Restaurant

Endgültig geschlossen

Neuer Pächter gesucht: das »Bleibergs« in der Nürnberger Straße Foto: Uwe Steinert

»Liebe Gäste, mit Bedauern müssen wir Ihnen aufgrund der Ereignisse vom 7. Oktober mitteilen, dass das Restaurant «Bleibergs» endgültig geschlossen wird«, heißt es auf der Website des Restaurants.

Inhaber Chaimi Fröhlich sagte nun dem »Zeit«-Magazin, der »Schwarze Schabbat« habe den Betrieb in den Bankrott getrieben. Plötzlich seien im Restaurant die Tische leer geblieben. Das liege auch daran, dass seine Gäste hauptsächlich israelische Touristen waren – die nun nicht mehr nach Deutschland reisten.

Fröhlich hatte im November einen Post auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht, in dem er seine Situation schilderte. Er schrieb schon damals, dass das Restaurant dringend mehr Gäste brauche. Seitdem seien er und seine Mitarbeiter ein Restaurant ohne Kunden. Er hätte allein von Oktober bis Dezember rund 20.000 Euro Verlust gemacht. Derzeit sei er im Gespräch mit Interessenten, die die Räume übernehmen wollten. An der Stelle eröffne dann wahrscheinlich ein türkisches Restaurant, sagte er dem Magazin der »Zeit«.

Etwas verwundert über das Restaurant-Aus ist Manuela Bleiberg, die zusammen mit ihrem Mann Michael 15 Jahre lang das »Bleibergs Café« betrieb. Die Kaschrut-Aufsicht hatte damals Rabbiner Yitshak Ehrenberg. Zwischenzeitlich hatten sie sogar koschere Zimmer angeboten, die allerdings nicht nachgefragt wurden. Aber über mangelnde Kundschaft im Café konnte sich Manuela Bleiberg nie beschweren. Antisemitismus hätte sie nie erfahren. »Ich würde heute noch meinen Davidstern dort tragen.«

»Das Café war unser Baby. Wir haben viel Kraft und Liebe hineingesteckt.«

Manuela Bleiberg

2018 hatten sie und ihr Mann den Betrieb aus Altersgründen verkauft. »Das Café war unser Baby. Wir haben viel Kraft und Liebe hineingesteckt, wir haben dort oft weiter gegessen«, sagt sie. Auch hätten sie mit der Hirsch-Initiative, einem Verein, der die Errichtung einer Begegnungsstätte zum Ziel hat, ihre Treffen dort oft abgehalten und noch Ende Dezember ihre Chanukka-Feier vor Ort begangen. Sie sei beeindruckt gewesen, wie gut der Betrieb durch die Corona-Zeit gekommen sei. Bereits seit Januar sei das Restaurant nun geschlossen. Schon damals wurde publik, dass ein Nachfolger gesucht werden würde, sagt Manuela Bleiberg.

In den vergangenen Jahren haben in Wilmersdorf und Charlottenburg, vor allem in der Nähe der Chabad-Gemeinde, mehrere neue koschere Cafés und Restaurants aufgemacht.

Mit Antisemitismus hatte dagegen das Restaurant DoDa’s Deli in Friedrichshain zu kämpfen, deren Betreiber nun einen Schlussstrich an diesem Ort gezogen haben. Sie eröffnen am Freitag an der Münsterschen Straße in Wilmersdorf unter dem Namen »Or by DoDa«.

Schon vor den Massakern des palästinensischen Terrors in Israel am 7. Oktober verstärkte sich der Israel- und Judenhass vor allem innerhalb der muslimischen Community gerade in Berlin immer weiter. Seit dem Großangriff der Hamas ist es noch schlimmer geworden.

Zahl der Woche

2 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025

TV-Tipp

»Fargo«: Spannend-komischer Thriller-Klassiker der Coen-Brüder

Joel und Ethan Coen erhielten 1997 den Oscar für das beste Originaldrehbuch

von Jan Lehr  03.12.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  02.12.2025

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025