Sehen!

Ein Jude beim Ku-Klux-Klan

Ein Team: Flip Zimmerman (Adam Driver) und Ron Stallworth (John David Washington) Foto: 2018 FOCUS FEATURES LLC. ALL RIGHTS RESERVED.

Donald Trump ist omnipräsent in diesem Film – anfangs noch indirekt, wenn Alec Baldwin mit einem Cameo als rassistischer Hardliner an seine bissigen Trump-Parodien erinnert; später ganz gezielt, wenn Trump in den Dialogen wiederholt zitiert wird und in dokumentarischem Material sogar persönlich auftaucht.

Das ist bemerkenswert und ein wenig irritierend, schließlich spielt BlacKkKlansman in den 70er-Jahren. Es ist aber auch vollkommen einleuchtend, denn der Regisseur Spike Lee zielt natürlich wie üblich aufs große Ganze, auf die Aktualität des Historischen und das Historische im Aktuellen.

Grenzgänger BlacKkKlansman erzählt die wahre Geschichte des dunkelhäutigen Polizisten Ron Stallworth, der es mithilfe seines jüdischen Kollegen Flip Zimmerman schaffte, monatelang den Ku-Klux-Klan zu infiltrieren.

Von Anfang bis Ende wirbelt Spike Lee die Formen und Tonlagen nur so durcheinander, aber anders als bei einigen seiner weniger geglückten Filme fügen sich die Elemente hier zu einer schlüssigen Einheit. Komik und Seriosität, Nüchternheit und Groteske sind samt und sonders Teil einer erzählerischen Position, die bei aller Verzweiflung das Lachen nicht verlernt hat und bei aller Zuspitzung den ernsten Hintergrund nie aus den Augen verliert.

Drei Gruppen stehen im Zentrum des Films, drei Welten, zwischen denen Ron Stallworth (grandios: John David Washington) als unwahrscheinlicher Grenzgänger hin und her wechselt. Lee findet für jeden dieser Mikrokosmen einen eigenen stilistischen Zugang.

Den Polizeiapparat, repräsentiert durch Flip Zimmerman (Adam Driver), schildert er konventionell, während den schwarzen Aktivisten ein artifizieller Ton voller Anspielungen aufs Blaxploitation-Kino der 70er anhaftet. Die Mitglieder des Klans wiederum (über-)zeichnet er als Vollidioten – mit Ausnahme ihres Anführers David Duke, der dank der beängstigenden Sanftheit von Topher Grace eine sinistre Bedrohlichkeit entfaltet.

Chuzpe Die Story entwickelt sich dabei ziemlich geradlinig. Sie muss eigentlich bloß ihrer eigenen wahnwitzigen Idee folgen, dass ein nassforscher afroamerikanischer Rookie nur genug Chuzpe benötigt, um bis ins Innere einer schwarzenfeindlichen Geheimorganisation vorzudringen.

Unterwegs stellt der Film zwangsläufig immer wieder die Frage nach Identität, wobei Stallworths diverse Häutungen geschickt durch Zimmermans einsetzende Identitätskrise gespiegelt werden. Nie habe der jüdische Cop über seine Religion nachgedacht, heißt es einmal, aber jetzt, wo er die Rolle eines schwarzen Polizisten übernommen habe, der die Rolle eines weißen Rassisten spielt, könne er an nichts anderes mehr denken.

Manchmal mischt Lee diese Grautöne unter seine lustvolle Schwarz-Weiß-Malerei. Die Kunst besteht bei ihm darin, einerseits die Farce auf die Spitze zu treiben, andererseits aber auch zu zeigen, wie ernst, wie unerträglich, wie omnipräsent das Thema weiterhin ist.

»BlacKkKlansman«, ab 23. August im Kino

Interview

Susan Sideropoulos über Styling-Shows und Schabbat

GZSZ-Star Susan Sideropoulos hat im ZDF die neue Makeover-Show »That’s My Style«. Nur wenige wissen jedoch, wie engagiert die Enkelin jüdischer NS-Opfer gesellschaftspolitisch ist

von Jan Freitag  13.06.2025

Aufgegabelt

Pastrami-Sandwich

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Streaming

Doppelte Portion Zucker

Mit »Kugel« ist den Machern der Kultserie »Shtisel« ein vielschichtiges Prequel gelungen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025

TV-Tipp

Das Schweigen hinter dem Schweinderl

»Robert Lembke - Wer bin ich« ist ein kluger Film über Verdrängung, Volksbildung und das Schweigen einer TV-Legende über die eigene Vergangenheit. Nur Günther Jauch stört ein wenig

von Steffen Grimberg  12.06.2025

Kulturkolumne

Annemarie, Napoleon und ich

Gute Bücher wachsen mit, hat mein Großvater immer gesagt. Warum »Desirée« von Annemarie Selinko uns alle überleben wird

von Sophie Albers Ben Chamo  12.06.2025

Aufgegabelt

Himbeer-Sorbet mit Zaatar

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  12.06.2025

Imanuels Interpreten (10)

Kenny Gorelick: Das Enfant Terrible

Er ist der erfolgreichste Jazz-Musiker – und der meistgehasste. Warum eigentlich?

von Imanuel Marcus  12.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  11.06.2025 Aktualisiert