Jüdische Akademie

Eine feste Adresse

Zentralratspräsident Josef Schuster unterschreibt den Kaufvertrag für das Grundstück der neuen Jüdischen Akademie in Frankfurt. Foto: Maik Reuß/Stadt Frankfurt

Der Baubeginn für die Jüdische Akademie in Frankfurt am Main rückt näher. Am Mittwoch vergangener Woche haben der Zentralrat der Juden in Deutschland und die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG den Kaufvertrag für das Grundstück in der Senckenberganlage südöstlich des Frankfurter Kulturcampus im Stadtteil Bockenheim unterzeichnet. Bereits zum Jahreswechsel sollen die Bauarbeiten für die Jüdische Akademie beginnen.

Frankfurts Baubürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker nannte die Unterzeichnung des Kaufvertrags einen »Meilenstein auf dem Weg zur Umsetzung dieser besonderen jüdischen Denkfabrik«.

Perspektive Becker weiter: »Aus meiner Sicht ist Frankfurt als jüdischste Stadt in Deutschland der ideale Ort für den Diskurs über die Zukunft unserer Gesellschaft aus jüdischer Perspektive. Gerade auch vor dem Hintergrund zunehmender gesellschaftlicher Verwerfungen und der Gefahr eines weiteren Auseinanderdriftens unseres friedlichen Miteinanders ist eine solche Einrichtung, die gesellschaftliche Brücken baut, umso wichtiger.«

Becker hofft, dass sich die Akademie als »intellektueller Mittel- und Anziehungspunkt sowohl für Juden aus Deutschland und Europa als auch für Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften, die an jüdischen, interkulturellen, interreligiösen oder universellen Fragestellungen interessiert sind«, erweisen wird.

Wissen Auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, freute sich. »Heute sind wir dem Bau der Jüdischen Akademie einen wichtigen Schritt nähergekommen. In diesen Zeiten ist ein Ort wie die Akademie nötiger denn je – ein Ort, wo sich Juden und Nichtjuden begegnen, wo Wissen über das Judentum vermittelt und eine Debattenkultur in jüdischer Tradition gepflegt wird«, so Schuster.

Geplant sind Seminare, Konferenzen, Vorträge und Fortbildungen, die sich an Juden und Nichtjuden richten. Die Jüdische Akademie soll die Arbeit der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden fortsetzen, die seit 2013 besteht, und dieser eine feste Adresse geben.

Über die Bedeutung einer solchen festen Adresse sagte Doron Kiesel, wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung, kürzlich in einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen: »Im Moment sind wir selbst Gäste in der Jüdischen Gemeinde. In Zukunft können wir dann als Gastgeber auftreten, weil der jüdische Ort eben eine besondere Rolle spielt. Wir sind davon überzeugt, dass die Architektur zur Aura einer jüdischen Einrichtung maßgeblich beiträgt und die Attraktivität unseres Programms und das der Räumlichkeiten eine idealtypische Voraussetzung für die Wahrnehmung der jüdischen Stimme in Deutschland darstellt.«

Kosten Die Baukosten für das Projekt werden auf rund 34,5 Millionen Euro geschätzt. Neben der Stadt Frankfurt wollen sich auch der Bund sowie das Land Hessen mit 16 Millionen Euro beziehungsweise sieben Millionen Euro am Bau der Jüdischen Akademie beteiligen.

Aus dem Stadtsäckel wird das Vorhaben mit einem Zuschuss von 5,5 Millionen Euro gefördert. Das Gebäude soll nach einem preisgekrönten Entwurf des Frankfurter Architekturbüros Turkali errichtet werden. ja

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Magdeburg

Telemann-Preis 2026 für Kölner Dirigenten Willens

Mit der Auszeichnung würdigt die Landeshauptstadt den eindrucksvollen Umgang des jüdischen Dirigenten mit dem künstlerischen Werk Telemanns

 19.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Kino

Unter erschwerten Bedingungen

Das »Seret«-Festival zeigt aktuelle israelische Filmkunst in Deutschland – zum ersten Mal nur in Berlin

von Chris Schinke  19.11.2025

Bonn

Bonner Museum gibt Gemälde an Erben jüdischer Besitzer zurück

Das Bild »Bäuerliches Frühstück« aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird restituiert

 19.11.2025

Perspektive

Humor hilft

Über alles lachen – obwohl die Realität kein Witz ist? Unsere Autorin, die israelische Psychoanalytikerin Efrat Havron, meint: In einem Land wie Israel ist Ironie sogar überlebenswichtig

von Efrat Havron  19.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Süchtig nach Ruhamas Essen oder Zaubern müsste man können

von Nicole Dreyfus  19.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  18.11.2025