Finale

Der Rest der Welt

Kennen Sie eigentlich Murphys Wochenend-Gesetz? Demzufolge finden technische Ausfälle und Haushalts-Desaster immer am Freitagnachmittag statt, wenn sich für Geld und gute Worte niemand finden lässt, der den Schlamassel behebt.

Zusätzlich gibt es noch Murphys Schabbes-Gesetz, das besagt: Richtig verschärft treten diese Zwischenfälle erst im Winter auf, wenn freitags schon gegen 16 Uhr Schicht im Schacht ist. Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel von vergangener Woche. Ich sitze nichtsahnend im Büro, da ruft meine Putzfrau an.

Der Fernseher wäre kaputt, und sie könne ihre Lieblings-Telenovela nicht gucken, Kaffee und Kekse wären auch aus. Außerdem ginge die Heizung nicht, die Temperaturen in meinem Wohnzimmer lägen um den Gefrierpunkt. Sie könne so nicht arbeiten, also »Auf Wiedersehen«, bis nächste Woche.

Schwarzarbeiter Gerade will ich vor Wut in mein Mauspad beißen, da fällt mir meine praktische Liste mit polnischen Schwarz- und Wanderarbeitern ein. Dort wird sich doch bestimmt einer finden lassen, der in spätestens einer Stunde bei mir zu Hause auf der Matte steht.

Tatsächlich treffen Heizungstechniker Kowalski und ich zeitgleich zu Hause ein. Kowalski wirft einen kurzen fachmännischen Blick auf meinen Boiler und stellt fest, dass erst einmal der Gefrierschrank und der Trockner weggerückt werden müssten, er käme sonst nicht ran. Auf Wiedersehen, schönes Wochenende, bis Montag, sagt er noch und schiebt ab Richtung Aufzug. Verzweifelt schnappe ich nach seinem Overall, um ihn zurückzuhalten.

ch ringe ihm das Versprechen ab, in einer Stunde nochmal vorbeizuschauen. Die Uhr läuft. Ich hechte verzweifelt von Stockwerk zu Stockwerk, um jemanden unter meinen chassidischen Nachbarn zu finden, der mir aus der Patsche hilft. Aber natürlich ist das Mannsvolk schon ab in die Synagoge, nur die Hausfrauen in Turban und Frotteehauskleid sind noch da, um die Gefilte Fisch und das Brathuhn in der Röhre zu überwachen.

Staubklumpen Ich überrede Frau Pomerantz und Frau Süssholz, mit mir nach oben zu kommen. Mit vereinten Kräften schieben wir die tonnenschweren Geräte beiseite. Nicht gut! Denn nun wird der Zustand meines bisher gut getarnten Bodens sichtbar: schwarz verkrustet und mit schmierigen Staubklumpen.

Wie peinlich! Das kommt davon, wenn man den Pessachputz seiner Putzfrau überlässt, denke ich mir, und Frau Pomerantz und Frau Süssholz denken wahrscheinlich dasselbe. Ich kann mir schon vorstellen, was heute Abend am Schabbattisch das Top-Thema sein wird. Aber das ist mir jetzt auch egal.

Bleibt noch hinzuzufügen, dass Techniker Kowalski sich nie wieder gemeldet hat, und dass wir deshalb gezwungen waren, das Wochenende in einem sehr netten, sündhaft teuren Hotel mit einladend prasselndem offenen Kamin zu verbringen, an dem man sogar Marshmallows rösten konnte. Nicht sehr schabbesmäßig, meinte mein Mann, aber ab und zu kann man sich ja mal einen kleinen Ausrutscher erlauben. Fragen Sie ruhig Murphy!

Fernsehen

Er ist nicht Leonard Cohen und sie ist nicht Marianne

Warum eine Serie über die legendäre Lovestory von Leonard Cohen und Marianne Ihlen scheitern musste

von Maria Ossowski  02.10.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Champagner, Honig oder beides? Wie Rosch Haschana gelingt

von Nicole Dreyfus  02.10.2024

Zahl der Woche

72 Granatäpfel

Fun Facts und Wissenswertes

 02.10.2024

Aufgegabelt

Granatapfel-Gelee

Rezepte und Leckeres

 02.10.2024

Kolumne

Anwesenheit zählt

Eine Agnostikerin in der Dohány-Synagoge in Budapest

von Ayala Goldmann  01.10.2024

Meinung

Cem Özdemir, Diskursganoven und worüber eben doch gesprochen werden sollte

Ein Gastbeitrag von Rebecca Schönenbach

von Rebecca Schönenbach  01.10.2024

Gespräch

»In einer Welt ohne Israel kann ich nicht leben«

Leon Kahane über destruktive Dynamiken, Erlösungsfantasien und Antisemitismus im Kunstbetrieb

von Eugen El  01.10.2024

Literatur

Dana Vowinckel bekommt Buchpreis »Familienroman 2024«

Sie wird für ihren ersten Roman »Gewässer im Ziplock« ausgezeichnet

 30.09.2024

Kino

Liebhaber des Wahnsinns

Regisseur Todd Phillips widmet sich menschlichen Abgründen. Das zeigt er auch in der Fortsetzung von »Joker«

von Jens Balkenborg  27.09.2024