Reisebericht

Der ultimative Titanic-Nahost-Friedensplan

Die neue Landkarte des Nahen Ostens: Frieden nach dem Modell des Brettspiels »Das verrückte Labyrinth« Foto: Frank Albinus

Es waren schwierige, kräftezehrende Verhandlungen, die in der Nacht zum Sonntag, den 19. Juni, im historischen King David Hotel in Jerusalem geführt wurden. Augenzeugen berichten von Kreditkarten, die plötzlich verschwunden waren; von Cuba-Libre-Gläsern, die nicht mehr nachgefüllt wurden; von zeitraubenden Nachverhandlungen, die die örtliche Taxifahrermafia leider durchsetzen konnte. Doch am Ende hatten sich alle Entbehrungen gelohnt: Die Sonderdelegation des Frankfurter Satiremagazins Titanic, die derzeit im Rahmen einer Leserreise durch Israel zieht, konnte in einem beispiellosen Kraftakt eine Friedenslösung auf den Tisch legen, die die Region auf Jahrzehnte hinaus stabilisieren wird. »Der Nahostkonflikt kann damit als gelöst betrachtet werden«, ließ sich der sichtlich erleichterte Chefunterhändler Rudi Hurzlmeier zitieren.

hotelbar Der Erfolg der Konferenz beruht auf einem so einfachen wie historisch beispiellosen Konzept: Keine der Konfliktparteien wurde zu den Verhandlungen eingeladen; die Roadmap wurde ausschließlich von Titanic-Mitarbeitern sowie anderen, zufällig in der Bar des »King David« anwesenden Alkoholikern verhandelt und beschlossen. So wurde jede unnötige Emotionalisierung der Debatte schon im Ansatz verhindert.

Dem Münchner Maler und Lebemann Rudi Hurzlmeier kam bei den Verhandlungen eine tragende Rolle zu. »In den vergangenen drei Tagen habe ich mir einen Eindruck von den Gegebenheiten verschafft, habe Jerusalem und Bethlehem bereist und dabei einige hübsche Schnäppchen gemacht – ich sage nur: Olivenholzschnitzereien! Auch konnte ich mit zahlreichen einflussreichen Persönlichkeiten sprechen, etwa dem Hoteldirektor, Achim Greser oder meiner Frau. In einem Café beim Jaffator kam mir dann die zündende Idee, die ich sofort auf einer Zuckertüte notierte.«

brettspiel Mit einigen handwerklich perfekten Feder- und Kulistrichen zog Hurzlmeier die Grenzen der Landkarte neu. Die Leitidee dabei war eine weitgehende Modularisierung der Verwaltungseinheiten. Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete werden in fünfzig gleich große, sich selbst verwaltende Planquadrate eingeteilt, die turnusmäßig gegeneinander verschoben werden – eine Idee, die auf das Brettspiel »Das verrückte Labyrinth« zurückgeht. Langfristige Grenzstreitigkeiten sind dadurch unmöglich, weil jeden Monat sowieso neue Grenzen gelten.

Lohn erwartet Hurzlmeier für seine Mühen keinen; er empfände es jedoch als »schöne Geste«, wenn der Herzlberg alsbald in Hurzlberg umbenannt würde. Der endgültige Friedensplan sowie ein umfangreicher Reisebericht werden in der Augustausgabe des Titanic-Magazins veröffentlicht. Bis dahin bittet die Zeitschrift die Konfliktparteien, nach Möglichkeit jede Auseinandersetzung zu vermeiden, die eine grobe Veränderung der von Hurzlmeier vorgefundenen Ausgangssituation bewirken könnte. Sonst nämlich, so Hurzlmeier, könne er »für nix garantieren«.

Der Autor ist Chefredakteur der »Titanic« und derzeit in Israel unterwegs.

Kulturkolumne

Was bleibt von uns?

Lernen von John Oglander

von Sophie Albers Ben Chamo  25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Hollywood

Scarlett Johansson macht bei »Exorzist«-Verfilmung mit

Sie mimte die Marvel-Heldin »Black Widow« und nahm es in »Jurassic World: Die Wiedergeburt« mit Dinos auf. Nun lässt sich Scarlett Johansson auf den vielleicht düstersten Filmstoff ihrer Laufbahn ein

 25.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  24.11.2025

Nachruf

Das unvergessliche Gesicht des Udo Kier

Er ritt im Weltall auf einem T-Rex, spielte für Warhol Dracula und prägte mit einem einzigen Blick ganze Filme. Udo Kier, Meister der Nebenrolle und Arthouse-Legende, ist tot. In seinem letzten Film, dem Thriller »The Secret Agent«, verkörpert er einen deutschen Juden

von Christina Tscharnke, Lisa Forster  24.11.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Nürnberg

»Tribunal 45«: Ein interaktives Spiel über die Nürnberger Prozesse

Darf man die Nürnberger Prozesse als Computerspiel aufarbeiten? Dieses Spiel lässt User in die Rolle der französischen Juristin Aline Chalufour schlüpfen und bietet eine neue Perspektive auf die Geschichte

von Steffen Grimberg  24.11.2025