Redezeit

»Das ist positiver Stress«

Frau Gerstetter, Sie haben mit den Musikern Dominic Miller, Rhani Krija und Mark Lindup ein künstlerisches Programm zusammengestellt, das sich musikalisch von Ihrer Tätigkeit als Kantorin unterscheidet. Benötigen Sie ab und zu mal einen Ausflug in andere musikalische Gefilde?
Seit einigen Jahren komponiere ich eigene Songs und habe auch schon mit Dominic Miller Lieder geschrieben. Und diese präsentieren wir nun. Darauf freue ich mich besonders, weil es sehr persönlich und speziell ist.

Wie ist diese Zusammenarbeit zustande gekommen?
Dominic habe ich vor einigen Jahren kennen- und den Künstler lieben gelernt. Er ist wirklich ein ganz toller Gitarrist. Rhani Krija habe ich zur gleichen Zeit getroffen. Er ist Percussionist und arbeitet regelmäßig mit Sting. Beide waren angetan von der Musik, die ich mache. Und so hat sich eine Zusammenarbeit ergeben. Mark Lindup, der ein sehr guter Pianist ist, kennt Dominic schon lange. Und ich werde von ihm musikalisch inspiriert.

Inwiefern?
Wir denken musikalisch sehr ähnlich. Und das macht die Zusammenarbeit sehr produktiv. Es macht einfach Spaß, gemeinsam Musik zu machen.

Sie schreiben Texte und Musik selbst. Wovon lassen Sie sich dabei inspirieren?
Das ist ganz unterschiedlich. Es sind Dinge aus dem Alltag, die mich bewegen, aber beispielsweise auch die Schoa. Ich habe ein Stück über eine gute Freundin geschrieben, die die Schoa überlebt hat. Und ich muss ehrlich sagen, dass mir dieses Lied sehr nahe ist. Es hat auch mit meiner Familiengeschichte zu tun, und so hat sich das eine zum anderen gefügt.

Das Konzert findet kurz vor Pessach statt. Sie sind Kantorin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Ist das nicht stressig?
Das Schöne ist, dass ich vorher Urlaub hatte und mich bereits während der freien Tage auf Pessach einstellen konnte. Den Pessachputz habe ich schon erledigt. Es ist vielleicht stressig, aber das ist positiver Stress.

Wie feiern Sie Pessach?
Wie jedes Jahr: Der erste Seder findet immer bei uns in der Familie statt. Meine Mutter macht ihn, und von daher habe ich diesen Stress nicht mehr. Den zweiten Seder feiere ich natürlich mit meiner Gemeinde.

Gibt es für Sie als Musikerin ein Lieblingslied in der Haggada?
Es gibt ja so viele. Der Ohrwurm ist natürlich Chag Gadya – keine Frage. Wenn ich an Pessach denke, dann fällt mir das als Erstes ein. Alle Gesänge zu Pessach sind sehr interessant.

Mit der Kantorin sprach Katrin Richter.

Avitall & die Dominic Miller Band treten am 4. April um 20 Uhr im Heimathafen Neukölln auf.

www.heimathafen-neukoelln.de
www.avitall.de

Avitall Gerstetter wurde in Berlin geboren und studierte nach dem Abitur Gesang sowie Klavier, Klarinette und Tanz an der Universität der Künste Berlin. 2001 absolvierte Gerstetter ihre Kantorenausbildung in New York und amtiert seither in den Synagogen Oranienburger Straße und Hüttenweg.

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  08.12.2025

Vortrag

Über die antizionistische Dominanz in der Nahostforschung

Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf hat im Rahmen der Herbstakademie des Tikvah-Instituts über die Situation der Universitäten nach dem 7. Oktober 2023 referiert. Eine Dokumentation seines Vortrags

 07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Los Angeles

Schaffer »visionärer Architektur«: Trauer um Frank Gehry

Der jüdische Architekt war einer der berühmtesten weltweit und schuf ikonische Gebäude unter anderem in Los Angeles, Düsseldorf und Weil am Rhein. Nach dem Tod von Frank Gehry nehmen Bewunderer Abschied

 07.12.2025

Aufgegabelt

Plätzchen mit Halva

Rezepte und Leckeres

 05.12.2025

Kulturkolumne

Bestseller sind Zeitverschwendung

Meine Lektüre-Empfehlung: Lesen Sie lieber Thomas Mann als Florian Illies!

von Ayala Goldmann  05.12.2025

TV-Tipp

»Eigentlich besitzen sie eine Katzenfarm« - Arte-Doku blickt zurück auf das Filmschaffen von Joel und Ethan Coen

Die Coen-Brüder haben das US-Kino geprägt und mit vielen Stars zusammengearbeitet. Eine Dokumentation versucht nun, das Geheimnis ihres Erfolges zu entschlüsseln - und stößt vor allem auf interessante Frauen

von Manfred Riepe  05.12.2025