Kassel

EKD kritisiert israelfeindliche Propagandafilme auf documenta

Im Kasseler »Gloria«-Kino werden umstrittene Filme des »Tokyo Reels Film Festival« gezeigt. Foto: IMAGO/epd

Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, hat »pro-palästinensische« Propagandafilme im Programm der documenta fifteen in Kassel kritisiert. Die Filme würden weitgehend unkommentiert gezeigt und die Herkunft und Verbindung der Filme zu der linksextremen und antisemitischen Terrorgruppe Japanische Rote Armee nicht problematisiert, sagte Claussen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die documenta ließ eine Anfrage dazu bis Mittwochvormittag unbeantwortet.

CORONA Laut Internetseite der documenta sollen auf dem Hübner-Areal und im Gloria-Kino in Kassel restaurierte Filme aus den 70er-Jahren zu sehen sein. Allerdings sind alle Veranstaltungen der documenta, auch Filmvorführungen, bis einschließlich Donnerstag abgesagt, nach Angaben der documenta »wegen aktueller Entwicklungen in der Covid-19-Pandemie«.

Gegen die von der indonesischen Künstlergruppe »Ruangrupa« kuratierte »documenta fifteen« waren bereits vor der Eröffnung am Samstag Antisemitismusvorwürfe erhoben worden. Am Dienstagabend wurde nach massiver Kritik das judenfeindliche Banner »People’s Justice« des indonesischen Künstlerkollektivs »Taring Padi« entfernt, weil es antisemitische Bildsprache enthielt.

Die vom EKD-Kulturbeauftragten Claussen kritisierten Propagandafilme stammen aus dem Umfeld des früheren japanischen Linksterroristen und Regisseurs Masao Adachi. Adachi war Mitglied der Japanischen Roten Armee, die linksterroristische Vereinigung verübte 1972 einen Selbstmordanschlag auf den Flughafen in Tel Aviv, bei dem 26 Menschen starben und viele weitere verletzt wurden.

KLISCHEES Adachi sei Führungskader der Japanischen Roten Armee gewesen und werde zudem mit guten Gründen verdächtigt, Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi gewesen zu sein, betonte Claussen. Diese Gruppe sei heute vergessen, sei aber historisch wichtig, weil sie die erste linksterroristische Gruppe einer ehemaligen »Achsen-Macht« des Zweiten Weltkriegs gewesen sei, die Terroranschläge in Israel verübt habe.

»Wir haben es hier nicht nur mit der Verbreitung antisemitischer Klischees zu tun, sondern mit der Präsentation von Propagandafilmen aus einem anti-israelisch-terroristischen Kontext«, sagte Claussen. »Mir scheint inzwischen, dass es sich hier um gezielte Provokationen handelt.«

Das Kollektiv Subversive Film hat die Filme, die nun auf der documenta zu sehen sind, restauriert, heißt es auf der Internetseite der Weltkunstausstellung. Die Film-Fragmente gäben Auskunft über die »weitestgehend übersehenen und nicht dokumentierten ‚antiimperialistischen Solidaritätsbeziehungen‘ zwischen Japan und Palästina«, heißt es dort weiter. epd

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  14.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025