Sehen!

Cop mit Kippa

»Im Angesicht des Verbrechens« zeigt, wie die organisierte Kriminalität Berlin prägt. Foto: 3sat

Marek Gorsky ist Berliner Polizist. Und Jude. In US-Krimis eine Selbstverständlichkeit, im deutschen TV eine kleine Sensation. Doch Dominik Graf macht in der Serie Im Angesicht des Verbrechens keine daraus. Gorsky ist ein normaler Bulle, das Judentum gehört zu seinem Leben, definiert es aber nicht – so wie auf der Gegenseite die jüdischen Angehörigen der Russenmafia in erster Linie Kriminelle sind. Im Krieg zwischen Gangstern und Gesetz spielt die Herkunft keine Rolle.

alltag Kampfszenen aus diesem Krieg zeigt die fünfteilige Serie, die 3sat in der Woche vom 3. bis 8. Juni täglich um 22.15 Uhr ausstrahlt. Gorsky jagt einen führenden Berliner Russen-Mafioso. Zusätzlich brisant ist der Job, weil der Ermittler persönlich involviert ist. Sein eigener Schwager gehört zum Umfeld der organisierten Kriminalität, wie einst Gorskys Bruder Grischa, der vor zehn Jahren auf offener Straße erschossen wurde.

Auf Gangsterromantik à la Der Pate verzichtet die Serie ebenso wie auf Mätzchen in Tatort-Manier. Graf zeigt das kriminelle Milieu als Teil des Berliner Alltags. Gewalt ist allgegenwärtig, nicht nur, wenn gelegentlich geschossen oder geprügelt wird, sondern vor allem in den genau gezeichneten Alltagssituationen. Aus dieser schnörkellosen Nüchternheit gewinnt die Serie ihre Durchschlagskraft. Im Angesicht des Verbrechens ist keine leichte Krimikost, sondern »hardboiled« in amerikanischem oder britischem Stil. Die Geschichten gehen unter die Haut. Nach jeder der zwei Mal 50 Minuten langen Doppelfolgen ist der Zuschauer seelisch durchgerüttelt – wie es in guten Thrillern sein soll.

Die Ausstrahlung auf 3sat ist auch eine Art Wiedergutmachung. Der Kultursender zeigt die Serie, wie vom Regisseur geplant, nachdem die ARD 2010 wegen schlechter Quoten die drei letzten Folgen zu nachtschlafender Zeit hintereinander abgenudelt hatte.

»Im Angesicht des Verbrechens«. 3sat, 3. bis 8. Juni, jeweils 22.15 Uhr

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Ab jetzt nur noch mit Print-Abo oder Es gibt viele Gründe, auf 2026 anzustoßen

von Katrin Richter  20.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025