Finale

Der Rest der Welt

Von Mazze und Osterhasen oder Was kostet das »Brot der Armut« in Tel Aviv?

von Ayala Goldmann  10.04.2022 09:47 Uhr

Pessach-Ostern-Mazze-Hase Foto: Getty Images

Von Mazze und Osterhasen oder Was kostet das »Brot der Armut« in Tel Aviv?

von Ayala Goldmann  10.04.2022 09:47 Uhr

Tel Aviv ist die teuerste Stadt der Welt – das ist leider nicht nur ein Gerücht. Seit Wochen versuche ich, für unseren Pessach-Urlaub eine kleine Ferienwohnung zu buchen. Leider hat alles, was bezahlbar scheint, irgendeinen Haken. Entweder wird bei den Online-Bewertungen über Partys in der Nachbarschaft, Straßenlärm, tropfende Wasserhähne, fehlendes Warmwasser oder verstopfte Klospülungen gemeckert – oder die Wohnung kostet Unsummen.

Was wir jetzt für ein 43 Quadratmeter kleines Apartment bezahlen, kann man keinem erzählen. Nur so viel: Das Upgrade zu einer 47 Quadratmeter großen Wohnung mit Balkon hätte meinen Dispo gesprengt. Die spinnen, die Israelis! Aber wer braucht bei dem ewigen Straßenlärm in Tel Aviv schon einen Balkon? Und falls die Hamas wieder mal Raketen schickt, ist ein Bunker sowieso viel wichtiger!

Ursprünglich hegte ich die (nicht allzu originelle) Idee, im Urlaub abzuschalten – nach zwei Jahren Corona und dreieinhalb Jahren Israel-Entzug.

EiER Aber Fehlanzeige, Kriegsnachrichten sind überall. Auch in Israel wird nun Mehl teurer – und sogar Eier. Und das ausgerechnet vor dem Sederabend, bei dem jeder Gast ein hartes Ei in Salzwasser tunkt, weil damals den Israeliten das Rote Meer beim Überqueren bis an die … sorry, ich weiß, der Witz ist uralt. Aber vielleicht sollte ich meiner Familie zum Seder in Israel eine Palette frischer Hühnereier mitbringen, damit die Veranstaltung für alle bezahlbar bleibt?

Was mache ich, wenn an Pessach in Israel 30 Grad sind? Soll ich das Risiko einer Schokoladenschmelze eingehen?

Allerdings gibt das im Fall von Turbulenzen beim Flug wohl eine totale Sauerei im Gepäckfach. Vielleicht lieber ein griffigeres Geschenk. Wie wäre es mit dem »Brot der Armut« (also Mazze), Mazzemehl, dem legendären »Mazze-Ball-Mix«, einer Flasche koscherer Rotwein und israelischen Salzgurken? Falls der Zentralrat diesmal sein Pessach-Paket rechtzeitig schickt, wäre das doch ein perfektes deutsch-israelisches Import-Export-Projekt. Mein Cousin in Israel hat sich totgelacht über den Vorschlag. »Wir haben genug Mazze, bring lieber Schokolade mit!«

Sonnenblumenöl Wie ich ihn kenne, will er Toblerone. Aber die ist im Supermarkt genauso ausverkauft wie Sonnenblumenöl und Rapsöl. Dafür türmen sich in den Regalen die Osterhasen. Ich bekenne an dieser Stelle, ich stehe nicht nur auf Adventskalender, sondern ich liebe auch Hasen mit goldenen Glöckchen! Ich weiß zwar genau, dass meine Cousine wieder einen fleischigen Seder veranstaltet, aber selbstverständlich essen wir die Hasen erst am zweiten Tag von Pessach respektive Ostersonntag.

Aber was mache ich, wenn an Pessach in Israel 30 Grad sind? Soll ich das Risiko einer Schokoladenschmelze eingehen? Und was wäre das für eine Pessach-Botschaft – süßer die Glocken nie klingen?

Wahrscheinlich sollte ich im Duty Free lieber tief in die Tasche greifen und meiner Cousine das Parfum »Ma Nishtana« aus der Duftfamilie Ambra Holzig mitbringen, falls es vorrätig ist. Denn das unterscheidet doch Pessach von den anderen Feiertagen: Alles ist NOCH teurer. Und falls hier irgendein Rabbi anruft, um sich über Weihnukka-Pessach zu beschweren: Ich bin schon im Flugzeug!

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  28.03.2024

Sachbuch

Persönliches Manifest

Michel Friedman richtet sich mit seinem neuen Buch »Judenhass« bewusst an die allgemeine Öffentlichkeit, er appelliert aber auch an den innerjüdischen Zusammenhalt

von Eugen El  28.03.2024

USA

Daniel Kahneman ist tot

Der Wissenschaftler Daniel Kahneman kombinierte Erkenntnisse aus Psychologie und Ökonomie

 28.03.2024

Bildung

Kinderbuch gegen Antisemitismus für Bremer und Berliner Schulen

»Das Mädchen aus Harrys Straße« ist erstmals 1978 im Kinderbuchverlag Berlin (DDR) erschienen

 27.03.2024

Bundesregierung

Charlotte Knobloch fordert Rauswurf von Kulturstaatsministerin Roth

IKG-Chefin und Schoa-Überlebende: »Was passiert ist, war einfach zu viel«

 26.03.2024

Kultur

Über die Strahlkraft von Europa

Doku-Essay über die Theater-Tour von Autor Bernard-Henri Levy

von Arne Koltermann  26.03.2024

Projekt

Kafka auf Friesisch

Schüler der »Eilun Feer Skuul« in Wyk auf Föhr haben ihre friesische Version des Romans »Der Verschollene« vorgestellt

 25.03.2024

Berlin

Hetty Berg als Direktorin des Jüdischen Museums bestätigt

Ihr sei es gelungen, die Institution »als Leuchtturm für jüdisches Leben« weiterzuentwickeln, heißt es

 25.03.2024

Judenhass

Wie der Historikerstreit 2.0 die Schoa relativiert

Stephan Grigat: Der Angriff auf die »Singularität von Auschwitz« kommt nun von links

 25.03.2024