TV-Tipp

Das Überlebenselixier

Rabbiner Andrew Steiman in der TV-Doku »Jüdisches Leben, jüdischer Humor« Foto: © Florianfilm

Sein Großvater, erzählt Andrew Steiman, habe einen schönen Wahlspruch gehabt: »Als Letztes stirbt nicht die Hoffnung, als Letztes stirbt der Humor.« Der im Frankfurter Budge-Heim tätige Rabbiner ist einer der Protagonisten, die in einer ambitionierten Fernsehdokumentation versuchen, ein viel diskutiertes und schwer zu fassendes Phänomen auf einen Nenner zu bringen: den jüdischen Humor.

»Jüdisches Leben, jüdischer Humor« ist die zweiteilige Dokumentation betitelt, deren Regisseur Jascha Hannover das Drehbuch gemeinsam mit Filmemacher Arkadij Khaet (»Masel tov Cocktail«) schrieb. 

Neben Steiman, den man unter anderem als begnadeten Witzeerzähler im Frankfurter Treffpunkt für Schoa-Überlebende erlebt, sind in der Doku weitere Jüdinnen und Juden im Gespräch über ihre Sicht auf den jüdischen Humor zu sehen.

PRÄGUNG So erinnern sich die Soziologin Darja Klingenberg und die Schriftstellerin Sasha Marianna Salzmann an ihre sowjetisch-jüdische Humorprägung: »Zuhause wurden sehr viele Witze erzählt.« Es gehe auch darum, wie sie erzählt wurden. In den Witzen seien ganze Lebensgeschichten aufgeschienen.

Rabbinerin Delphine Horvilleur macht deutlich, dass auch die religiöse Tradition des Judentums nicht ohne Witz ist.

Der österreichische Schriftsteller Doron Rabinovici spricht mit der Psychotherapeutin Ruth Werdigier über Sigmund Freuds Verhältnis zum Humor und das damals angespannte Verhältnis zwischen den assimilierten Juden Wiens und den vermeintlich rückständigen Ostjuden.

Dass auch die religiöse Tradition des Judentums nicht ohne Witz ist, macht unter anderen die französische Rabbinerin Delphine Horvilleur an mehreren Beispielen deutlich. Die dem jüdischen Humor eigene Distanzierung zeige sich auch in Riten, so Horvilleur. Das wortwörtliche Lesen werde im Judentum abgelehnt – und diese Lesart habe viel mit jüdischem Humor zu tun. 

DEBATTE Welche mitunter entlastende Funktion jüdischer Humor für Nichtjuden haben kann, wird anhand der Debatte um Salcia Landmanns in der Nachkriegszeit erschienene Witzanthologie spürbar.

Im zweiten Teil blickt die Dokumentation unter anderem auf die Comedy-Szene Israels und geht der Frage nach, ob der jüdische Humor jenseits der Diaspora überflüssig geworden sei.

Denn oft wird er als ein selbstironischer Humor beschrieben, der dem Lachen der Mehrheitsgesellschaft über die Juden das Lachen über sich selbst voranstellt. Dessen geradezu lebensnotwendigen Stellenwert bringt Rabbiner Andrew Steiman auf den Punkt: »Humor ist eine Lebenseinstellung. Wenn man den Humor verloren hat, dann ist wirklich Schluss.«

Die zweiteilige Dokumentation läuft am Mittwoch, den 3. November ab 22.00 Uhr auf arte und ist in der dortigen Mediathek einsehbar.

Andrea Kiewel

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