Sachbuch

Deutschland und Israel nach dem 7. Oktober

Fania Oz-Salzberger Foto: Universität Bayreuth

Eine Zwei-Staaten-Lösung, ein liberaler Zionismus und Frieden, zumindest auf lange Sicht: Dafür setzt sich die israelische Historikerin Fania Oz-Salzberger in ihrem neuen Buch ein. Der schmale Band trägt den Titel »Deutschland und Israel nach dem 7. Oktober« und erscheint an diesem Montag im Suhrkamp Verlag. Der Text der Tochter des Schriftstellers Amos Oz basiert auf einem Vortrag vom Juni 2024.

Oz-Salzberger sieht das Buch als eine Einladung an ein deutsches und internationales Publikum, ins Gespräch mit Israelis zu kommen: vor allem mit denjenigen, die wie sie selbst zionistisch und liberal gesinnt, auf der Suche nach Frieden und der Demokratie verpflichtet seien, wie die Autorin zu Beginn festhält und damit gleich die Richtung ihrer Argumentation vorgibt.

Überfall der Hamas völkermordend

Was sie ebenfalls betont: Der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sei völkermordend gewesen. Was an dem Tag geschehen sei, sei einer der barbarischsten Angriffe der modernen Geschichte durch die Hamas und den Islamischen Dschihad gewesen. Wie die Autorin betont, will sie daher vom Krieg der Hamas gegen Israel und nicht von einem Krieg Israels gegen die Hamas sprechen.

Der Angriff habe neben allen unmittelbaren Opfern auch gemäßigte Israelis schwer getroffen. Deren Weltbild und Werte seien in der Folge sowohl von einer weltweiten »propalästinensischen« Linken als auch von der eigenen in Teilen rechtsextremen Regierung stark unter Druck geraten.

Ohnehin geht die Autorin hart mit der israelischen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ins Gericht. Am 7. Oktober sei Israel nicht in seiner Existenz bedroht gewesen. Heute stehe das Land aber tatsächlich vor einer existenziellen Bedrohung: Oz-Salzberger wirft der Regierung eine rücksichtslose Kriegsführung sowie eine selbstzerstörerische Außen- und eine gegen die Demokratie gerichtete Innenpolitik vor.

Appell an Deutschland: Kritische Freundschaft mit Israel

Oz-Salzberger skizziert außerdem die Geschichte des Zionismus, den Aufstieg der Nationalreligiösen und diverse Aspekte der Historie des noch jungen Staates. Auch spart sie nicht mit Kritik an deutschen Debatten nach dem 7. Oktober.

Oz-Salzberger appelliert an Deutschland, zu Israel zu stehen und zugleich eine »kritische Freundschaft« zu pflegen. Es brauche einen neuen israelisch-deutschen Dialog. Die Autorin ruft dazu auf, den Gemäßigten, auch denen unter den Palästinensern, die oft aus Angst schwiegen, die Hand zu reichen.

Fania Oz-Salzberger, »Deutschland und Israel nach dem 7. Oktober«, Suhrkamp, 2024, 77 Seiten, 12 Euro, ISBN 978-3-518-47496-9

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  15.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025