverleihung nach dem Tod der Stifterin. Ausgezeichnet wird der Einsatz für die Ideale der im Frühjahr gestorbenen Holocaust-Überlebenden

 17.09.2025

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 16.09.2025

Eurovision Song Contest

Streit um Israel: ESC könnte wichtigen Geldgeber verlieren

RTVE ist einer der fünf größten Geldgeber des Eurovision Song Contest. Umso schwerer wiegt der Beschluss, den der spanische Sender verkündet

 16.09.2025