Finale

Der Rest der Welt

Es gibt einen großen Markt für jüdisches Spielzeug. Und er wird immer vielfältiger. Früher spielten die religiösen Kinder vor allem mit Rabbiner-Karten. Mit Lego versuchten sie, Synagogen nachzubauen, und mit Playmobil spielten sie den ewigen Kampf zwischen jüdischen Cowboys und gojischen Indianer. Oder umgekehrt.

Inzwischen müssen sich die Kinder nicht mehr allzu sehr in die Rollenspiele hineinversetzen. Es gibt jetzt »Binyan Blocks«. Die erleichtern es den Heranwachsenden ungemein, in ihrer Welt zu bleiben. Denn früher gab es bei Lego das große Problem, dass die Figuren nicht jüdisch genug aussahen.

Die Lego-Männer hatten keine Schläfenlocken und die Lego-Frauen keinen anständigen Scheitel. Der Umstand, dass Lego alle Lord of the Rings- und Hobbit-Figuren nachbaut und die Jünger von Star Wars mit allen Raumschiffen verwöhnt, ist umso schwieriger zu ertragen, wenn es nicht einmal einen jüdischen Lubawitscher-Lego-Rebben gibt. Antisemitismus? Die zuständigen Behörden müssen das beurteilen.

Lego-Streimel Wenden wir uns aber wieder unseren Kindern zu: Sie haben in der Prä-»Binyan Blocks«-Epoche gelitten. Die Älteren unter uns können sich noch an die Wutanfälle von damals erinnern. Aber auch Depressionen nahmen überhand. Die Juden schrieen gen Himmel und wurden durch Eliyahu Wolf erlöst. Wolf, ein Lehrer an einer religiösen Schule in Amerika, hatte folgende Idee: Warum nicht ein paar braune und weiße Lego-Steine in einer Box verkaufen und an vier Lego-Köpfen Streimel, schwarzen Hut, braunen Scheitel und schwarzen Scheitel anmalen? Und warum nicht so eine Schachtel für 70 Dollar verkaufen? Ist doch toll, nicht?

Jetzt endlich können religiöse Kinder auch zu Hause Synagoge spielen. Ich habe mir das einmal angeguckt. Es sind tatsächlich jüdische Lego-Männchen. So weit man das halt von außen beurteilen kann. Die Synagoge sieht ein bisschen mickrig aus, aber immerhin machen die Lego-Männchen keinen Lärm während des Gottesdiensts.

Schnorrer Denn zu groß soll die Ähnlichkeit auch nicht sein. Theoretisch hätten die Macher von »Binyan Blocks« auch zwei, drei Schnorrer anmalen müssen und einen dicken Gemeindepräsidenten, der immer am Quatschen ist.

Kinder vermisse ich auch im Synagogen-Set. Nämlich solche, die im Vorraum rumhüpfen und den Zucker wegnaschen, der eigentlich für den Kaffee bestimmt ist. Dann fehlt natürlich auch ein alter Mann, der am Stock läuft und die Kinder anschreit (wegen des Zuckers).

Ach, ich hätte noch ein paar Ideen für den Bau einer realitätsgetreuen Lego-Synagoge. Man erreicht mich am besten während der üblichen Gebetszeiten (ich habe mein Handy stets griffbereit).

Brüssel

»Gegen EU-Grundwerte«: Kommission verurteilt Festival

Eine Sprecherin der Europäischen Kommission hat den Boykott der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani in die Nähe von Antisemitismus gerückt und scharf verurteilt

von Michael Thaidigsmann  12.09.2025

Sachbuch

Aus dem Leben einer Rebellin

Gerhard J. Rekel hat der jüdischen Sozialaktivistin Lina Morgenstern eine lesenswerte Biografie gewidmet

von Gerhard Haase-Hindenberg  12.09.2025

TV

Auch Niederlande drohen mit ESC-Boykott, wenn Israel teilnimmt

Gastgeber Österreich hat sich bereits eindeutig für eine Teilnahme Israels ausgesprochen

 12.09.2025

Belgien

»Ruf unseres Landes beschmutzt«: Premier rügt Gent-Festival

Premier Bart de Wever kritisiert die Leiter eines belgischen Festivals dafür, die Münchner Philharmoniker und ihren Dirigent Lahav Shani ausgeladen zu haben

 12.09.2025

Nach Canceln in Gent

Solidarität in Berlin: Konzert mit Lahav Shani

Der israelische Dirigent und die Münchner Philharmoniker treten am Montag beim Musikfest Berlin auf

 12.09.2025

Belgien

Prosor: Ausladung von Shani »purer Antisemitismus«

Der israelische Dirigent Lahav Shani darf nicht auf dem Flanders Festival Ghent auftreten, weil er sich nicht genug vom Vorgehen Israels in Gaza distanziert habe. Das sorgt international für Kritik

 12.09.2025

Streaming

»Verstehen statt behaupten«

Ein Gespräch mit Dan Shaked über seine Abneigung gegen Petitionen, das Spionagedrama »The German« und den Dreh mit Schauspielkollege Oliver Masucci

von Katrin Richter  12.09.2025

Sehen!

»Humans 2.0«

Die Suche nach dem Moment des perfekten Gleichgewichts – das australische Ensemble »Circa« gastiert in Berlin

von Bettina Piper  12.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  12.09.2025