Frankfurt am Main

Erfahrungen, die uns bis heute prägen

1947: Bewohner des DP-Lager Poppendorf protestieren, nachdem die britischen Behörden jüdischen DPs die Einreise nach Palästina verweigerten. Foto: Jüdisches Museum Frankfurt

Frankfurt am Main

Erfahrungen, die uns bis heute prägen

Das jüdische Leben im Europa der Nachkriegszeit steht im Fokus einer Konferenz der Bildungsabteilung

von Eugen El  14.01.2022 10:49 Uhr

Verwandte, die ermordet wurden; vormaliger Besitz, von dem nichts geblieben ist; Nachbarn, die zu Feinden geworden sind: Diese Erfahrungen machten viele jüdische Schoa-Überlebende, die nach 1945 aus den Konzentrationslagern, Verstecken und Fluchtorten in der Sowjetunion an ihre früheren Wohnorte zurückkehrten.

Die meisten Überlebenden verließen daher Europa. Häufig führte ihre Weiterreise in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina. Diejenigen, die aus vielfältigen Gründen blieben, bauten neue jüdische Gemeinden auf und dokumentierten die NS-Verbrechen, deren Zeuge und Opfer sie und ihre Familien geworden waren.

KONFERENZ Die jüdische Erfahrung der europäischen Nachkriegszeit und deren Nachwirkungen in die Gegenwart stehen im Fokus der Konferenz »Displaced«, die vom 16. bis 18. Januar in Frankfurt am Main stattfindet und fast vollständig online zu sehen ist. Die Fachtagung ist eine Kooperation des Jüdischen Museums Frankfurt mit der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland anlässlich der Ausstellung »Unser Mut: Juden in Europa 1945-48«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Mit der Schau möchte das Jüdische Museum das Leben der Juden in Europa von 1945 bis 1948 nachzeichnen. Der zeitliche Horizont erstreckt sich vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Gründung des Staates Israel und der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Im Fokus stehen sieben Städte in Ost-, Mittel- oder Westeuropa: Amsterdam, Bari, Berlin (Ost), Białystok, Budapest, Dzierzoniów und Frankfurt am Main.

PROGRAMM Die deutsch- und englischsprachige Konferenz »Displaced« wird am Sonntagabend in der Alten Oper Frankfurt eröffnet. Zur Begrüßung sprechen Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden, und Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU). Eine performative Lesung mit der Schauspielerin Katja Riemann sowie den Musikern Natalie Dessay, Laurent Naouri und Guillaume de Chassy beschließt den Eröffnungsabend.

Die folgenden zwei Konferenztage sind größtenteils auf dem YouTube-Kanal des Jüdischen Museums Frankfurt zu verfolgen. Vorträge und Diskussionen widmen sich Themen wie »Jüdisches Leben im Nachkriegspolen – der Fall Reichenbach 1945-50«, »Anklage vor der Weltöffentlichkeit: Jüdische Überlebende im Kampf um Gerechtigkeit« oder »Transnationale Migration und Postkolonialismus«.

Am Dienstagvormittag spricht die Schoa-Überlebende und Zeitzeugin Eva Szepesi über »Erinnerungen und Nachwirkungen«. Anschließend ist ein von Sabena Donath moderiertes Generationengespräch mit Nathalie Friedländer (Frankfurt am Main), Yuval Rozenberg (Frankfurt am Main), Sharon Ryba-Kahn (Berlin) und David Weiner (Berlin) geplant. Doron Kiesel und Sabena Donath (Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden) sowie Mirjam Wenzel ziehen am Nachmittag ein Resümee der dreitägigen Konferenz.

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  06.11.2025

Kunst

Maler und Mentor

Eine Ausstellung in Baden-Baden zeigt Max Liebermann auch als Förderer impressionistischer Kollegen

von Eugen El  06.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 06.11.2025

Film

»Vielleicht eines der letzten Zeitdokumente dieser Art«

Die beiden Regisseure von »Das Ungesagte« über ihre Doku mit NS-Opfern und ehemaligen Mitläufern, Kino als Gesprächsraum und die Medienkompetenz von Jugendlichen

von Katrin Richter  06.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 6. November bis zum 13. November

 05.11.2025

Yitzhak Rabin

Erinnerung an einen Mord

Wie ich am 4. November 1995 im Café Moment in der Jerusalemer Azza Street vom tödlichen Anschlag auf Israels Ministerpräsident in Tel Aviv erfuhr

von Ayala Goldmann  04.11.2025

TV-Tipp

»Nürnberg 45 - Im Angesicht des Bösen«

Das Dokudrama rekonstruiert die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse vor 80 Jahren

von Jan Lehr  04.11.2025

Hollywood

Jesse Eisenberg will eine seiner Nieren spenden

Der Schauspieler hatte die Idee dazu bereits vor zehn Jahren

 03.11.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Herbstkaffee – und auf einmal ist alles so »ejn baʼaja«

von Nicole Dreyfus  02.11.2025