Redezeit

»Eine Sammlung von Stimmen«

Herr Balshai, Ihr neues Album »Ein halbes Leben – Neue Berliner Lieder« versammelt so unterschiedliche Stimmen wie die Sopranistin Angela Denoke, die Popsängerin Yvonne Ambrée und die Schauspielerin Dagmar Manzel. Wie sind Sie darauf gekommen, Gedichte mit Ihrer Klavierbegleitung von so unterschiedlichen Frauen einsingen zu lassen?
Es sind alles Freundinnen von mir, mit allen habe ich schon zusammengearbeitet, und ich wollte gerne ein ganz persönliches Album machen. Manche Melodien habe ich extra für diese Sängerinnen geschrieben, und andere habe ich am Klavier begleitet und gedacht: Die könnte dieses oder dieses Lied sehr gut singen.

Von wem sind die Texte?
Von Yamil Borges, Robert Gallinowski, Daniel Klaus, Djatou Touré, Isabel Tuengerthal, Jojo Weiß und Erich Fried.

Warum sollte man dieses Album kaufen?
Weil dieses Projekt sehr viele Qualitäten mit sich bringt, die meiner Meinung nach auf dem Musikmarkt fehlen. Die Texte sind keine puren Pop-Lieder, sondern sie entstanden als Gedichtvertonungen. Und es ist eine unglaubliche Sammlung von Stimmen und einer Art des Singens, auf die man sich gerne einlässt. Ich habe mit einer Opernsängerin gearbeitet, aber auch mit Frauen, die nicht professionell ausgebildet sind. Und trotzdem berührt einen die Schönheit in allen diesen verschiedenen Stimmen und Musiken.

Das erste Lied auf Ihrer CD, »Windstille«, haben Sie mit der relativ unbekannten türkischen Sängerin Sibel Egilmez aufgenommen. Sie spielt in einer anatolischen Jazzband …
… ja, da habe ich sie kennengelernt. Wir haben in Berlin-Neukölln mit dem anatolischen Jazz-Orchester gespielt, und sie hat eine anatolische Volksballade so schön gesungen, dass ich sofort an »Windstille« denken musste. Der Text fragt: Wohin gehe ich, wenn nichts mich treibt? Und das ist auch das, was die CD ausmacht: dieses Sich-Herumtreiben zwischen den Welten.

Die CD wird auch als »neuer Berlin-Soundtrack« angepriesen. Warum?
Außer Angela Denoke leben alle Sängerinnen in Berlin – und auch alle Dichter, bis auf Erich Fried, der schon gestorben ist. Wenn man will, ist es eine Emigranten-CD. Es sind viele Urberliner dabei, aber auch viele Zugezogene. Und von den Musikern leben alle, von Mitgliedern der Berliner Philharmoniker und dem »Varian Fry Quartett« bis zu eher unbekannten afrikanischen Musikern in Berlin.

Die CD erscheint in Ihrem eigenen Label »Honigtee Music«. Wie schwierig ist es, mit einem kleinen Label Geld zu verdienen?
Es ist nicht einfach. Aber ich möchte als Musiker möglichst nah an meinem eigenen Ideal arbeiten. Ich denke natürlich auch an die Zuhörer, nicht nur an mich. Aber für mich ist es wichtig, mir und meiner Musik treu zu bleiben.

Mit dem Musiker sprach Ayala Goldmann.

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Hommage

Pionier des Erinnerns

Der Filmemacher und Journalist Claude Lanzmann wäre diese Woche 100 Jahre alt geworden. Unser Autor ist ihm mehrmals persönlich begegnet

von Vincent von Wroblewsky  26.11.2025

Zahl der Woche

6500 Rabbiner

Funfacts & Wissenswertes

 26.11.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Coole Nichten, coole Tanten

von Katrin Richter  26.11.2025

Kulturkolumne

Lob der Anwesenheit

Lahav Shani und Jason Stanley: Warum unser Autor nicht nur in der Westend-Synagoge vor Ort ist

von Eugen El  26.11.2025

Film

Shira Haas ist Teil der Netflix-Serie »The Boys from Brazil«

Die israelische Schauspielerin ist aus »Shtisel« und »Unorthodox« bekannt

 26.11.2025

Kulturkolumne

Was bleibt von uns?

Lernen von John Oglander

von Sophie Albers Ben Chamo  25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025