Glosse

Der Rest der Welt

Man nehme: zwei Masken, kochendes Wasser ... Foto: Getty Images

Seit es diese Masken gibt, die man überall dort tragen muss, wo man diese Masken tragen muss, komme ich mit meinem Alltag kaum noch klar. Was vorher ein spontaner Bummel durch das eigene Viertel war – gehst du hier kurz rein und kaufst dort noch etwas –, ist zu einer hochkomplizierten, exakte Vorbereitung und Planung erfordernden Angelegenheit geworden.

Auf und ab Es reicht nicht, dass man diese Maske immer dabei haben muss. Das unfallfreie Auf- und Absetzen der Maske will für einen Brillenträger wie mich geübt sein. Auch das anschließende Verstauen des Mund-Nasen-Schutzes in einer luftdicht verschlossenen Tüte – welcher Virologe hat das eigentlich empfohlen? – erfordert viel Geschick.

Die richtige Pflege mehrfach verwendbarer Stoffmasken – danke fürs Nähen, Mama! – erfordert viel Geschick.

Sie können in Frankfurt herumfragen, ob man schon mal diesen schlaksigen Mittdreißiger gesehen hat, der so kompliziert mit Maske und Plastiktüte hantiert – man wird von mir berichten!

Wissenschaft Auch die Frage, wann und wo diese Masken eigentlich verpflichtend getragen werden müssen, hat sich längst zu einer Spezialwissenschaft entwickelt.

Kürzlich beobachtete ich beim Bäcker, wie ein maskenloses Paar vom Verkäufer zurechtgewiesen wurde: »Gesetz ist Gesetz!« Mehr noch als der Umstand, dass es meines Wissens noch immer kein Maskentrageverpflichtungsgesetz gibt, wundert mich die Art und Weise, wie die Streitfrage geklärt wurde.

Das Paar durfte nämlich maskenlos beim Bäcker verweilen – unter der Bedingung, dass es sich an einen Tisch setzt. Wieso die mögliche Virenlast eines sitzenden Menschen geringer sein soll als im stehenden Zustand, müssten Sie bei Gelegenheit beim Virologen Ihres Vertrauens erfragen.
Auch die richtige Pflege mehrfach verwendbarer Stoffmasken – danke fürs Nähen, Mama! – erfordert viel Geschick.

Topf Um sicherzugehen, koche ich meine Masken fünf Minuten lang in einem Topf ab, lasse sie trocknen und bügle sie anschließend. Eigentlich koche ich gar nicht gern. Wenn Sie sich in meinem Familien- und Freundeskreis umhören, wird man Ihnen im Chor sagen: Der Eugen ist nie über das Tortellini-Warmmachen hinausgekommen!

Doch seit es diese Masken gibt, stehe ich fast jeden Tag am Herd. Ich blicke andächtig in den Kochtopf und sehe den Viren und Bakterien beim Weggekochtwerden zu. Noch habe ich mich nicht getraut, hier und da mit Gewürzen zu experimentieren. Aber das kommt bald! Dank dieser Masken werde ich endlich Kochen lernen.

Freiburg im Breisgau

»Keine Schonzeit für Juden«: Neues Buch von Rafael Seligmann

Antisemitismus, der 7. Oktober 2023, ein Umzug von Tel Aviv nach München in den 1950er Jahren und ein bewegtes Leben: Der Historiker streift und vertieft in seinem aktuellen werk viele Themen

von Leticia Witte  15.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  14.09.2025 Aktualisiert

Nach Antisemitismus-Eklat

Lahav Shani wird im Ruhrgebiet begeistert empfangen

Den Auftritt in Essen besuchte auch Belgiens Premier Bart De Wever

 14.09.2025 Aktualisiert

Aufgegabelt

»Schnitzel« aus dem AirFryer

Rezepte und Leckeres

 13.09.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.09.2025

Ernährung

Kein Gramm weniger, aber trotzdem gesünder

Wie eine Studie dazu beiträgt, den Erfolg einer Diät nicht nur anhand des Gewichts auf der Waage zu bewerten

von Sabine Brandes  13.09.2025

Kulturkolumne

Immer diese verflixten Zahlen

Wann war Puschkins Geburtsjahr? Und welche historischen Ereignisse können wir nicht vergessen?

von Maria Ossowski  13.09.2025

Brüssel

»Gegen EU-Grundwerte«: Kommission verurteilt Festival

Eine Sprecherin der Europäischen Kommission hat den Boykott der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani in die Nähe von Antisemitismus gerückt und scharf verurteilt

von Michael Thaidigsmann  12.09.2025

Sachbuch

Aus dem Leben einer Rebellin

Gerhard J. Rekel hat der jüdischen Sozialaktivistin Lina Morgenstern eine lesenswerte Biografie gewidmet

von Gerhard Haase-Hindenberg  12.09.2025