Artur Brauner

»Diese Filme werden bleiben«

Feiert am Mittwoch seinen 100. Geburtstag: Artur Brauner Foto: dpa

Artur Brauner

»Diese Filme werden bleiben«

Die Berliner Filmproduzenten-Legende wird 100. Politiker gratulieren zum Geburtstag

 30.07.2018 14:21 Uhr

Zum 100. Geburtstag von Artur »Atze« Brauner am Mittwoch haben Politiker die Verdienste der Berliner Filmproduzenten-Legende gewürdigt. Brauner sei einer der Väter der heutigen Filmmetropole Berlin, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Montag.

Er habe ein Produzentenleben lang der Stadt über alle Höhen und Tiefen der deutschen Nachkriegsfilmgeschichte die Treue gehalten. »Und besonders für die Filme, die der Erinnerung und der Aufklärung über unsere Geschichte, über die nationalsozialistische Diktatur und über den Massenmord am europäischen Judentum gewidmet sind, sind wir Artur Brauner dankbar«, so Müller weiter.

Karriere Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sprach von einer beeindruckenden Karriere des Holocaust-Überlebenden Brauners, der mehr als 300 Filme produziert habe. Dabei habe Brauner nicht nur großes Talent für anspruchsvolle Unterhaltungsfilme bewiesen, sondern habe mit Filmen wie Morituri, Hitlerjunge Salomon oder Der letzte Zug auch Maßstäbe in der filmischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust gesetzt. Dafür stünden nicht zuletzt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen – darunter zwei Golden Globes und ein Oscar.

»Diese Filme werden bleiben und auch künftig wichtige Zeugnisse historischen Erinnerns sein, wenn uns eines Tages alle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Holocaust verlassen haben werden«, sagte der Regierende Bürgermeister Müller. Artur Brauners Lebensentscheidung für Berlin, wo er auch seine Familie gegründet habe, sei ein Zeichen dafür, dass jüdisches Leben und jüdische Kultur in der Hauptstadt eine Zukunft hätten.

Grütters dankte dem Filmproduzenten für sein unermüdliches Engagement als Streiter für Demokratie, Toleranz und Versöhnung zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturkreise, Religionen oder Herkunft, insbesondere für die Verständigung zwischen Juden und Christen.

außergewöhnlich Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, sagte auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen: »Einem außergewöhnlichen Menschen ist ein außergewöhnlicher Geburtstag vergönnt: dem bereits zu Lebzeiten legendären Artur Brauner meine herzlichsten Glückwünsche zum 100. Wiegenfest!«

»Wir Deutschen können ihm unendlich dankbar sein, dass er nach dem kulturellen Kahlschlag, den die Nazis hinterlassen haben, ausgerechnet Berlin als Lebensmittelpunkt gewählt hat«, so Felix Klein weiter. Brauner habe von Berlin aus zum Wiederaufbau und im wahrsten Sinne des Wortes zum Wiederansehen des deutschen Films maßgeblich beigetragen.

»Mit Humor, Mut und dem notwendigen Quäntchen Glück prägte Artur Brauner das deutsche Nachkriegskino wie kaum ein anderer«, betonte Klein. »Sein Anliegen, die Erinnerung an die Schoa wachzuhalten, sollte uns ein immerwährender Auftrag sein – gerade in den Zeiten, in denen Populismus, Antisemitismus und Geschichtsvergessenheit wieder Auftrieb zu haben scheinen.«

Warnung Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur vergangene Woche hatte der 99-jährige Filmproduzent und Schoa-Überlebende Jugendliche davor gewarnt, sich von Rechtspopulisten verführen zu lassen. Mit Besorgnis blicke er auf die derzeitigen rechtspopulistischen Strömungen.

»Ich kann der Jugend nur nahelegen, dass sie den Populisten weltweit nicht ins Netz geht und sich mit aller Kraft Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenstellt«, erklärte Brauner. »Und zwar jetzt und nicht erst, wenn es schon zu spät ist.«

Artur Brauner drehte insgesamt mehr als 20 Filme, die um die Schoa kreisen und in Yad Vashem in der Artur-Brauner-Mediathek zu sehen sind. Das Visuelle Zentrum in Yad Vashem ist die weltweit größte Sammlung von Filmen über den Holocaust. Über 6100 Werke sind dort katalogisiert, circa 60.000 Zeugenaussagen können eingesehen werden. epd/ja

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  11.12.2025

Israel

Ausstellung zu Bachs Klaviermusik in Jerusalem

Das Bachhaus Eisenach zeigt in Israel Dokumente zur frühen Verbreitung von Johann Sebastian Bachs Musik in Europa. Die Ausstellung begleitet das »12. Piano Festival« im Jerusalem Theatre

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Fotografie

Über die Würde des Unangepassten

Der Berliner Gropius Bau widmet Diane Arbus eine umfangreiche Retrospektive

von Bettina Piper  11.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 11.12.2025

Reykjavik

Auch Island boykottiert jetzt den ESC

Der isländische Rundfunksenders RÚV hat beschlossen, sich Spanien, Irland, Slowenien und der Niederlande anzuschließen

 11.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  10.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025