Show

Die letzte Diva

Einzigartig: Barbra Streisand Foto: imago

Show

Die letzte Diva

Eine Liebeserklärung an Barbra Streisand zum 70. Geburtstag

von Heide Sobotka  24.04.2012 07:51 Uhr

Ein kleines bisschen überdreht wirkt Barbra Streisand in ihren Rollen immer. Aber nicht verrückt. Das will die Filmfigur Claudia Draper in Nuts – Durchgedreht ja eben nicht sein. Hier spielt Streisand ein Edel-Callgirl, das in Notwehr einen Lover ersticht.

Sie kämpft ungeschminkt und in farblich undefinierbarer Anstaltskleidung darum, für zurechnungsfähig erklärt zu werden. Sie ist eine Nervensäge, gibt die rüpelnde Straßennutte, wenn sie ihren Verteidiger Aaron Levinsky (Richard Dreyfuss) beschimpft und die professionell verführende Edelhure bei ihren betuchten Kunden.

Ich liebe die Szene nach der Entscheidung des Gerichts, ihr einen ordentlichen Prozess zu gewähren, wenn sie im wehenden Anstaltskittel durch die Straßen New Yorks gegen den Strom der Menschenmasse läuft und belustigt die verrückten Typen um sich herum beobachtet: Es ist pure Freiheit.

yentl Und dann ist da Yentl, die Ende des 18. Jahrhunderts den Talmud studieren möchte, von ihrem Vater, einem weisen alten Rabbiner, aber nur heimlich unterrichtet werden darf. So unwahrscheinlich die Geschichte weitergeht, wenn Yentl sich nach dem Tod des Vaters als Jeschiwebocher verkleidet, studiert und sich schließlich ihrem geliebten Kommilitonen Avigdor offenbart – der unbändige Wissensdurst dieser Figur fasziniert immer wieder aufs Neue.

Streisand spielt starke Frauen, die sich nicht mit ihrem Schicksal zufriedengeben. Ich möchte fast glauben, dass in all dem etwas Autobiografisches steckt.

Barbara Joan Streisand wurde am 24. April 1942 in eine Lehrerfamilie im jüdisch geprägten Brooklyner Stadtteil Williamsburg geboren. Ihr Vater Samuel starb, als sie 15 Monate alt war. Die Mutter war Schulsekretärin. Viel Geld hatte die Familie nicht. Doch Streisand ging ihren Weg dank schulischer, schauspielerischer und gesanglicher Höchstleistungen.

Mit 13 stand sie erstmals auf der Bühne. Heute ist sie erfolgreiche Schauspielerin, Produzentin und Regisseurin. Und Sängerin mit den meisten Tonträgerverkäufen aller Zeiten nach Elvis Presley. Songs wie Woman in Love und Guilty, zugegeben, richtige Schmachtlieder, gehen einem, sobald man nur an die Titel denkt, kaum noch aus dem Kopf. Das liegt an Barbras Schmeichelstimme, die mit den Jahren zwar etwas tiefer geworden ist und doch immer unverkennbar bleibt.

auszeichnungen An dieser Stelle muss ich etwas gestehen, was einem Streisand-Fan eigentlich peinlich sein müsste. Ihr einziges Berlin-Konzert 2007 habe ich verpasst. Das war an meinem Geburtstag, und Karten für mich und meine Gäste zum Preis von 114 bis 555 Euro hätte ich mir dann doch nicht leisten können. Dafür habe ich mich bei einem New-York-Besuch mit 15 sündhaft preiswerten Streisand-CDs eingedeckt. Manche Lieder habe ich jetzt fünfmal, je nach Album und Aufnahme. Favorit ist für mich Guilty im Duett mit Barry Gibb, für das Barbra Streisand 1981 einen Grammy bekam. Aber mit Auszeichnungen wie Grammy, Oscar, Emmy, Golden Globe darf man sich bei Barbra Streisand nicht aufhalten, die lassen sich nicht zählen.

Dass sie mit ihrer etwas zu großen Nase und dem leichten Silberblick nicht dem gängigen Frauenideal entspricht, liebe ich an Barbra Streisand ganz besonders. Ich finde sie anziehend schön, auch mit ihren Altersrundungen. Diese Woche ist sie 70 geworden. Heute gelangen viele Schauspieler und Sänger schnell zu Ruhm. Aber wer von ihnen hat noch eine solche Persönlichkeit und das Zeug zur Diva, einer singenden, schauspielenden Göttin? Barbra Streisand bleibt einzigartig.

Aufgegabelt

Couscous mit Gemüse

Rezept der Woche

von Katrin Richter  24.10.2025

Rezension

Kafkaeskes Kino: »Franz K.«

Die Regisseurin, die für Hitlerjunge Salomon eine Oscar-Nominierung erhielt, hat das Leben des Schriftstellers verfilmt. Der Zuschauer darf »Franz K.« nicht nur als gequältes Genie-Klischee, sondern als dreidimensionalen Menschen erleben

von Patrick Heidmann  24.10.2025

Talmudisches

Das Schicksal der Berurja

Die rätselhafte Geschichte einer Frau zwischen Märtyrertum und Missverständnis

von Yizhak Ahren  24.10.2025

Dresden

Jüdische Woche eröffnet

Das Event bietet bis Sonntag Tanz, Theater, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Gesprächsrunden

 24.10.2025

Malerei

Zwischen den Welten

Südafrikanerin, Deutsche, Jüdin: Das Berliner Brücke-Museum würdigt die vergessene Expressionistin Irma Stern mit einer großen Ausstellung

von Bettina Piper  23.10.2025

Shkoyach!

Der Belarusse ist einer, der Birkensaft liebt

Wenn man sich schon auf eine komplizierte Sprache, andere Umgangsformen und ein gewöhnungsbedürftiges Klima einlässt, dann soll einem wenigstens das heimische Essen Halt geben: Unser Autor kostet noch einmal das Lieblingsgetränk seiner Kindheit

von Eugen El  23.10.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 23. Oktober bis zum 31. Oktober

 23.10.2025

Netflix-Serie

»Nobody Wants This«: Zweite Staffel ab heute verfügbar

Keine Produktion seit »Srugim« habe Rabbiner und Synagogen so unterhaltsam dargestellt, heißt es in israelischen Medien. Ab heute geht es in die nächste Runde

 23.10.2025

Zahl der Woche

384 Betten

Fun Facts und Wissenswertes

 21.10.2025